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Lektüre kann sich lohnen

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Ein Kommentar zur Frankfurter Buchmesse
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Man mußte schon mit der Lupe danach suchen. Neuerscheinungen zur Musik waren dieses Jahr Mangelware auf der Frankfurter Buchmesse. Das schon im vorigen Jahr überschaubare Flurstück der Musikbuch-Verlage war nochmals zusammengeschrumpft und drohte im Labyrinth der Messehallen fast unterzugehen.Dort fand man Archivarisches, Register zu Briefen Wagners und Beethovens etwa. Interessierte Laien sollen mit Nachschlagewerken und Werkeinführungen gewonnen werden. Wurden elektronische Musikführer und Komponistenporträts im letzten Jahr an so manchem Stand als Attraktion präsentiert, standen sie jetzt eher unbeachtet herum. Die CD-Rom, im letzten Jahr eine Art Hoffnungsträger für eine neuartige Vermittlung musikalischer Inhalte, hat die Erwartungen offenbar nicht erfüllt, darauf deutet zumindest das geringe Neuangebot hin. Die User wollen am PC offenbar anderes tun als Leben und Werk großer Meister studieren; der eine, weil er doch lieber zum Buch greift, der andere, weil ihm Ballerspiele interessanter erscheinen. Dabei sind derartige „Infotainment“-Angebote in der Regel sehr ansprechend gestaltet. Ihr Vorteil: Man hört die Musik, über die man liest. Und das erscheint als probates Mittel gegen die Schwierigkeit, allein mit Worten an eine immaterielle Kunst heranzuführen. Also doch Multimedia! Im Online-Bereich ist die Verknüpfung von Musik und Text ja längst Normalität. Daß auch ein herkömmliches Buch mehr Information vermittelt, wenn es von klingendem Anschauungsmaterial unterstützt wird, zeigen zum Beispiel die Harenberg-Kulturführer und die zugehörigen Audio-CDs. Vor allem aber bedarf es einer kompetenten Leserschaft. Die müssen sich die Verlage und Autoren selbst heranbilden; auf öffentliche Institutionen und das Bildungswesen zu warten ist sinnlos, man denke nur an die groß angekündigte „Aktion Musik“ des Deutschen Musikrates, die sich inzwischen als Rohrkrepierer erwiesen hat. Die Büchermacher müssen vermitteln, daß sich Lektüre über Musik lohnen kann. An den Autoren ist es, auch beim weniger bewanderten Leser ein Interesse für Musik aufzugreifen und zu entwickeln – eine Wanderung auf schmalem Grat. Weder darf man sich in blumigen Allgemeinplätzen verlieren noch den Leser mit Fachvokabular überfahren. Bücher, die dabei den richtigen Ton treffen, gibt es inzwischen durchaus, aber noch viel zu wenige.

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