In der sechsten Folge unserer Autor*innen-Tipps empfehlen wir Übertragungen von den Händel-Festspielen Halle, zu Parsifal an der Stuttgarter Staatsoper, zu Labor Beethoven 2020, dem Salon Picasso des Sinfonieorchesters Basel und dem Prosanova Festival.
Nur am 5. Juni 2020 (einmalig)
L’ART POUR L’ART: RESONANZEN – Film statt Konzert
Nur am 5. Juni 2020, 20.30 Uhr (Videostream auf YouTube)
„Die ständige Verfügbarkeit im Internet lässt uns vergessen,“ schreiben die Organisator*innen, „dass es sehr wohl moment-gebundene Musiken gibt. Bezeichnungen wie ‚Nocturne‘ und ‚Serenade‘ erinnern daran. Das Ensemble L’ART POUR L’ART hat deshalb ein Programm zusammengestellt, das nur zu diesem Moment abrufbar ist und danach aus dem Netz genommen wird. Ensemble L’ART POUR L’ART: Astrid Schmeling (Flöte), Nele B. Nelle (Klarinette), Hartmut Leistritz (Klavier), Michael Schröder (Gitarre/Dirigent), Matthias Kaul (Percussion) Kilian Schwoon (Klangregie), Karsten Wiesel (Film) Spenden statt Eintritt sind willkommen“ (Details dazu hinter dem Link). [Martin Hufner]
5. Juni 2020
Händel im Livestream: Von Händels zu Hause in die Welt
Livestream: Facebook | Youtube | Website
Musikalische Höhepunkte der wegen Corona abgesagten Händel-Festspiele Halle 2020 (29.05. bis 14.06.) mit Live-Schaltungen nach Krakau, Prag, Italien, London, Göttingen und Karlsruhe. Oberbürgermeister Bernd Wiegand überreicht dem Countertenor Valer Sabadus nach dessen Konzert mit dem G.A.P.-Ensemble unter Emilio Percan den Händel-Preis der Stadt Halle, die Laudatio hält Andrea Marcon (La Cetra Barockorchester Basel, Venice Baroque Orchestra). Weitere Mitwirkende der Händel-Hommage sind Daniel Behle, Kristin von der Goltz & Andreas Küppers, Andreas Wolf, Lautten Compagney Berlin unter Wolfgang Katschner, Pera Ensemble mit Mehmet C. Yeşilçay, Filippo Mineccia u.a.. Zugeschaltet werden in Gesprächen Tobias Wolff (Internationale Händel-Festspiele Göttingen) und Andrea Rechenberg (Städtisches Museums Göttingen), Philipp Amelungsen (Oper Halle), Peter Spuhler (Badisches Staatstheater Karlsruhe), Michael Fichtenholz (Internationale Händel-Festspiele Karlsruhe) und Peter Overbeck (Händel-Gesellschaft Karlsruhe), Samir Savant (London Handel Festival) und Leo Duarte (Opera Settecento). Durch das Programm führen Clemens Birnbaum (Intendant der Händel-Festspiele) und Grit Schulze (MDR Kultur). [Roland H. Dippel]
Ab 5. Juni 2020
Oper Stuttgart : Parsifal
17 Uhr PARSIFAL von Richard Wagner
(Ab 12. Juni 2020, 17 Uhr DIE SINGENDE STADT: Der Filmemacher Vadim Jendreyko hat die Neuinszenierung von „Parsifal“ für einen Dokumentarfilm mit der Kamera begleitet!)
Siehe auch: #OpertrotzCorona-Newsletter!
Es ist eine der stärksten Inszenierungen der Oper in Stuttgart aus der Ära von Albrecht Puhlmann! Vor zehn Jahren glänzte Calixto Bieito mit einer Endzeit-Variante von Wagners „Parsifal“, die wie maßgeschneidert in einen Corona Online Spielplan passt! Der Gral ist nur noch der Restmüll einer postkatastrophischen Endzeit, die von Cromac McCarthys Roman „The road“ inspiriert ist. Eine zerstörte Autobahnbrücke, die im Nichts endet, dahinvegetierende Underdogs, ein Kinderengel prügelnder Gurnemanz, ein langhaarig smarter Eindringling Parsifal (Andrew Richards) und die Gralsenthüllung als Demo mit der Frage „Wo ist Gott?“. Ein Klingsor, der zwischen Täter und Opfer changiert und mit Kundry (Christiane Iven) im Geschlechterkampf liegt, bei dem sie den exemplarischen männlichen Täter erniedrigt.
Es gab bis dahin wohl kaum je einen „Parsifal“, bei dem es so trostlos, nachtschwarz und jenseits zivilisatorischer Restbestände, doch zugleich so körperlich sinnlich zuging wie bei diesem Calixto Bieito auf dem Höhepunkt seines Könnens! Am Ende dann ist Parsifal als neuer „König“ nackt, und lässt sich in eine gänzlich ungewisse, wohl aber gottlose Zukunft tragen und Kundry bleibt allein zurück. Manfred Honeck war bei der Premiere mit knapp 1 Stunde 40 Minuten für den ersten Akt) einer der flotteren Parsifal-Dirigenten. Nach diesem Abstecher in eine apokalyptische Zukunft muss man erst mal durchatmen. www.staatsoper-stuttgart.de Oper trotz Corona [Joachim Lange]
6. Juni 2020 (danach unbegrenzt verfügbar)
Labor Beethoven 2020
Festival: www.labor-beethoven-2020.de.
