Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Insolvenzverwalter Ludger Westrick, „Auswärtige Verbindungsstelle“ und Europäischer Musikrat
Mit allen erdenklichen juristischen und administrativen Mitteln versucht der vorläufige Insolvenzverwalter Ludger Westrick den eigentlich bereits vollzogenen Übergang der „Auswärtigen Verbindungsstelle” vom Musikrat zum Goethe-Institut zu blockieren. Einen programmatischen Einfluss des Musikrates hat er verhindert. Darüber hinaus schafft er den Kontakt zum Europäischen Musikrat ab: Die Demontage nimmt ihren Lauf.
Die Entscheidung fiel als Ergebnis einer Prüfung des Bundesrechnungshofes schon vor zwei Jahren: Aus Effizienz-Gründen wurde die für den „Export” junger Musiker und Ensembles zuständige „Verbindungsstelle” vom finanzierenden Auswärtigen Amt organisatorisch dem Goethe-Institut zugedacht. Allerdings sollte dem Deutschen Musikrat ein weitgehendes inhaltliches Mitspracherecht vertraglich zugesichert werden.
Der Vertrag lag im November vergangenen Jahres unterschriftsreif vor. Unter Kündigungsandrohung verbot Ludger Westrick dem damaligen Generalsekretär Thomas Rietschel die Unterzeichnung. Westrick sah nur die etwa vier Millionen (komplett zweckgebundenen!) Euro Etat, die dem Musikrat „verloren” gingen. Natürlich eine Milchmädchen-Rechnung, die jetzt wahrscheinlich auch noch reichlich Geld kostet, weil Westrick viel Zeit und Kraft aufwendet, um mit fragwürdigen juristischen und administrativen Schritten das Vollzogene rückgängig zu machen. Freilich konnten einstweilige Verfügungen (mindestens eine ist derzeit noch anhängig), das Bemühen des Gerichtsvollziehers (der seine Kuckucke unter starker Heiterkeit auf wertloses Büroinventar klebte) sowie die Verweigerung des Postempfanges für die Verbindungsstelle durch den Musikrat und diverse weitere Abmahnungen und Kündigungsandrohungen nicht verhindern, dass die Verbindungsstelle vergangene Woche ein Haus weiter zog: raus aus dem Einflussbereich des Insolvenzverwalters. Nur die (vom Steuerzahler finanzierte) Arbeit der Verbindungsstelle wird durch logistische und sonstige Schikanen immer noch drastisch behindert. Ihr Januargehalt erhielten die Mitarbeiter (die von sich selbst sagen, sie seien auf der Sonnenseite gelandet) schon vom Goethe-Institut. Den Schaden hat der Musikrat, der somit eines wichtigen Teiles seiner Auslands-Arbeit komplett beraubt wurde.
Parallel zerstörte der Insolvenzverwalter ein weiteres Auslands-Kontaktfeld: Mit den Worten „Stammtische finanziere er nicht” kappte Westrick den Draht zum Europäischen Musikrat (EMR) – indem er ihn materiell schlicht aushungert: Der EMR wurde bisher völlig unabhängig vom DMR verwaltet. Er hatte eine eigene Buchhaltung, eine eigene Steuernummer, er war in jeder Beziehung organisatorisch und rechtlich vom DMR getrennt. Auch die Zuschüsse des zuständigen Ministeriums (BKM) gingen immer direkt an den EMR. Der EMR rechnete auch selbständig mit dem BKM ab. Der EMR hatte eine eigene E-Mail-Adresse, eigenes Briefpapier und eigene Statuten. Juristisch gesehen hatte er zwar keine eigene Rechtspersönlichkeit, war aber als europäische Regionalgruppe des Internationalen Musikrates (IMC) in einen rechtlichen Rahmen eingebunden. Da nun weder der EMR (da er keine juristische Person war) noch der IMC als französischer Verein ein eigenes Konto eröffnen konnten, hatte der DMR für den EMR ein Konto eingerichtet mit dem Vermerk bei Kontoinhaber: „DMR wg. EMR“. Dies ist die einzige Verbindung zum DMR gewesen, auf die Westrick seine Behauptung stützte, dass die Gelder des EMR in die Insolvenzmasse des DMR gehören (fast 30.000,- Euro). Der EMR hat jetzt die Konsequenzen gezogen: Er wird im Januar einen eigenen e.V. nach deutschem Recht gründen. In der Satzung dieses eingetragenen Vereins kommt der DMR nicht mehr vor. Eine Anbindung an den Deutschen Musikrat ist auch nicht mehr vorgesehen. So zerstört man ohne Kenntnis des Netzwerkes Landschaften, die eigentlich gepflegt gehören – wer stoppt solchen Amok? Bestimmt nicht jene Taktierer, die immer noch glauben, man könne das „temporäre Problem Westrick“ aussitzen.
Als Sehenswürdigkeit des Jahres 2003 will die Deutsche Post alle sogenannten Großbriefe bis zu 500 g mit dem Beethoven-Haus Bonn markieren, das seit Mitte Januar die Dauer-Briefmarke zum neuen Entgelt von 144 Cent schmückt. Als berühmte Knabenchöre werden ab Mitte Februar der Thomanerchor Leipzig, der Dresdner Kreuzchor und die Regensburger Domspatzen kombiniert in einem Block mit Marken für Postkarte, Brief und Doppelbrief herausgestellt. Am 12. Juni erinnert die Post an den 1953 entstandenen Deutschen Musikrat, 144 Cent wert – noch ungewiss ob mit schwarzem Trauerrand versehen oder die Goldene Hoch-Zeit feiernd. Marken-würdig sind ferner in diesem Jahr die seit einem halben Jahrhundert Rundfunk-sendende Deutsche Welle, die Kulturstiftung der Länder und die vor 40 Jahren auch den Musikbereich beflügelnde deutsch-französische Zusammenarbeit.
Pflichtversicherung
Freiberuflichen Künstler sind auch in Österreich seit 2001 in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert und zwar als sogenannte Neue Selbständige nach dem GSVG (Sozialversicherungsgesetz für selbständig Erwerbstätige). http://www.sva.or.at
Studie Musikexportbüro
Um die Möglichkeiten eines deutschen Musikexportbüros zu prüfen, haben die deutschen Phonoverbände gemeinsam mit der GEMA, dem Deutschen Musikverleger-Verband (DMV), der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und dem Verband Unabhängiger Tonträgerunternehmen (VUT) eine Studie in Auftrag gegeben, die nun vorliegt. Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die die Studie mitfinanziert hat: „Die Studie belegt, dass die Einrichtung von Musikexportbüros sowohl wirtschaftlich als auch kulturell positive Effekte auslösen kann.“
Die wahre Chronologie
Volker Mettig von der Verbindungsstelle für Internationale Beziehungen im Deutschen Musikrat wies die Redaktion darauf hin, dass nicht die junge Deutsche Philharmonie als erstes deutsches (und überhaupt westliches) Orchester in Nordkorea war, sondern das Collegium musicum der Universität Bonn, das bereits 2001 gemeinsam mit seinem Dirigenten Walter L. Mik für 14 Tage in Süd- und Nordkorea gastierte. Als Gegenbesuch – und aus Anlass des 50. Geburtstag des Collegium musicum – kommt das Kammerorchester des Isang-Yun-Instituts dieses Jahr nach Deutschland.