Hauptbild
Foto: nmzMedia
Foto: nmzMedia
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Die subversive Lust am Neuen

Untertitel
Der Komponist Franz Hummel feierte seinen 80. Geburtstag
Publikationsdatum
Body

Das Klavierspielen lernte er bei Elly Ney. Doch besonders positiv erinnert er sich an deren Mitarbeiter am Salzburger Mozarteum, den Pianisten Hans Ehlers, der den jungen Franz Hummel vom Kindesalter bis zur Bühnenreife förderte und begleitete.

Mit elf gab Hummel regelmäßig Klavierabende, mit 14 ging er auf seine erste Deutschlandtournee. Mit 17 verließ er das Gymnasium der Regensburger Domspatzen und zählte bald zu Deutschlands erfolgreichsten Pianisten. Zwei Jahrzehnte lang trat Hummel in Europa und Russland als Konzertpianist auf. Sein Repertoire reichte von Beethoven bis in die Gegenwart. Originaltext und Notentreue war dem Virtuosen nicht genug: Hummel hatte schon seit seiner Kindheit komponiert und so blitzte beim jungen Pianisten stets auch die Freude am Fantasieren auf oder gar die subversive Lust, der Partitur etwas Neues, Eigenes hinzufügen. Mehr unregelmäßigen als regelmäßigen Kompositionsunterricht erhielt Hummel von Erich Söndermann, Karl Amadeus Hartmann und später bei René Leibowitz in Paris.
Quasi über Nacht brach er seine Solis­tenkarierre 1975 ab und verschrieb sich vollends dem Komponieren. Zunächst trat er mit Sinfonischem und Kammermusik an die Öffentlichkeit, doch es brach sich eine neue Leidenschaft unaufhaltsam die Bahn: Hummel hatte das Musiktheater entdeckt und vice versa. Zwischen 1980 und 2002 komponiert er neben 13 Orches­terwerken zwölf Opern, außerdem Musik für Theater, Tanztheater, Film und Fernsehen.

Im Zentrum seines künstlerischen Schaffens stand damals die Zusammenarbeit mit der Laokoon Dance Group mit Rosamund Gilmour und seiner späteren Frau Susan Oswell. „König Ubu“, „Blaubart“, „Luzifer“, „An der schönen blauen Donau“, „Gorbatschow“, „Gesualdo“, „Beuys“ – die Opernwelt schien nur auf Hummel gewartet zu haben und er bediente sie beinahe jährlich mit einem neuen Werk. Die Protagonisten seiner Werke waren stets kritische Geis­ter, Andersdenkende, Quertreiber, die gerne gegen den Strom schwammen – und so scheint es im Nachhinein folgerichtig, dass auch Hummel gerade in dem Moment, in dem er als seriöser Komponist anerkannt war, die Opernwelt dadurch provozierte, dass er sich auf eine folgenschwere Liaison mit der Operette einließ. Das Musical „König Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“ wurde ein bundesweit beachteter Erfolg. Das Musicalhaus, das dafür am historischen Ort in Füssen errichtet worden war, musste jedoch bald seinen Betrieb einstellen. Das Musical als leichte Kunstform, die doch so schwer zu machen ist, lässt ihn seit „König Ludwig“ nicht mehr los. Das zeigt er in Produktionen wie „Der Herr des Rings“, „Zauberflöte relo@ded“, „Bayern brennt“  oder der „Planet Bayern“ bis in die jüngste Gegenwart. Nicht unerwähnt bleiben darf Hummels Engagement um eine Erneuerung des Musikbetriebs als Schöpfer stets origineller Konzertprogramme, aber auch als Festivalgründer. Exemplarisch steht der Sinfonische Sommer Riedenburg als ein rauschendes und stets unorthodoxes Musikfest zwischen 1997 und 2000. Als Motto mag ein Satz des Komponisten aus dem ersten Programmheft des Festivals dienen: „Schade, dass viele große Interpreten in der begrenzten Welt ihrer Fertigkeiten so befangen sind (…). Wer mit hundert Werken aus der Vergangenheit und mit dem einen oder anderen Alibistückchen unserer Zeit seine künstlerische Bedeutung abfeiert, dem kann auch der Tiefsinn Beethovens nichts anderes als leerer Gestus sein.“  Am 2. Januar ist der Komponist  aus dem Altmühltal achtzig geworden.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!