Ausstellung: http://ausstellung.labor-beethoven-2020.de
Der musikmedialen Allgegenwart des 250. Geburtstages Ludwig van Beethovens konnte im Jahr 2020 auch eine Pandemie wenig anhaben: Eigentlich sollte „Labor Beethoven“ im März als progressiver Beitrag der Akademie der Künste zum Jubel-Jahr stattfinden - und fiel mitten hinein in den Corona-Shutdown. Dennoch wurden alle Kompositionen, Performances und Installationen realisiert und filmisch dokumentiert, sodass am 6. Juni das „Labor Beethoven 2020“ als virtuelles Festival ins Netz gehen wird. Präsentiert wird das komplette (!) von Caspar Johannes Walter und Julia Gerlach kuratierte Festivalprogramm mit über 10 Uraufführungen von Komponist*innen der Musikhochschulen Basel, Tel Aviv und Thessaloniki, der Klanginstallation „de-symphonic“ von Werner Cee (eine „Innenansicht“ von Beethovens „Pastorale“) und einer „Fidelio“-Dekonstruktion der Opernkompanie Novoflot. Die virtuelle Ausstellung „Labor 1802-2020“ bringt Material aus Beethovenzeit und Gegenwart zusammen, widmet sich dem experimentellen Beethoven-Zeitgenossen Anton Reicha genauso wie aktueller Klang-Kunst u. a. von Andrea Heilrath. [Dirk Wieschollek]
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CD-Aufnahmen in Corona-Zeiten – Philippe Tondre
„Wie frische Luft atmen“, empfindet Philippe Tondre die Arbeit an seiner neuen SWR-Koproduktion: Der Solo-Oboist des SWR Symphonieorchesters spielt zurzeit gemeinsam mit Pianistin Danae Dörken das komplette Schumann-Repertoire für Oboe und Klavier ein. Und endlich ist so viel Zeit, wie man es sich immer wünscht: fürs Einspielen, Abhören, neu Aufnehmen – und vielleicht auch, um Schumanns Musik noch besser zu verstehen. Der Preis dafür? Der Mund-Nasen-Schutz ist (fast) immer dabei. nmzMedia-Video im Auftrag des SWR, zu sehen unter: https://www.swr.de/swrclassic/symph…
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11. bis 14. Juni
Prosanova Festival
Website
Seit 2005 findet in Hildesheim alle drei Jahre das „Prosanova“ statt, ein Festival für junge Literatur, veranstaltet von der BELLA triste, die Freund*innen junger und jüngerer Literatur wohl bekannt ist. Dieses Jahr wird es vom 11. bis 14. Juni online stattfinden. Das diesjährige Motto lautet „Glätte und Reibung“. Das Prosanova hat sich stets als eines der spannendsten deutschen Festivals präsentiert, weshalb auch unter #stayhome-Umständen viel erwartet werden kann.
Über 40 Autor*innen, u.a. Max Czollek und Kübra Gümüşay, sind eingeladen und werden in 50 Veranstaltungen ihre Kunst in unterschiedlichen Formaten darbieten. Wie es bei studentisch organisierten Veranstaltungen so ist, sind einige Ankündigungen noch mit „weitere Infos folgen“ versehen. Was man aber schon weiß, es wird Lyrik, Prosa, Lesungen, Konzerte, Performances, Gespräche und Workshops zu Körper, Sex, Gewalt, Tod, Diskriminierung, Zugehörigkeiten, Scheitern, Bücher binden, Elektronische Musik und Schreiben geben. Tickets sind ab sofort erhältlich, Preise „was dir der Eintritt wert ist“. [Juana Zimmermann]
Jeden Donnerstag
Salon Picasso des Sinfonieorchesters Basel
Jeden Donnerstag um 19.30 Uhr, danach in der Mediathek.
Die ersten Videos schickte das Sinfonieorchester Basel noch aus den Wohnungen seiner Mitglieder. Chefdirigent Ivor Bolton leitete das digital vernetzte Orchester vor seiner Bücherwand im strengen Lockdown von Barcelona. Inzwischen kommen einzelne Musikerinnen und Musiker wieder ins neue Probezentrum am Picassoplatz, um im digitalen „Salon Picasso“ für das Publikum zu spielen. Jeden Donnerstag wird eine neue Sendung freigeschaltet. Der künstlerische Direktor Hans-Georg Hofmann ist nicht nur Gastgeber, sondern bringt in zahlreichen Gesprächen die Werke und ihre Interpreten näher. Auch die Saisonpräsentation 2020/21 gelang dem Sinfonieorchester Basel schon auf originelle Weise mit viel Musik. Ein Stöbern in der schon reich gefüllten Corona-Mediathek ist lohnend, da die Beiträge wie das Musikvideo „Auf dem Wasser“ mit viel Charme und Kreativität produziert wurden. Kompliment! [Georg Rudiger]