Leipzig (dapd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat am Mittwoch in Leipzig den Musiker und Dirigenten Helmuth Rilling mit der Martin-Luther-Medaille 2012 ausgezeichnet. "Sie waren und sind ein Musikbotschafter des Evangeliums", sagte der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, der Rilling in der Thomaskirche die Medaille am Reformationstag überreichte.
Der 79-jährige Leiter der Bachakademie in Stuttgart habe durch sein Lebenswerk beispielhaft zur Verkündung des Evangeliums im Medium der Musik beigetragen und die Musik von Johann Sebastian Bach international bekannt gemacht, begründete der Rat der EKD seine Entscheidung. Rilling ist der siebte Preisträger der Medaille.
Rilling, der am 29. Mai 1933 in Stuttgart geboren wurde, gründete 1954 die Gächinger Kantorei. Im Jahr 1965 kam das Bach-Kollegium als instrumentaler Partner hinzu. Seitdem beschäftigt er sich nach eigenen Angaben intensiv mit dem Werk Bachs (1685-1750). "Musik darf nie bequem sein, nicht beschwichtigend", gibt Rilling als sein Lebensmotto an. "Sie muss aufrütteln, die Menschen persönlich erreichen, sie zum Nachdenken bringen." Thomaskantor Georg Christoph Biller, der die Laudatio auf den Preisträger hielt, sagte, Rillings Ausstrahlung reiche weit über den Raum der Kirche hinaus. "Er hat sich Trends nicht unterworfen, obwohl er dafür auch kritisiert worden ist", schätzte Biller ein.
Als erster Dirigent alle Kantaten Bachs eingespielt
1981 gründete Rilling in Stuttgart die Internationale Bachakademie, deren Leiter er ist. Als erster Dirigent spielte er sämtliche Kantaten Bachs ein. Vor der Martin-Luther-Medaille der EKD wurde er unter anderem mit dem Internationalen Unesco-Musikpreis und dem Theodor-Heuss-Preis "Taten der Versöhnung" ausgezeichnet. 2008 wurde ihm vom Land Baden-Württemberg die Große Staufermedaille in Gold verliehen, im November 2001 folgte der Herbert-von-Karajan-Musikpreis des Festspielhauses Baden-Baden.
Der Rat der EKD hatte die Auszeichnung mit der Martin-Luther-Medaille 2008 eingeführt, um besondere Verdienste um den deutschen Protestantismus zu würdigen. Der Theologe und Dichter Klaus-Dieter Hertzsch war 2008 der erste Preisträger. Im Jahr 2009 folgte der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. 2010 wurde die Medaille an drei Frauen verliehen, die sich in der Kirche und der Bildung engagieren: Astrid Hahn, Barbara Lambrecht-Schadeberg und Cornelia Schäfer. Im vergangenen Jahr würdigte die EKD mit Harald Bretschneider einen der wichtigsten kirchlichen Protagonisten der friedlichen Revolution in der DDR.