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Übernimmt am 24. August 2013 die Leitung der Bachakademie Stuttgart: Hans-Christoph Rademann. Foto: Holger Schneider
Übernimmt am 24. August 2013 die Leitung der Bachakademie Stuttgart: Hans-Christoph Rademann. Foto: Holger Schneider
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Erneuerung und Verjüngung für die Bachakademie: Hans-Christoph Rademann im Gespräch

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Stuttgart (dpa) - Am 24. August geht in Stuttgart eine Ära zu Ende: Dann übergibt Helmuth Rilling, Gründer und ehemaliger Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart, den Stab offiziell an seinen Nachfolger. Der 48 Jahre alte Leiter des international renommierten RIAS Kammerchors, Hans-Christoph Rademann, tritt einerseits ein großes Erbe an. Andererseits hofft er auf Vertrauen seitens des Publikums und blickt optimistisch in die Zukunft, sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Herr Rademann, haben Sie lange überlegt, ob Sie der Nachfolger von Helmuth Rilling werden möchten?

Ja, es hat ziemlich lange gedauert, bevor ich zugesagt habe. Natürlich ist es eine verlockende Aufgabe, und Stuttgart bietet in musikalischer Hinsicht viele Chancen und Perspektiven. Andererseits komme ich aus einem hervorragenden Umfeld. Es ist mir nicht leichtgefallen, dieses zu verlassen.

Was genau werden Sie nun anders machen als Helmuth Rilling?

Ich möchte Johann Sebastian Bach mit etwas mehr Leichtigkeit und Lockerheit ausstatten und ihn auf charmante Art ausleuchten. Ich habe da so einen helleren, feineren, schlankeren Klang mit exzellenter Intonation im Ohr. Für mich ist der Gedanke der Erneuerung und Verjüngung sehr wichtig.

Und wie wollen Sie diese Verjüngung schaffen?

Den ersten Schritt machen wir schon mit dem veränderten Konzept des diesjährigen Musikfestes. Es steht unter dem Motto «Neugier» und rückt Bach in ein ganz anderes Licht. So bringen wir etwa Bach und Breakdance zusammen, oder auch Bach und Jazz. Das funktioniert hervorragend, und wir hoffen, damit mehr junge Zuhörer zu gewinnen. Wir müssen uns musikalisch mehr strecken, mit der Akademie mehr in die Gesellschaft gehen. Zudem haben wir die Anzahl der Veranstaltungen von 70 auf 48 reduziert, weil wir das Gefühl hatten, dass man das Musikfest mehr konzentrieren, mehr zusammenfassen muss, damit es nicht zerfällt.

Das Stuttgarter Publikum vergötterte Rilling. Haben Sie Angst vor Ihrem künftigen Publikum?

Nein, ich habe keine Angst. Aber es ist klar, dass beide Seiten etwas Zeit brauchen. Wir werden uns aneinander gewöhnen und uns gegenseitiges Vertrauen und etwas Geduld entgegenbringen müssen.

Wie sehen Sie in Sparzeiten wie diesen die Zukunft der Bachakademie?

Stuttgart ist «die» Chorhauptstadt in Deutschland mit einem enormen Vorzeigecharakter. Und wir werden künftig vieles dafür tun, dass Stuttgart noch mehr als Bach-Stadt wahrgenommen wird, denn das ist sie eindeutig. Eine solche Stadt braucht daher auch die Akademie und das Musikfest mit internationaler Beachtung. Diese Institutionen müssen als Aushängeschild immer weiterentwickelt werden und dürfen nicht als fertiges Produkt angesehen werden. Mit einem Budget von 1,7 Millionen Euro ist das Musikfest im Vergleich zu anderen Musikfesten absolut unterfinanziert. Für die Zukunft brauchen wir dringend Planungssicherheit und Perspektiven seitens der Stadt und dem Land.

Interview: Claudia Bell, dpa

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