Christoph Graupner (1683–1760): Trio F-Dur GWV 210 für Viola d’amore, Bass-Chalumeau und B.c., Erstausgabe, herausgegeben von Heinz Beck. Ed. Walhall EW 572
„Vergessener Bach-Rivale“ titulieren ihn Musikologen, die noch Generationen hindurch zu tun haben werden, sein reiches vokales und instrumentales, weltliches wie geistliches Opus zu erforschen, zu edieren und angemessen zur Geltung zu bringen. Nächste Gelegenheit bietet sein 325. Geburtstag im kommenden Januar. Zwar durch die Leipziger Schule gegangen verbringt Graupner nach kurzer Visite an der Hamburger Oper seine unglaublich reiche kreative Zeit durchweg in hessischen Diensten im Auftrag höfischer Repräsentation.
Ergebnis: 46 Jahrgänge mit über 1.400 Kirchenkantaten, 250 Orchesterwerke und Konzerte, dazu Klavier- und Kammermusik. Dabei spielte in dieser Zeit und vor allem für Graupner der Klarinettenvorläufer Chalumeau eine wichtige Funktion und Klangfarbenrolle. So hat er dieses sonore Register in dieser Triosonate mit dem silbrigen Klang der ebenso beliebten Viola d’amore zu einer sonderbaren Klangmixtur vereinigt. Heute könnte dieses Besetzungsunikat alternativ durch Viola oder Alt-Gambe beziehungsweise Bassetthorn, tiefe Blockflöte oder Fagott ersetzt werden, wofür dieser Ausgabe dankenswerterweise extra Stimmen beigegeben sind. Stilistisch entspricht das Trio dem Typ einer Kirchensonate. Streng kontrapunktisch und ausdrucksstark geführt sind die Oberstimmen der langsamen Sätze, fugativ starten sie in den beiden schnellen Sätzen voll vitaler Lust über einem sparsamen Continuo. Nicht schwierig.
Johann Martin Friedrich Nisle (1780–nach 1861?): Trio Nr. 3 E-Dur (aus „Tre Trii“) für zwei Violinen und Violoncello. Neuausgabe von Christoph Dohr, Partitur und Stimmen, Ed. Dohr 26388. – Sonate (Trio) für Horn, Violine und Klavier f-moll (wohl op. 15, um 1818/19). Partitur und Stimmen. Ed. Dohr 26389
Der Schwabenfamilie Nisle (oder Nüßle) entstammend, wie sein Vater und seine beiden Brüder gefragter Hornist, aber auch Bratscher, der durch Europa tourte, war dieser jüngste Sohn als Komponist recht erfolgreich. Er verstand es, für die Praxis der Musiker und wohl auch für die Unterhaltung einer Zuhörerschaft Eingängiges zu schreiben. Er ließ unter seiner stattlichen Anzahl kammermusikalischer Werke drei Trios in Neapel drucken, dessen Nr. 3 im klassischen frühromantischen Stil, musikantisch angepackt, recht unterhaltsam wirkt. Ähnlich die mit Horn originell besetzte Sonate mit ihrer allerdings etwas trüben Moll-Tonart. Ihr erster Satz startet ganz schön forsch. Sie ist dem Hornspieler auf den Leib geschrieben. Doch Klavier und Violine beschränken sich nicht nur auf Begleit- und Füllfunktionen. Diese leicht romantischen Klangmixtur passt besonders zur Melancholie der beiden Folgesätze. Mehr Details zur Nüßle-Familie erhellt eine zu erwartende Forschungsarbeit.