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Foto: Akademie für Alte Musik Berlin
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Spätbarockes Würzburg: die Akademie für Alte Musik Berlin mit Konzerten von Platti

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Nur wenige Monate nachdem Giovanni Benedetto Platti (1697–1763) als Oboist für die Würzburger Hofkapelle engagiert worden war, starb der musikliebende Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn. Und damals wie heute traten bei solchen Umschwüngen entscheidende Veränderungen ein: Der neue Fürst reduzierte sogleich das Ensemble auf ein absolutes Minimum. Ein Glücksfall – denn Platti konnte sich nun auch ausgiebig der Komposition widmen.

Nicht für den geistlichen Hof, sondern für den weltlich gebliebenen Bruder seines ehemaligen Dienstherrn entstanden nun zahlreiche Werke. Denn Rudolf Franz Erwein von Schönborn, Graf von Wiesentheid, war ebenfalls der Musik zugetan und betätigte sich offenbar auch auf erstaunlich hohem Niveau als Cellist – dies belegen jedenfalls Plattis Sonaten und Triosonaten, auf dieser CD aber ein bemerkenswert griffiges, forsch aufbrausendes, überaus kurzweiliges Konzert für Violoncello (Solist: Sebastian Hess) sowie ein durch ausgearbeitete Mittelstimmen in den Ritornellen komplexes und in den Solopassagen ausdrucksstarkes Oboenkonzert (Solist: Xenia Löffler).

Der andere Teil des Programms besteht aus Concerto grosso-Bearbeitungen von Corellis Violinsonaten op. 5, die Platti das vollendete Beherrschen der hohen Kunst des mitdenkenden Arrangements bescheinigen. Darüber hinaus hat man bei dieser Einspielung die Ritornelle des op. 5/4 (F-Dur) um Oboen, Fagotte und Hörner ergänzt. Ein besonderer klanglicher Reiz, der auf diesem Umweg einmal mehr klar macht, wie sehr Händel in London mit seinem Opus 6 auf den dort hochverehrten Corelli Bezug nimmt…

Es sind aber nicht nur Plattis eigene Kompositionen und die zahlreichen Querbezüge, die diese CD zu einem Erlebnis hochbarocker Musikkultur werden lassen, sondern auch die wunderbar farbenreiche und nuancierte Interpretation der Akademie für Alte Musik, die – man muss es betonen – sich ganz in den Dienst der Partituren stellt und damit die Musik selbst zur Sprache bringt. Das ist in der HIP-Szene (historisch informierte Praxis) leider nicht mehr selbstverständlich. Aber es ist überaus wohltuend. Die überreiche Farbpalette der Continuogruppe wie auch die glänzende Aufnahmetechnik verdienen jeweils einen Extra-Stern.
 

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