Günther Kochan - Simon Gaudenz - Christian Höppner
Verständlichkeit und Mahnung
Hanns Eislers Meisterschüler: zum Tod des Komponisten Günter Kochan
Einer der bekanntesten Komponisten der DDR, Günter Kochan, ist tot. Er starb im Alter von 78 Jahren in Hohen Neuendorf (Oberhavel), wie seine Familie mitteilte. Kochan wurde am 2. Oktober 1930 in Luckau geboren. Er studierte von 1946 bis 1950 an der Hochschule für Musik Berlin-Charlottenburg, unter anderem bei Boris Blacher. Danach wurde er Meisterschüler bei Hanns Eisler an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost). Eislers Einfluss bezeichnete Kochan später als ausschlaggebend für seine Entwicklung. Von 1948 bis 1951 war Kochan beim noch von den Sowjets kontrollierten Berliner Rundfunk in der Abteilung „Unser Lied, Unser Leben“ beschäftigt. Kochans Ziel war es stets, „Musik für alle“ zu machen. In der Diskussion um die „neue Einfachheit“ in den 70er- und 80er-Jahren plädierte er für Verständlichkeit, war in seinem Werk gleichwohl für serielle und aleatorische Elemente offen. Zu seinem vielseitigen Œuvre gehören nicht nur Orchesterwerke (darunter 6 Sinfonien), Kammermusik, Chorwerke oder Kampflieder, sondern auch Filmmusik, etwa für Fritz Lang, Joseph Losey oder für „Circus“ von Charlie Chaplin. Er arbeitete mit Bertolt Brecht bis zu dessen Tod 1956 zusammen. Sein Durchbruch gelang ihm 1951 mit dem in der Tradition Brahms’ und Dvoráks stehenden Konzert für Violine und Orchester, das ihn über Nacht bekannt machte und in vielen Ländern aufgeführt wurde. Im gleichen Jahr ging er als Dozent an die Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, wo er ab 1967 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 eine Professur innehatte. Zu seinen Schülern zählen unter anderen Udo Zimmermann und Friedrich Schenker. 1964, 1979 und 1987 erhielt er den Nationalpreis der DDR. Von 1965 bis 1992 war er Mitglied der Akademie der Künste, daneben einige Jahre Vizepräsident des Komponistenverbandes der DDR. Als wichtigste Werke sah Günter Kochan die 1965 entstandene Kantate „Die Asche von Birkenau“, in der er sich mit Auschwitz auseinandersetzte, und die „Musik für Orchester 2“ von 1989 an, zu der ihn Briefe von Rosa Luxemburg inspiriert hatten. Foto: Archiv
Edition zeitgenössische Musik: Komponisten 2009
In der Auswahlsitzung am 9. Februar wählte der Beirat der „Edition zeitgenössische Musik“ vier Komponisten, die in die CD-Reihe aufgenommen werden: Marton Illés, Jamilia Jazylbekova, Samir Odeh-Tamimi und Daniel Smutny erhalten je eine Porträt-CD, die voraussichtlich in den Jahren 2011/12 veröffentlicht werden. Mit den CD-Porträts der Reihe „Edition zeitgenössische Musik“, die der Deutsche Musikrat seit 1986 herausgibt, wird das Schaffen junger deutscher oder in Deutschland lebender Komponisten dokumentiert. Ihnen wird damit oft erstmals die Möglichkeit gegeben, sich auf Tonträgern einem breiteren Publikum im In- und Ausland zu präsentieren. Einführende Kommentare und Analysen sowie Werkverzeichnisse ergänzen die inzwischen 70 Porträt-CDs. Die CD-Produktionen entstehen überwiegend in Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und werden beim Label WERGO veröffentlicht. Als Nächstes erscheinen die Porträt-CDs von Sven-Ingo Koch, Jay Schwartz, Hannes Seidl, Martin Schüttler, Arnulf Herrmann und Achim Bornhöft.
