Im Gedenken an den 2005 verstorbenen Cellisten, Hochschulrektor und Generalintendanten der Deutschen Oper in Berlin, Siegfried Palm, veranstaltete der Biberacher „club modern“ im Foyer des Museums ein Benefizkonzert. In Biberach wohnt Palms Tochter Corinna, die mit ihrer Moderation jene wertvollen „Zwischentöne“ lieferte, die dem Gedenken an einen großen Musiker eine ganz persönliche Note verliehen.
Das Programm war dem Anlass entprechend anspruchsvoll: Zum Auftakt erklang von Guido Schiefen (Hochschule Luzern) György Ligetis „Sonate für Violoncello solo“. Es folgte Yoshihisa Tairas „Interferences für 2 Violoncelli“, gespielt von dem ehemaligen Palm-Schüler Friedrich Gauwerky und dem französischen Cellisten Jaques Neureuter. Bernd Alois Zimmermanns Cello-Sonate galt lange Zeit – selbst für einen Weltklassecellisten wie Rostropowitsch – als unspielbar, bis sich Siegfried Palm zur Zufriedenheit des Komponisten damit beschäftigte. In der Interpretation des Bielefelder Cellovirtuosen Sebastian Foron war das ungewöhnliche Stück, das er einst gemeinsam mit Siegfried Palm erarbeitet hatte, klingender Beweis für Zimmermanns innere Zerrissenheit und Verzweiflung: Nach den Worten von Corinna Palm und Sebastian Foron suchte der schwer erkrankte Zimmermann im August 1970 den Freitod unmittelbar nach einem letzten Besuch bei Palms. Bereits in schwarzer Trauerkleidung und entgegen sonstiger Gepflogenheit wenig kommunikativ, hatte Zimmermann seinem Freund Palm zuvor die versprochenen Cellofragmente, die „vier kurzen Studien“ überreicht.
Nach der Pause erklangen ohne moderierende „Zwischentöne“ ein kurzweiliges, seinem Freund gewidmetes „Capriccio per Siegfried Palm“ von Krzysztof Penderecki, in einer lebhaften Interpretation von Katharina Troe, durchsetzt mit wild wirbelnden Tremoli, verhauchten Pianissimoteilen, jaulenden Glissandomotiven und anderen Humoresken. Daran anschließend vom Palm-Schüler und Solo-Cellisten der Berliner Philharmoniker Georg Faust mit besonderer brieflicher Widmung die „Suite und Hommage an Siegfried Palm zwischen J.S. Bach und heute“. Faust spielte dazu – experimentierfreudig wie sein alter Lehrer – auf der „Campania“, einem neu entwickelten, celloähnlichen Ins-trument mit 16 zusätzlichen Resonanzsaiten und hoch interessanten neuen Klangmöglichkeiten.
Unter Mitwirkung aller Beteiligten (unser Bild) spielte das „Cello-Ensemble Biberach 2015“ zum Abschluss volltönend und wohlklingend die Bacchianas Brasilieras Nr. 1 – Modinha von Heitor Villa-Lobos mit sichtlicher Spielfreude.