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Ennoch zu Guttenberg wird 65 Jahre alt

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Geburtstage findet er «irgendwie blöde». Und deshalb wird Enoch Freiherr zu Guttenberg am Freitag auch nicht feiern, sondern zu einer Orchesterprobe in München sein. Denn bereits am Sonntag steht ein Konzert beim Rheingau Musik Festival auf dem Programm - von Ruhestand also auch mit 65 Jahren keine Spur.

Guttenberg, Vater des wegen einer Plagiatsaffäre zurückgetretenen Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, ist nicht nur ein international bekannter Musiker, sondern seit mehr als 40 Jahren auch ein engagierter Umweltschützer.

Guttenberg wurde am 29. Juli 1946 in Oberfranken geboren; sein Vater war Mitglied des Bundestages und zeitweise Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er habe eigentlich Jura und Betriebswirtschaft studieren sollen, sagt Enoch zu Guttenberg im dapd-Interview. Statt dessen habe er ein Musikstudium begonnen, was ihm «großen Ärger» seitens des Vaters eingebracht habe. Dabei habe der Vater die Wurzeln der Liebe zur Musik gelegt: Zu Hause sei bei jeder Gelegenheit die Musik von Johann Sebastian Bach gespielt worden. «Mein Vater hatte vor zwei Menschen Respekt - vor Adenauer und vor Bach», erzählt er. Später, nach den ersten Erfolgen des Sohnes, habe man sich wieder «sehr vertragen».

Allerdings musste der Sohn die musikalische Karriere zunächst zurückstellen: Der Vater, der 1972 nach schwerer Krankheit starb, hinterließ ihm einen völlig überschuldeten Kurbetrieb. Aus diesem ging schließlich die Rhön Klinikum AG hervor, an der die Familie Guttenberg bis 2002 gut ein Viertel der Stammaktien hielt. Für die Sanierung habe er zwei Menschen gefunden, die ihm halfen, ohne die er dies nie geschafft hätte, betont er. Heute führt sein zweitältester Sohn Philipp die Geschäfte der Familie. Er stammt wie Karl-Theodor aus Guttenbergs erster Ehe, die 1977 geschieden wurde.

Chor weltberühmt gemacht
Daneben spielte die Musik in Enoch von Guttenbergs Leben weiterhin eine wichtige Rolle. 1967, noch als Student, übernahm er die Leitung der Chorgemeinschaft Neubeuren und machte daraus - «gegen eigene Erwartungen» - einen weltbekannten Chor. Noch immer stammten 60 bis 70 Prozent der Sänger aus dem Dorf Neubeuren, berichtet er stolz. Er arbeitet ferner als Gastdirigent mit vielen Orchestern zusammen, seit 1997 leitet er als Chefdirigent das «Orchester der Klangverwaltung».

Der Name habe etwas damit zu tun, «dass wir etwas verwalten im Namen der Komponisten», erklärt der Dirigent. Denn Musik vermittele Inhalte. «Die großen Opern, Sinfonien und Sakralwerke sind in Töne verpackte Philosophien und Theologien - damit muss man das Publikum konfrontieren.» Die Matthäus-Passion, die Musik von Gustav Mahler oder Dmitri Schostakowitsch einfach nur genießen zu wollen, «das geht nicht». Deshalb wende er sich auch immer wieder an die Zuhörer und erkläre ihnen, worum es in einem Stück gehe - bei der Sinfonie Nr. 13 in b-Moll von Schostakowitsch beispielsweise um Judenverfolgung. «Das Langzeitgedächtnis unserer Geschichte ist in der Kunst», sagt er.

Sorge um den Klimawandel
Allerdings dürfe man solche politischen Ansprachen in Konzerten nicht inflationär betreiben, betont Guttenberg, der sich vor allem für die Umwelt einsetzt. Vor etwa 40 Jahren war er einer der Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), und das Thema liegt ihm noch immer am Herzen. Er glaube, dass die Menschheit den Klimawandel auf Dauer nicht überleben werde, sagt er: Etwas, was ihm, der aus zweiter Ehe mit einer Dirigentin zwei noch relativ kleine Kinder hat, große Sorge bereitet. Mit dieser Sorge gehe er abends ins Bett und stehe morgens wieder auf.

Er sei überzeugt, dass das 21. Jahrhundert größere Katastrophen bergen werde als die ohnehin schon schlimmen des 20. Jahrhunderts, sagt Guttenberg, der sich auch in einem gerade veröffentlichten Buch zu seinem umweltpolitischen Engagement äußert. Ja, er sei ein Pessimist, «aber woher soll ich den Optimismus nehmen, wenn ich die letzten 40 Jahre betrachte». Gäbe es die Sorge um die Umwelt nicht, erklärt Guttenberg - «und die Katastrophe um meinen ältesten Sohn» - würde er sagen: «Ich lebe ein Leben, das mir Freude macht.»