New York - Eine ganz besondere Party zu einem ganz besonderen Anlass: Unter dem Titel «HB95» wollen sich am Dienstag (1. März) Stars wie John Legend, Laurence Fishburne, Danny Glover, Lenny Kravitz, Michael Moore und Tim Robbins versammeln, um den 95. Geburtstag von Harry Belafonte vor Zuschauern in New York zu feiern. «Ich fühle mich geehrt, dass so viele Menschen zusammenkommen, um meinen Geburtstag, mein Leben und meine Hinterlassenschaft zu feiern», sagte der Schauspieler, Musiker und Aktivist.
Mit dem Spektakel sollen gleichzeitig auch Spenden gesammelt werden für die von Belafonte gegründete Organisation Sankofa, die inzwischen seine Tochter Gina leitet und die Künstler zum gemeinsamen Kampf für Gleichberechtigung zusammenbringen will. Bereits zum 90. Geburtstag hatte Belafonte ein ganz besonderes Geschenk bekommen: Damals hatte seine Heimatstadt New York eine Stadtteil-Bibliothek in Harlem nach ihm benannt, wo er 1927 geboren wurde. «Harlem hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen und ich fühle mich geehrt, dass ich jetzt einen speziellen Platz in Harlem haben werde», hatte der vielfach ausgezeichnete Künstler damals kommentiert.
Zum Weltstar geworden war Belafonte einst mit zwei langgezogenen Silben: «Daaaay-Ooo» singt er zum Auftakt des Calypso-Hits «Banana Boat Song», längst ein Ohrwurm-Klassiker. Mehr als 100 Millionen Platten mit Songs wie «Island in the Sun», «Matilda» und «Jump in the Line» verkaufte Belafonte, spielte in mehr als 40 Filmen mit und engagierte sich immer auch politisch. An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafter für Kinder in Haiti und im Sudan.
Seine Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. Geboren in New York verbringt Belafonte einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Im Zweiten Weltkrieg dient er in der US-Marine und besucht danach in New York die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Gerne wäre er der «erste schwarze Hamlet» geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit Filmen wie «Bright Road» (1953) und Otto Premingers «Carmen Jones» (1954).
Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum «Calypso King». Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. «So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt», sagt Belafonte. Abseits der Musik verschlüsselt er seine Kritik nicht - ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump, oder auch an seine Musikkollegen, denen er vorwarf, sich nicht mehr um ihre «gesellschaftlichen Pflichten» zu kümmern.
In seiner 2012 erschienenen Autobiografie «My Song» sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und Untreue beispielsweise. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe ist der Vater von vier Kindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.
Zu Deutschland hat Belafonte eine ganz besondere Beziehung. Die Deutschen seien seine größten Fans, sagte er einmal. «Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Gründe dafür wirklich durchschaue.» 1958 kam er zum ersten Mal nach Deutschland, das teilweise immer noch in Ruinen liegende Berlin wirkte auf ihn grau und abweisend - aber das deutsche Publikum begeisterte ihn. «Die Dankbarkeit - die Liebe und Herzlichkeit -, die mir von diesem deutschen Publikum entgegengebracht wurde, zählt zu den schönsten Erinnerungen meiner Karriere.»