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Preis des Westfälischen Friedens für Daniel Barenboim – Dirigent sieht „letzte Chance“ auf Zweistaatenlösung

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Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim und das von ihm gegründete West-Eastern Divan Orchestra haben den Preis des Westfälischen Friedens erhalten. Der 67-Jährige nahm die Auszeichnung am Samstag im historischen Rathaus in Münster entgegen. In dem Orchester, an dessen Gründung auch der verstorbene palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said beteiligt war, musizieren Juden, Christen und Muslime gemeinsam.

Der mit 50.000 Euro dotierte und alle zwei Jahre von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe vergebene Preis geht an Persönlichkeiten oder Institutionen, die durch ihre bisherige Lebensleistung zum Vorbild für Friedensarbeit in Europa und der Welt geworden sind. Barenboim wurde für sein Engagement um eine Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern geehrt.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte in seiner Laudatio, das West-Eastern Divan Orchester erfülle das erfolgreiche europäische Kooperationsmodell "in ganz besonderer Weise mit Leben". Menschen, deren Eltern sich unversöhnlich gegenüber stünden, griffen unter Anleitung Barenboims gemeinsam zum Instrument. Damit sei das Orchester "ein wahrhaft grenzenloses Orchester". Das Orchester lebe
das Ideal einer friedlichen Gesellschaft des Miteinanders und sei damit ein Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten.

Europa sei nach seiner jahrhundertelangen, von Kriegen und Konflikten geprägten Geschichte zu einem "großen Friedens- und Freiheitskonzept" herangereift, das Konfrontation durch Kooperation ersetzt habe, sagte Westerwelle weiter. Diese Lehre, die Europa
gezogen habe, tauge auch für andere Konfliktzonen in der Welt. Deshalb müssten die Verhandlungen zwischen Israel und den
Palästinensern fortgesetzt werden. Europa könne und wolle diesen Prozess im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen. Dabei müsse
aber klar sein, dass Israels Sicherheit "für uns nicht verhandelbar"
sei.

Barenboim sagte, die Auszeichnung sei für ihn eine "große und tiefe Ehre". Er mahnte im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern eine zügige Zweistaatenlösung an, für die es nur noch eine "letzte Chance" gebe. "Es ist nicht fünf vor, sondern 30 Sekunden vor Zwölf", warnte Barenboim. Er wolle nicht länger Friedensverhandlungen sehen, sondern endlich Frieden haben. "Es ist machbar", zeigte er sich überzeugt. Eine Lösung könne es aber nur geben, wenn Israel die Palästinenser mit Respekt und Gefühl für Gerechtigkeit behandele.

Der 1942 in Buenos Aires als Sohn russisch-jüdischer Emigranten geborene Barenboim besitzt vier Pässe, darunter neben einem israelischen auch einen der palästinensischen Autonomiebehörde. 1949 gab er im Alter von erst sieben Jahren sein erstes Konzert als Pianist. Seit 1992 ist er Generalmusikdirektor der Staatsoper unter den Linden in Berlin und wurde in dieser Funktion 2000 zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt.
 

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