Harry Kupfer +++ Peter Schreier +++ Herbert Baumann +++ Franz Mazura
Harry Kupfer
Wieder Schostakowitschs „Lady Macbeth“: Als Harry Kupfer das Werk 2016 an der Bayerischen Staatsoper inszenierte, kamen Erinnerungen auf an eine legendäre Kölner Aufführung, bei der er Ende der Achtziger Jahre Regie geführt hatte. Und auch wenn die neue Produktion nicht an die brillante Rhythmisierung von Licht und Räumlichkeit von damals heranreichte, so konnte man doch wieder eine Konstante in Kupfers Schaffen bewundern: sein Gespür für die Kraft und Verletzlichkeit von Frauenfiguren. Nicht umsonst hat seine von Sentas Innenwelt ausgehende Traumdeutung des „Fliegenden Holländer“ (Bayreuth 1978) Interpretationsgeschichte geschrieben. Eine andere Konstante war sein fordernder Umgang mit Sängerinnen und Sängern, denen er als Darsteller auch körperlich alles abverlangte. Dass dies aber kein Selbstzweck war, konnte man beispielsweise in seinem Bayreuther „Ring“ von 1988 beobachten, wenn anspruchsvolle Bühnenaktionen in unmittelbaren Ausdruck umschlugen. Nach einer beispiellosen, hochproduktiven Karriere kehrte Kupfer im vergangenen Jahr für die Inszenierung von Georg Friedrich Händels Oper „Poro“ noch einmal an die Komische Oper zurück, die er als Chefregisseur von 1981 bis 2002 maßgeblich geprägt hatte. Am 30. Dezember 2019 starb Harry Kupfer im Alter von 84 Jahren in Berlin. jmk
Peter Schreier
Wieder Schuberts „Schöne Müllerin“: Als Peter Schreier den Liederzyklus Anfang der Achtziger Jahre zusammen mit dem Gitarristen Konrad Ragossnig aufnahm, war dies weder die erste noch die letzte Einspielung, die er von diesem zentralen Werk vorlegte. Doch passender, weil natürlicher hat Peter Schreiers Tenor selten geklungen. Hinter dieser vermeintlichen Natürlichkeit steckte freilich eine meisterhafte Beherrschung der Stimmtechnik, die im Dresdner Kreuzchor ihren Ausgangspunkt hatte, wo er als Knabenalt auf sich aufmerksam machte. Hier wurde auch der Grundstein für Schreiers lebenslange Beschäftigung mit der Musik Johann Sebastian Bachs gelegt. Seine auf exzellenter Textbehandlung basierende Interpretation der Evangelisten-Rollen in den Passionen setzte Jahrzehnte lang Maßstäbe. Seine internationale Karriere als Opernsänger führte ihn an alle großen Theater der Welt, wobei er vor allem in Mozart-Partien brillierte. Parallel zu seiner Gesangstätigkeit, die auf zahllosen Tonträgern dokumentiert ist, war Peter Schreier auch als Dirigent aktiv. Auch hier lag ein Schwerpunkt auf Bachs Werken. Für sein Wirken wurde Schreier mit vielen Preisen geehrt, unter anderem 1988 mit dem Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung. Am 25. Dezember 2019 ist Peter Schreier im Alter von 84 Jahren in Dresden verstorben. jmk
Herbert Baumann
Wie die Internationalen Musikverlage Hans Sikorski mitteilten, ist der Komponist Herbert Baumann in der Nacht vom 20. auf den 21. Januar 2020 im Alter von 94 Jahren in München verstorben. Parallel zu einem Architekturstudium, begann Herbert Baumann bei Sergiu Celibidache in dessen erster Saison 1945/46 bei den Berliner Philharmonikern Dirigieren zu studieren. Dieser brachte ihn auch zum Kompositionsunterricht bei Paul Höffer. Später studierte er auch bei Boris Blacher. Von 1947 an war Baumann Direktor für Bühnenmusik am Deutschen Theater Berlin, 1953 wechselte er zu den Staatlichen Schauspielbühnen in West-Berlin und zog 1970 nach München, wo er am Bayerischen Staatsschauspiel arbeitete und für drei Theater gleichzeitig komponierte. Seit 1979 komponiert Baumann freiberuflich. 1998 gründete er die Herbert-Baumann-Stiftung.
Franz Mazura
Wie die Deutsche Oper Berlin meldete, verstarb am 23. Januar 2020 der Bassbariton Franz Mazura im Alter von 95 Jahren. „Während Tenöre oft schon längst von der Bühne abgetreten sind“, heißt es in der Pressemitteilung, „erleben Bässe nicht selten noch einen goldenen Karriereherbst und können in den Herrscher- und Priesterrollen ihres Faches eine über Jahrzehnte gewachsene sängerdarstellerische Autorität zur Geltung bringen.“ Von seinem Debüt im Jahr 1955 am Staatstheater Kassel an stand der gebürtige Salzburger sechseinhalb Jahrzehnte auf der Bühne und verkörperte nahezu alle großen Rollen seines Fachs. Vor allem seine Wagnerinterpretationen waren es, mit denen Mazura das Publikum begeisterte. 1979 sang er in der Uraufführung der von Friedrich Cerha vervollständigten Version von Alban Bergs „Lulu“ die Rolle des Dr. Schön.