Für sein Lebenswerk erhält der britische Posaunist und Bandleader (geb. am 17. April 1930 in Welwyn Garden City, Hertfordshire, England) die German Jazz Trophy 2014. Die Auszeichnung wird seit 2001 jährlich von der Sparda-Bank Baden-Württemberg, der Kulturgesellschaft Musik+Wort e.V. und der Jazzzeitung verliehen.
Seit beinahe sieben Jahrzehnten prägt Chris Barber nicht nur das britische Musikleben, sondern wirkte mit seiner Band weltweit als erfolgreicher Vertreter des Oldtime Jazz. Sein Markenzeichen war aber nicht nur die Beherrschung des Dixie- und Swing–Idioms, sondern seine Offenheit gegenüber anderen Stilistiken wie Blues, Rhythm’n‘ Blues und Rock’n‘Roll. So zählen zu den Musikern mit denen er zusammengearbeitet hat Muddy Waters, Rory Gallagher, Eric Clapton, Keith Emerson, Mark Knopfler, Van Morrison, Dr. John u.v.a. mehr.
Obwohl Barbers Name untrennbar mit der Posaune verknüpft ist, ist er eigentlich Multiinstrumentalist. Er lernte zunächst Violine und Sopransaxophon, studierte dann Posaune und Kontrabass an der Guildhall School of Music und war ein Bandleader und Arrangeur mit unverkennbarer Handschrift.
1949 gründete er seine erste eigene Band, 1953 seine zweite zusammen mit Ken Clyer. Der Durchbruch gelang dem Bandleader mit der LP „Chris Barber Plays (Vol. 3)“ – sie wurde ein Millionenseller. Für diese LP griff Barber eine Komposition des aus New Orleans stammenden Sidney Bechet auf, die dieser erstmals am 21. Januar 1952 in Paris aufgenommen hatte: „Petite fleur“. Barbers Band war als Folge dieses Hits die erste britische Jazzband in den USA, die am 8. März 1959 live in der Ed Sullivan Show auftreten durfte und ebenso am 2. Oktober 1959 die erste britische Band, die beim Monterey Jazz Festival auftrat. Zwischen 1959 und 1963 besuchte die Chris Barber Band sieben Mal die Vereinigten Staaten.
Der Erfolg blieb Barber auch während der folgenden Jahrzehnte treu, so dass die German Jazz Trophy nicht die erste Auszeichnung ist, die der Posaunist erhält. Im Jahre 1991 wurde er wegen seiner Verdienste um die Musik mit dem Verdienstorden The Most Excellent Order of the British Empire (OBE) ausgezeichnet. Am 28. Juni 2006 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Durham und am 28. September 2013 wurde er für seine Verdienste um die Popularisierung des Blues in Europa im Rahmen des Lahnsteiner Bluesfestivals mit dem dort jährlich vergebenen „Blues-Louis“ ausgezeichnet.
Die German Jazz Trophy erhält Barber für sein Lebenswerk, seine zahlreichen Schallplatten und sein allen Trends und Moden widerstehendes Wirken für den traditionellen Jazz. Dass dieser traditionelle Stil bei Barber stets authentisch und lebendig blieb, hat er seiner Offenheit gegenüber anderen Stilisten zu verdanken. Die German Jazz Trophy in Form einer Skulptur des verstorbenen Künstlers Otto Herbert Hajek wird Chris Barber am Montag, den 21. Juli 2014 im Eventcenter „SpardaWelt“ in Stuttgart verliehen.
Zuletzt ging der Preis an den Altsaxophonisten Lee Konitz, die Pianisten Monty Alexander, Dick Hyman und Jacques Loussier, den Bassisten Dave Holland, den Geiger Jean-Luc Ponty, die US-amerikanische Pianistin und Komponistin Carla Bley, den Mundharmonika-Virtuosen Toots Thielemanns und den Trompeter Kenny Wheeler. Zu den Preisträgern zählen auch der Pianist und Sänger Paul Kuhn, der Filmkomponist und Pianist Wolfgang Dauner, der Klarinettist Hugo Strasser sowie als erster Preisträger im Jahr 2001 der Big Band-Leiter und Arrangeur Erwin Lehn.
Preisverleihung und Konzert am 21. Juli beim Festival „jazzopen“ in Stuttgart