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"Bach-Papst" Rilling wird von Bundespräsident Gauck verabschiedet - Dirigent und Musiker gibt die Leitung der Internationalen Bachakademie in Stuttgart ab

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Stuttgart - Mehr als drei Jahrzehnte leitete Helmuth Rilling die von ihm gegründete Internationale Bachakademie in Stuttgart und erarbeitete sich in der Musikszene den Namen "Bach-Papst". Zum Abschied von seinem Lebenswerk hat sich Bundespräsident Joachim Gauck angekündigt. Mit einem Festkonzert im Stuttgarter Beethoven-Saal am 24. August 2013 will Rilling symbolisch sein Amt an das neue Führungsduo, Hans-Christoph Rademann als künstlerischen Leiter und Gernot Rehrl als neuen Intendanten, übergeben.

Rilling sagte, das Kommen des Bundespräsidenten sei ihm eine besondere Freude und verdeutliche die Bedeutung der Akademie. Rademann versicherte am Mittwoch in Stuttgart auf der gemeinsamen Pressekonferenz: "Wir wollen das Lebenswerk Rillings in eine gute Zukunft führen, auch wenn das nicht leicht ist."
Rilling gilt weltweit als renommierter Kenner des Werks von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Als erster Dirigent spielte er laut Akademie sämtliche Kantaten Bachs ein. Mit der Einspielung von Krzysztof Pendereckis "Credo" gewann er 2000 den Grammy für die beste Chor-Darbietung. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihn erst Ende Oktober mit der Martin-Luther-Medaille 2012 ausgezeichnet.

Zwist um neues Führungsduo scheint beigelegt
Die Ernennung von Rademann, bisher Leiter des Dresdner Kammerchors, und Rehrl, zuletzt verantwortlich für die Rundfunkorchester und -chöre Berlins, hatte Anfang des Jahres zu Spannungen innerhalb der Akademie geführt. Der 79-jährige Rilling wollte eigentlich altersbedingt erst 2013 aus seinem Amt ausscheiden, trat dann aber im Streit vorzeitig zurück. Der Vorstand der Akademie hatte, ohne sich mit ihm über die Zukunft seiner Institution zu beraten, Rehrl zum Nachfolger für den bisherigen Intendanten Christian Lorenz bestimmt.

Von einem Zerwürfnis wollte man am Mittwoch aber nicht mehr sprechen. "Vielleicht sind Sie überrascht, mich hier sitzen zu sehen, aber für mich ist das eine Selbstverständlichkeit", erklärte Rilling vor den anwesenden Journalisten. Es liege ihm am Herzen, dass die Bachakademie eine bedeutsame Institution in Stuttgart und darüber hinaus bleibe. Dazu unterstütze er die neue Doppelspitze.

Rademann sagte, die Zusammenarbeit sei äußerst gut, in der Akademie herrsche eine freundliche Atmosphäre. "Und dass es Spannungen gibt, muss man stückweise als normal betrachten."

Bach soll Integration unterstützen und Jugend bewegen
Rademann und Rehrl wollen die Akademie unter dem Motto "Bewährtes erhalten, Neues gestalten" in die Zukunft führen. Dazu soll ein Tag des von der Akademie veranstalteten Musikfestes in Stuttgart im Sommer 2013 speziell auf ein Publikum aus Einwandererfamilien ausgerichtet werden. "Wir wollen eine Annäherung der Gesellschaften und des Publikums erreichen", sagte Rehrl.

Begleitend zum Musikfest ist eine Sommerakademie mit einem Dirigierkurs geplant. Zudem sollen Jugendliche mithilfe des Tanzprojekts "Bach bewegt" langfristig an die Akademie gebunden werden. 150 Stuttgarter Schüler sollen dabei eine Choreografie zur Musik des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach erarbeiten. Außerdem werden zukünftig verstärkt Jugendorchester eingeladen, um ihnen eine größere Plattform zu bieten.
 

Sieben Daten zu Dirigent Helmuth Rilling

- am 29. Mai 1933 in Stuttgart geboren

- Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart (Orgel bei Karl Gerock, Komposition bei Johann Nepomuk David und Chorleitung bei Hans Grischkat)

- 1954 Gründung der Gächinger Kantorei

- 1963 Ernennung zum Kirchenmusikdirektor

- 1965 Gründung des Bach-Collegiums-Stuttgart

- 1970 Gründung des Oregon Bach Festivals (USA), künstlerischer Leiter

- 1981 Gründung der Internationalen Bachakademie Stuttgart, künstlerischer Leiter

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