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Regisseur Schwarz plant Bayreuther «Ring» als Serie. Foto: J.M. Koch
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Erste Frau am Bayreuther Pult: Dirigentin Oksana Lyniv

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Bayreuth - Oksana Lyniv soll am Sonntag auf dem Grünen Hügel von Bayreuth dirigieren - als erste Frau in 145 Jahren Festspielgeschichte. Dabei hat sie den meisten ihrer männlichen Kollegen gegenüber schonmal einen ganz entscheidenden Vorteil.

145 Jahre hat es gedauert bis zu diesem Moment: Am Sonntag soll zum ersten Mal in der Geschichte der Bayreuther Festspiele eine Frau am Dirigentenpult stehen. «Weil es offenkundig nicht genug Dirigentinnen gab», antwortet die Festspielchefin Katharina Wagner auf die Frage, warum es so lange gedauert hat. Jetzt aber gibt es eine: Oksana Lyniv, zuletzt Chefdirigentin der Oper Graz, soll zur Festspieleröffnung mit der Wagner-Oper «Der Fliegende Holländer» für den historischen Moment sorgen.

«Vor 100 Jahren wäre das wohl noch undenkbar gewesen, obwohl es auch damals schon erfolgreiche Dirigentinnen gab» sagte Lyniv kurz nach der Bekanntgabe ihres Dirigates im Interview der Deutschen Presse-Agentur vergangenes Jahr. Sie habe Nachrichten und Kommentare aus aller Welt bekommen - «selbst aus Japan». «Dass das Echo nun - was meine Person und dieses Debüt betrifft - so groß sein wird, damit hatte ich nicht gerechnet», sagte sie. Aber: «Es ist schon besonders, dass in 2021 es 145 Jahre Bayreuther Festspiele sein werden, mit bis dato 92 Männer-Dirigenten und dann eben auch erstmals einer Frau.»

Einen entscheidenden Vorteil gegenüber vielen männlichen Kollegen hat sie schon einmal, wie sie im Interview der «Deutschen Welle» feststellte: «Ich kann die Bühne gut sehen und kann im Stehen dirigieren, dafür habe ich genau die richtige Größe. Denn dieser Graben ist für Richard Wagner maßgeschneidert.» Wagner, der Musikriese, war nur 1,66 Meter groß und damit deutlich kleiner als viele männliche Dirigenten von heute. Vielleicht, so mutmaßt sie, dirigieren einige von ihnen im Sitzen.

Die 43 Jahre alte Lyniv wird aufrecht stehen im berühmten und berüchtigten Orchestergraben. «Dass ich hier als Frau am Pult stehen kann, ist vielleicht auch ein Symbol unserer Zeit», sagte sie im DW-Interview. «Natürlich hoffe ich, ein positives Beispiel zu liefern. Das wäre nicht nur für mich persönlich wichtig, sondern auch - pathetisch gesagt - für die Welt und für die Zukunft.»

Vor ihrem Engagement in Graz war Lyniv an der Bayerischen Staatsoper in München Assistentin von Stardirigent Kirill Petrenko. «Es ist interessanterweise fast symbolisch für mich, dass die erste Vorstellung von Kirill Petrenko, die ich gesehen hatte, nachdem ich von ihm die Zusage erhalten hatte, seine musikalische Assistentin an der Bayrischen Staatsoper zu werden, «Die Walküre» in Bayreuth war», sagte Lyniv der dpa. «Dies war damals auch überhaupt mein allererster Besuch in Bayreuth.»

In den Jahren danach durfte sie Petrenkos Dirigate des vierteiligen «Ring des Nibelungen» vom Orchestergraben aus erleben. 2018 kam dann die Einladung aus Bayreuth, selbst dort zu dirigieren.

Richard Wagner ist für die gebürtige Ukrainerin «natürlich ein besonderer Komponist». In der ehemaligen Sowjetunion habe seine Musik aber «fast einen negativen Stellenwert» gehabt «und wurde leider kaum gespielt». «Das Erste, das ich über Wagner während meiner Hochschulzeit gehört hatte, war, dass er auch deshalb so selten aufgeführt würde, weil seine Opern so lange und zu kompliziert seien», sagte Lyniv. «Aber gerade das war für mich auch ein Ansporn, diesen umstrittenen und geheimnisvollen Komponisten kennenzulernen.»

Sie habe sich dann eingehend mit Wagner befasst. «Ich saß dann also tagelang über den Klavierauszügen seiner Opern aus der Bibliothek und hörte alte Aufnahmen auf Vinyl-Schallplatten, die man ausleihen konnte und war total in diese Musik vertieft», sagte sie. «Ich hätte damals nicht glauben können, dass ich selbst eines Tages eines seiner Stücke am Grünen Hügel dirigieren dürfte. Den «Holländer» hat sie schon einmal aufgeführt: 2017 am Teatro del Liceu Barcelona.

Für ihren neuen «Holländer» hat sie sich nun noch einmal intensiv vorbereitet und war dafür, wie sie im «DW»-Interview erzählte, auch in Meudon bei Paris, wo Wagner als junger Mann an seinem «Holländer» arbeitete. «Bitterarm, gescheitert, enttäuscht vom Misserfolg an der Grand Opera», sagte Lyniv. «Und dieser jugendliche Zorn, dieser Drang nach dem Motto «Ich werde es euch allen zeigen» - das ist vom ersten Takt des «Holländers» an zu hören. Genau das war für mich der Schlüssel. Dieses Werk kann man nicht von der Position des reifen Wagners aus wahrnehmen und interpretieren.»

Festspiel-Chefin Wagner ist «gespannt, wie Frau Lyniv die herausfordernde Aufgabe hier im besonderen Bayreuther Orchestergraben meistern wird», sagt sie. Lyniv selbst betont gegenüber der «Deutschen Welle»: «Dadurch, dass ich eine Frau bin, wird die «Holländer»-Partitur weder leichter noch schwerer.»

 

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