Erfurt/Weimar - Das Kunstfest Weimar hat eine neue künstlerische Leitung: Der Theaterwissenschaftler und Dramaturg Christian Holtzhauer folgt Nike Wagner, die die Veranstaltungsreihe in diesem Jahr zum zehnten und letzten Mal verantwortet. Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD) sagte am Mittwoch, dass die Leitung des Festes bei Holtzhauer in guten Händen sei.
Zugleich dankte er Nike Wagner. Sie sei ein "Glücksfall" gewesen. Das Fest soll künftig stärker an das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) angebunden werden. Durch die Personalie wächst zudem die "Stuttgart-Connection" in der Klassiker-Stadt.
Den Wechsel an der Spitze des Kunstfestes nutzten Matschie und Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf (SPD), um Nike Wagner ausdrücklich für ihre jahrelange Arbeit zu danken. Sie habe viel für Thüringen und Weimar getan. Wolf sprach von zehn großartigen Jahren. Man sei Wagner zu Dank verpflichtet. Ihre öffentliche Präsenz habe zusätzliche Besucher in die Stadt gelockt. Matschie erhofft sich von der Personalie aber auch eine Weiterentwicklung des Festes. Eine bloße Fortsetzung gehe nicht - man müsse Neuland betreten.
Fest rückt ans Nationaltheater
Holtzauer wird das Fest erstmals 2014 verantworten. Den Ausschlag für den Gang nach Weimar habe nicht zuletzt "das schillernde und facettenreiche Erbe" der Stadt gegeben. Für die Veranstaltung soll Weimar künftig mehr zur Bühne werden. Die Künstler sollen bei der Auflage 2014 dazu unter anderem sich mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft der Stadt befassen. Er wolle den Begriff Kunstfest "gern wörtlich nehmen", sagte er.
Darüber hinaus soll zudem auch die "internationale Komponente" des Festes stärken und das Theater mehr ins Zentrum des Festes rücken. Seiner Ansicht nach ist das Theater der Ort, "wo die Gesellschaft unter den Augen der Öffentlichkeit über sich nachdenkt". Diesen Anspruch wolle er unbedingt verteidigen.
Dazu passe auch die Anbindung des Kunstfestes an das DNT als eigenständiger Betriebsteil. Von diesem Schritte erhoffen sich alle Beteiligten neue Querbeziehungen sowie eine Weiterentwicklung des Festes. Dessen künftiger Intendant Hasko Weber zeigte sich glücklich über diesen Schritt. Dadurch ließen sich Kräfte bündeln und das Fest weiter etablieren, sagte er. Zugleich sei er froh, weiter mit Holtzhauer arbeiten zu können.
Beide sind derzeit noch am Schauspielhaus Stuttgart aktiv; Weber als Leiter und Holtzhauer als Dramaturg und Projektleiter. Der gebürtige Dresdner Weber bringt zur Spielzeit 2013/14 aus Stuttgart Beate Seidel mit, die neue Chefdramaturgin wird.
Holtzauer einstimmig gewählt
Weber zufolge war Holtzhauer einer von sieben Kandidaten in der engeren Auswahl. Am Ende habe er sich dann gegen noch zwei weitere Mitbewerber durchgesetzt und sei vom Aufsichtsrat einstimmig gewählt worden.
Holtzhauer wurde 1974 in Leipzig geboren und wuchs in Berlin auf. In der Bundeshauptstadt war er unter anderem an der Entwicklung des künstlerischen Programms der Sophiensäle beteiligt. Seit 2005 arbeitete er in Stuttgart.
Das diesjährige Kunstfest findet vom 23. August bis 14. September statt. Im Mittelpunkt steht der Komponist Richard Wagner, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährt. Nike Wagner ist dessen Urenkelin. Die 67-Jährige leitet die Veranstaltungsreihe seit 2004. Sie hatte sich zuletzt mehrfach über die Kulturförderung des Landes beklagt.