Gemeinsam ist den musikalischen Konzepten von Heiner Goebbels und Frank Zappa, dass sie sich über historische Genrekonventionen hinwegsetzen und urbane Modernität reflektieren. Aber nicht naturalistisch, sondern imaginativ wie die „Suite For Sampler And Orchestra from Surrogate Cities“, die Heiner Goebbels aus dem Inventar barocker Formmodelle komponierte.
Die Sarabande ist da ein Jazzswing mit Streicherkontrast, die Allemande eine Signalrepetition, in die sich Elektroblubber und eine kratzige Solo-Violine einmischen. Kontrastiv zu solchen pulsierenden Grooves ist die Gigue ein kantabler Dialog von Klavier und Oboe, und in die düster-groteske Chaconne hat Heiner Goebbels die sehnsüchtige Schellack-Stimme eines jüdischen Cantors montiert, sodass verblasste Erinnerung und aktuelles Lebensgefühl konvergieren.
Diese Collage-Technik hat Frank Zappa seit je für fast alle Kompositionen verwendet, insbesondere jedoch in Versionen der aus Rock- und Jazzstilistik abgeleiteten Arrangements für klassisches Ensemble. Das Norwegische Radio Orchester unter der inspirierten Leitung von Thomas Søndergård hat in erweiterter Besetzung (etwa E-Bass, E-Gitarre und Drum-Set), ebenso wie die Suite von Heiner Goebbels, einige Zappa-Titel mit überzeugender Verve live aufgenommen. Die hakeligen Rhythmuswechsel der „Dog Breath Variations“, der atemberaubende „G-Spot Tornado“ und die avantgardistische Intellektualität des „Perfekt Stranger“ bekommen hier subtiles Klangformat.
Ja, Heiner Goebbels und Frank Zappa sind beide Fremde, indem sie Bekanntes kreativ verfremden und so das Hörverständnis fordern und herausfordern, um neue Dimensionen eines unruhigen Lebensgefühls zu erkennen. Grandios.