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„Meister der Vokalmusik“: Aribert Reimann mit Ernst von Siemens Musikpreis geehrt

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Der Komponist und Liedbegleiter Aribert Reimann ist am Dienstagabend im Münchner Cuvilliéstheater mit dem Ernst von Siemens Musikpreis 2011 ausgezeichnet worden. Die mit 200.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt das Gesamtwerk des heute 74-jährigen, in Berlin lebenden Künstlers, der 2010 an der Wiener Staatsoper mit der Uraufführung seiner neuesten Oper «Medea» Furore gemacht hatte. Reimann gilt als einer der bedeutendsten und meist gespielten lebenden Komponisten.

Das Kuratorium der Siemens Musikstiftung würdigte Reimann als «einen Meister der Vokalmusik, der durch seine mit größter Konsequenz entwickelte persönliche musikalische Sprache das Musikgeschehen der letzten Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt» habe. Als sein bekanntestes Werk gilt die 1978 uraufgeführte Oper «Lear» nach dem gleichnamigen Königsdrama von William Shakespeare.

Reimann sagte in seiner Dankesrede, er sei «fassungslos» und habe nicht damit gerechnet, «diesen ungeheuren Preis» zu erhalten. Der Komponist will das Preisgeld zur Hälfte dem von ihm Ende der achtziger Jahre gestifteten Busoni-Preis für junge Komponisten zuführen. Dies solle ermöglichen, dass der Preis wieder «regelmäßig alle zwei bis drei Jahre» verliehen werden könne. Die andere Hälfte soll in eine weitere von Reimann initiierte Stiftung fließen, die sich mit dem zeitgenössischen Lied befasst.

Zuvor hatte der Musikwissenschaftler Stephan Mösch in seiner Laudatio Reimanns Lebensleistung gewürdigt. Mösch charakterisierte den Künstler als undogmatischen Einzelgänger, der in seinen Werken nicht gegen tradierte Auffassungen von Werk, Orchester und Stimme rebelliert, sondern diese Formen genutzt und radikalisiert habe. Reimann habe «nichts dekonstruiert, aber auch nichts bedient». Damit habe er keine Wirkung diktiert, sondern die Wahrnehmung geöffnet.
 

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