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Ernst von Siemens Musikpreis für Aribert Reimann, Förderpreise für Steven Daverson, Hèctor Parra und Hans Thomalla

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Aribert Reimann erhält in diesem Jahr den mit 200.000 Euro dotierten, internationalen Ernst von Siemens Musikpreis für sein Lebenswerk. Dies teilte die Ernst von Siemens Musikstiftung mit. Die Preisverleihung findet im Rahmen eines musikalischen Festaktes im Münchner Cuvilliés-Theater am 24. Mai 2011 statt. Die drei Förderpreise für junge Komponisten gehen an den Briten Steven Daverson, den Spanier Hèctor Parra und an Hans Thomalla aus Deutschland.

Der am 1936 in Berlin geborene Aribert Reimann komponierte bereits mit zehn Jahren erste Klavierlieder. Nach dem Abitur 1955 arbeitete er als Korrepetitor am Studio der Städtischen Oper in Berlin und studierte zugleich an der Berliner Musikhochschule Komposition bei Boris Blacher und Ernst Pepping sowie Klavier bei Otto Rausch. Von 1974 bis 1983 hatte er eine Professur an der Hamburger Musikhochschule mit Schwerpunkt auf dem Zeitgenössischen Lied inne, 1983 wurde er in gleicher Funktion an die Berliner Hochschule der Künste berufen.

Aribert Reimanns Musik ist stark vom Vokalen her geprägt, sein besonderes Gefühl für Stimmen entwickelte sich auch in seiner Arbeit als Korrepetitor und Klavierbegleiter, unter anderem von Dietrich Fischer-Dieskau. Sein Schaffen als Opernkomponist begann 1965 mit der Uraufführung von „Ein Traumspiel“ nach der Textvorlage von August Strindberg in Kiel. 1971 folgte bei den Schwetzinger Festspielen „Melusine“ nach dem Schauspiel von Yvan Goll. Einen für zeitgenössische Musiktheaterwerke ungewöhnlichen Erfolg erzielte Reimann mit dem 1978 an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführten und international häufig nachgespielten „Lear“. Mit „Die Gespenstersonate“ nach Strindberg, „Troades“ nach Euripides und Werfel, „Das Schloss“ nach Kafka und „Bernarda Albas Haus“ nach García Lorca folgten weitere Musiktheaterwerke nach literarischen Vorlagen. Auch seine jüngste Oper „Medea“, im Februar 2010 an der Wiener Staatsoper uraufgeführt, wurde von Kritik und Publikum gefeiert; die Produktion liegt mittlerweile auf DVD vor.

Neben seinen Opern und zahlreichen Vokalwerken mit Orchester-, Instrumental- und Klavierbegleitung hat Reimann auch ein umfangreiches Oeuvre an Kammermusik und Orchesterwerken geschaffen, darunter die „Miniaturen für Streichquartett“ (2004/05), die beiden Klavierkonzerte (1961 und 1972), „Sieben Fragmente für Orchester“ (in memoriam Robert Schumann, 1988) oder das Orchesterwerk „Zeit-Inseln“ (2004). Zu Robert Schumanns Werk hat Reimann eine besondere Beziehung, 1994 übergab er die Krankenakte Schumanns aus dem Familienbesitz an die Berliner Akademie der Künste.

Preisverleihung im Münchner Cuvilliés-Theater
Die Auszeichnung wird Reimann vom Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste bei einem musikalischen Festakt im Münchner Cuvilliés-Theater am 24. Mai 2011 überreicht. Die Laudatio hält der Musikwissenschaftler und -kritiker Stephan Mösch. Die Sopranistin Anna Prohaska wird gemeinsam mit Jörg Widmann und Axel Bauni Aribert Reimanns Trio „…ni una sombra“ interpretieren. Das Saxophon-Quartett XASAX und das ensemble recherche werden zudem die drei von der Ernst von Siemens Musikstiftung in Auftrag gegebenen Werke der Komponisten-Förderpreisträger Steven Daverson, Hèctor Parra und Hans Thomalla zur Uraufführung bringen.

Komponisten-Förderpreise
Die drei Komponisten-Förderpreise 2011 gehen an Steven Daverson, Hèctor Parra und Hans Thomalla.
Der in Northampton geborene und in London lebende Steven Daverson studierte u.a. am Royal College of Music (RCM) bei Jonathan Cole und Mark-Anthony Turnage, wo er im Moment auch promoviert. Der aus Barcelona stammende Komponist Hèctor Parra studierte u.a. bei Brian Ferneyhough, Jonathan Harvey und Michael Jarrel in Genf und Paris. Er ist Professor für Elektroakustische Komposition am Konservatorium in Saragossa, hat eine Gastprofessur am Konservatorium der Oper in Barcelona inne und forscht derzeit am IRCAM in Paris. Hans Thomalla studierte Komposition in Frankfurt und Stanford bei Brian Ferneyhough und schloss mit dem Doctor of Musical Arts ab. Seit September 2007 ist er Professor an der Northwestern University in Chicago, USA.

Insgesamt vergibt die Ernst von Siemens Musikstiftung 2,5 Millionen Euro. Gefördert werden im Jahr 2011 mehr als hundert Projekte im zeitgenössischen Musikbereich in zwanzig Ländern weltweit, darunter Kompositionsaufträge, Festivals, Workshops, Konzerte, Veranstaltungsreihen, wissenschaftliche Einzelpublikationen und Gesamtausgaben sowie Vermittlungsprojekte.

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