Die Auswahljury besteht aus Carola Bauckholt, Meret Forster, Hans-Peter Jahn, Frank Kämpfer, Ulrich Mosch, Isabel Mundry, Ortwin Nimczik, Rainer Pöllmann, Wolfgang Rihm, Peter Rundel, Dagmar Sikorski und Friedrich Spangemacher. www.musikrat.de/edition
Dirigierpreis für Simon Gaudenz
Der Schweizer Dirigent Simon Gaudenz hat den mit 15.000 Euro dotierten Deutschen Dirigentenpreis erhalten. Im Finale des Wettbewerbs setzte sich Gaudenz gegen seine beiden Mitbewerber Shi-Yeon Sung und Rasmus Baumann durch. Die Jury unter Vorsitz des Chefdirigenten des Konzerthausorchesters, Lothar Zagrosek, bewertete Gaudenz’ Interpretation von Strawinskys „Feuervogel“ in einer Fassung von 1919 als erstklassig. Shi-Yeon Sung und Rasmus Baumann wurden mit Sonderpreisen von je 10.000 Euro geehrt, die zudem mit der musikalischen Leitung der Bad Homburger Schlosskonzerte für jeweils eine Saison sowie der Produktion einer CD verbunden sind. Der alle zwei Jahre verliehene Dirigentenpreis ist mit insgesamt 35.000 Euro dotiert und beinhaltet umfangreiche Förderungsmaßnahmen für junge Ausnahmetalente. Der Preis ist eine Initiative der BHF-BANK-Stiftung und des Deutschen Musikrats in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus Berlin. Simon Gaudenz (geb. 1974) ist Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Collegium Musicum Basel. Er studierte zunächst Klarinette am Konservatorium Luzern und an der Musikhochschule Graz in der Konzertklasse von Bela Kovacs. Von 2001 bis 2006 absolvierte er ein Dirigierstudium bei Scott Sandmeier und setzte seine Studien an der Universität Mozarteum Salzburg bei Dennis Russell Davies und Jorge Rotter fort. Im Jahr 2004 nahm er als Stipendiat am Aspen Music Festival in Colorado teil. 2006 gewann er die „International Conducting Competition Gennady Rozhdestvensky“ in Sofia und wurde von der Schweizer Kulturstiftung „Aargauer Kuratorium“ für sein künstlerisches Schaffen ausgezeichnet. Seit 2004 genießt Simon Gaudenz die Förderung durch das Dirigentenforum.
Schumann-Preis
Der Robert-Schumann-Preis 2009 der Stadt Zwickau geht an die Musikwissenschaftler Reinhard Kapp aus Wien und Michael Struck aus Kiel. Die Auszeichnung erfolgt am Vorabend von Schumanns 199. Geburtstag am 7. Juni in Zwickau. Die Veranstaltung wird vom Altenberg Trio Wien, dem Schumann-Preisträger des Jahres 1999, umrahmt. Die beiden Musikwissenschaftler hätten sich durch ihre nahezu gleichzeitig 1984 erschienenen Dissertationen zum Spätwerk beziehungsweise zu den umstrittenen späten Instrumentalwerken Schumanns einen herausragenden Platz in der Schumann-Forschung erworben, heißt es in der Jury-Begründung. Sie hätten bahnbrechend bei der Erforschung, Erschließung und Popularisierung eines wesentlichen Schaffensgebiets des Komponisten gewirkt. Seit dem Erscheinen ihrer Bücher habe sich die Sicht auf das Spätwerk und dessen Interpretationsweise deutlich gewandelt. Die Geburtsstadt von Robert Schumann (1810–1856) vergibt den mit 10.000 Euro dotierten Preis seit 1964.
Percussion-Konzert zum Mitmachen in Weimar
Am Sonntag, 22. März 2009, 16 Uhr findet in der Weimarhalle in Weimar unter der Moderation von Bernd Nentwig ein interaktives Percussion-Konzert mit dem Dirigenten Raoul Grüneis statt. Dabei darf jeder im Publikum mit einem – seinem – Rhythmusinstrument ausgestattet sein und denkbar größte musikalische Gegensätze werden aufeinander prallen: Hier die Hochkultur der konzertanten Aufführungspraxis, da der spontane Impuls des Einfach-Mitmachens. Hier die Welt des jahrelangen konzentrierten Übens, da der trommelnde Laie, dessen Musikalität nur freigelegt zu werden braucht.
Den Initiatoren Nentwig und Grüneis geht es um die elementare Begegnung, um das Eins-Werden mit der Musik und in der Musik. Das Konzert soll sich in einem spannungsreichen Spektrum aus teils sehr bekannten, aber auch weniger geläufigen Stücken bewegen.
Weitere Informationen: www.nationaltheater-weimar.de
www.drumcircles.de
9. Gitarrenbauwettbewerb der EGTA
Der 9. Gitarrenbauwettbewerb der European Guitar Teachers Association Deutschland für Schülergitarren ist zu Ende. Er war wiederum für Schülergitarren aller Mensurlängen bis maximal 64 cm ausgeschrieben. Die Jury unter Vorsitz von Michael Koch bestand aus Sebastian Bödeker, Ulrich Müller, Karl Sandvoss und Andreas Stevens. Sechs Teilnehmer hatten 28 Gitarren zum Wettbewerb eingesandt. Die Bewertung durch die Jury, organisatorisch betreut durch Helmut Richter erfolgte am 7. und 8. Januar im Willy Brandt-Berufskolleg der Stadt Duisburg. Sie erbrachte folgendes Ergebnis: Es wird drei Gitarren das Prädikat „Von der EGTA empfohlenes Modell 2009/2010“ zuerkannt, nämlich folgenden: Mensurlänge 58 cm: Hellweg Junior III SH, Mensurlänge 62 cm: Höfner HC 504-7/8 und Mensurlänge 63 cm: Hellweg Junior IV SH.
