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Brachte den Durchbruch. Nigel Kennedy mit Vivaldi.
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Rebell und Geigenvirtuose: Nigel Kennedy wird 60

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Er rüttelte die Klassikwelt mit Pop-Techniken und Punk-Look auf und ist der meistverkaufte klassische Violinist aller Zeiten: Nigel Kennedy feiert seinen 60. Geburtstag.

Selbstgeschnittene, stachelige Haare; angegraute Bartstoppeln; abgetragenes Aston-Villa-Hemd: Nigel Kennedy bleibt seinem eigenen Klischee als enfant terrible der Klassik treu, auch noch nach Millionen verkaufter Platten. „Wenn mir jemand sagt, was ich tun soll, mache ich einfach das Gegenteil“ – dieses Motto zieht sich durch sein Leben.

Kurz vor Weihnachten kam nun sein erstes Album mit eigenen Kompositionen heraus, „My World“ – Meine Welt. Sehr melodisch, mit indischen, Klezmer- und Rock-Einflüssen. Einige der Stücke sind den Musiklegenden gewidmet, die sein Werk beeinflusst haben, etwa Yehudi Menuhin. In Kennedys Ode an Menuhin schwingt Trauer mit, die von Herzen kommt.

Seine Außenseiterposition vermarktet Nigel Kennedy seit 1989 meisterhaft: Damals endete mit dem Tod des österreichischen Dirigenten Herbert von Karajan eine Ära, und eine neue begann mit Kennedys Aufnahme der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Die Pop-Platte des damals 32-Jährigen stürmte die Klassik-Charts. Leicht angestaubter Barock klang auf einmal elektrifizierend modern.

Nigel Kennedy verkörperte das Gegenteil eines klassischen Musikers, stampfte mit den Füßen auf der Bühne, unterbrach sein Spiel mit Schimpfworten und Witzen, kurz: Die Klassikwelt hasste ihn. Und dann verkaufte er auch noch zwei Millionen Platten: „Für sie bedeutete das, dass ich wirklich Scheiße sein musste“, sagte er der „Daily Mail“. „Es war ein Verbrechen, gut abzuschneiden.“

Seither bewegt er sich zwischen Klassik, Jazz, Klezmer- und Zigeunermusik und rockigen Coverversionen, zum Beispiel von den Doors und Jimi Hendrix. Am Mittwoch (28. Dezember) feiert er seinen 60. Geburtstag mit Familie und Freunden bei einem privaten Abendessen, später dann mit Fans bei zwei Galakonzerten in Birmingham und London.

Der kreative Rebell kommt aus einer Musikerfamilie. Vater und Großvater waren erste Cellisten in bekannten Orchestern, Mutter und Großmutter Pianistinnen. Mit sieben kommt der kleine Nigel auf die Yehudi Menuhin Schule nach Surrey ins Internat. „Ich habe es meiner Mutter lange übelgenommen, dass sie mich dorthin geschickt hat“, sagte er – obwohl ihn der legendäre Geigenvirtuose Yehudi Menuhin mit einem Stipendium unterstützt und sein Mentor wird.

Später lernt Kennedy an der weltbekannten, aber erzkonservativen Juilliard School of Music in New York und schockt seine Lehrer, als er mit dem abtrünnigen französischen Jazzviolinisten Stéphane Grappelli auftritt. Sie warnen ihn, dass er damit seine Chancen auf einen Plattenvertrag zerstöre. Zu recht, sagte er seinem Lokalblatt „Hamstead Highgate Express“: „Sony sah, was ich getan hatte, und zog den Deal zurück – es dauerte etwa neun Jahre, bevor ich einen anderen bekommen konnte.“ Kein Wunder, dass er sich häufig kritisch über die Branche äußert.

Entweder er schimpft über Musikschulen, die am laufenden Band „Klone“ produzierten, oder er macht sich über Dirigenten lustig wie in der australischen Zeitung „The Age“: „Sie winken nur herum und sagen den Leuten, was sie tun sollen. Alles, was Sie aus Zuschauer-Sicht sehen, ist ihr Arsch, also was zum Teufel tun sie eigentlich?“

Kennedy macht auch keinen Hehl daraus, dass er sich nach Konzerten mit Cannabis entspannt und früher härtere Drogen genommen hat. Doch bei der Vorbereitung ist er eisern, jeden Tag übt er mindestens drei Stunden: Zweieinhalb Stunden auf seiner akustischen Geige von 1732 und den Rest auf einem seiner elektrischen vier- und fünfsaitigen Instrument. „Arbeitsmoral hält dich von den Dämonen fern“, erklärte Kennedy der „Birmingham Mail“. Und seine zweite Frau Agnieszka, mit der er in Krakau lebt und ein Holzhaus in den wilden, von Wölfen besiedelten Bergen Polens baute. Aber er ist auch häufig in London und Malvern, wo sein Sohn Sark aus einer früheren Beziehung wohnt.

„Yehudi Menuhin war spirituell, praktizierte Yoga, aß Müsli und machte alles richtig“, reflektiert er in der Zeitung „The Age“ über seine beiden gegensätzlichen Lehrer, „während Stéphane Grappelli alles völlig falsch machte, aber als Spieler genauso großartig war.

Er genoss es, Musik zu machen.“ Im März und April tourt Nigel Kennedy wieder in Deutschland.

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