Höppner wiederbestellt
Wie der Deutsche Musikrat (DMR) mitteilte, hat dessen Präsidium Christian Höppner einstimmig zum Generalsekretär des Dachverbandes wiederbestellt. Der ausgebildete Musikpädagoge hat dieses Amt seit 2004 inne, von 2000 bis 2004 war er Präsidiumsmitglied beziehungsweise Vizepräsident im DMR. Höppner ist unter anderem Vizepräsident des Europäischen Musikrates, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kulturrates, Präsident des Landesmusikrates Berlin, Chefredakteur des Magazins Musikforum und Mitglied im Rundfunkrat der Deutschen Welle. Er ist langjähriger Lehrbeauftragter für Violoncello an der Universität der Künste Berlin. „Christian Höppner hat mit seiner musikpolitischen Arbeit entscheidenden Anteil an der gesellschaftspolitischen Wirksamkeit des Deutschen Musikrates.“ So kommentierte Martin Maria Krüger, Präsident des DMR die Wahl. Höppner auch eine künstlerische leitende Funktion in der Musikrats-gGmbH anzuvertrauen, fand im Gremium dagegen keine Mehrheit (siehe nmz.de vom 17. Februar 2009).
Dirigentenpreis
Beim Finale des Deutschen Dirigentenpreises mit dem Konzerthausorchester Berlin konnte der Schweizer Simon Gaudenz (35), Leiter des Collegium Musicum Basel, mit seiner Interpretation von Strawinskys „Feuervogel“-Suite die Jury überzeugen.
Musiker des Jahres 2008
Sänger und Bläser aus Deutschland stehen diesmal ganz oben auf der Siegerliste der zurückliegenden Saison, wie aus der Laureaten-Übersicht der Weltföderation der 122 großen internationalen Musikwettbewerbe hervorgeht: Anne Theresa Albrecht und Christoph Pohl gewannen in Zwickau den Schumann-Concours für Sologesang, gefolgt von Carolina Ullrich und Sophie Harmsen, die sich auf dem 2. und 3. Platz fanden. Beim Bach-Wettbewerb in Leipzig erhielt im Fach Sologesang Marie Friederike Schöder den 1. Preis, Jens Hamann den 3. Preis. Beim ARD-Wettbewerb München erzielte Sebastian Manz den 1. Klarinetten-Preis, der Fagottist Christian Kunert einen 2. Preis, das Gleiche in Markneukirchen der Hornist Paulo Mendes. Unter den Geigern platzierten sich Stefan Tarara beim Varga-Wettbewerb in Martigny auf dem 2. Platz, Stefan Hempel beim Rostal-Wettbewerb in Berlin auf dem 3. Platz. Der Cellist Peter-Philipp Staemmler wurde 2. Preisträger in Genf. Benedict Klöckner mit Yang Yang erspielte sich im schwedischen Katrineholm einen 3. Preis im Duo mit Klavier, ebenso das Piano-Duo Humburger in Miami. Beim Grand Prix de Chartre belegte David Franke den 2. Platz, beim Bach-Wettbewerb Leipzig im Fach Orgel Lukas Stollhof den 3. Platz. In Lyon teilte sich das Bläserquintett Pentanemos den 2. Preis mit dem französischen Ensemble K-ssiopée, in München das deutsch-schweizerische Gémeaux-Quartett den 3. Preis mit dem japanischen Verus String Quartett, ebenso in Reggio Emilia das deutsche Quatuor Signum mit dem französischen Quatuor Ardeo. Diesmal erreichte kein deutscher Pianist die Preisebene.
Förderstipendien
Die Hans und Gertrud Zender-Stiftung zur Förderung der zeitgenössischen Musik vergibt von 2009 an jährlich mehrere Förderstipendien für Komponisten sowie für Musikwissenschaftler, deren Projekte sich auf Fragen der Gegenwartsmusik beziehen. Die Stipendien umfassen finanzielle Unterstützungen sowie einen mehrwöchigen Aufenthalt im Glaserhäusle (Meersburg). Bewerbungen sind bis 30.6. an das Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik Dresden (Wettiner Platz 13, 01067 Dresden) zu richten.
Martinu-Tagung
Das Musikwissenschaftliche Institut der Musikhochschule Dresden veranstaltet in Kooperation mit dem Martinu-Institut Prag und der Reihe „Musik-Konzepte“ am 1./2. Mai 2009 ein Symposion zum Thema: „Bohuslav Martinu – Werk und Wirkung“. Im Rahmenprogramm der Veranstaltung zum 50. Todestag des Komponisten werden einige wichtige Werke von Martinu aufgeführt. Die Leitung liegt bei Jörn Peter Hiekel. Ort: HfM Dresden, Wettiner Platz 13, 01067 Dresden. Infos: ute.hanke [at] hfmdd.de (ute[dot]hanke[at]hfmdd[dot]de)
Aus der Hand des Juryvorsitzenden Lothar Zagrosek, Chefdirigent des Konzerthausorchesters, erhielt er den mit 15.000 Euro dotierten ersten Preis.