Stuttgart - Der Streit zwischen dem Vorstand und der künstlerischen Leitung der Internationalen Bachakademie in Stuttgart droht zu eskalieren. Die "Stuttgarter Zeitung" (Onlineausgabe) berichtete am Dienstag von einem Brandbrief des langjährigen Akademieleiters, Helmuth Rilling, in dem er den Rücktritt des Vorstands unter Leitung des Mäzens Berthold Leibinger fordert. Wenn Leibinger im Amt bleibe, werde er selbst als Akademieleiter zurücktreten, zitierte die Zeitung aus dem Brief. Der Vorstand will nun ein klärendes Gespräch.
Hintergrund des Streits ist die Ablösung des 78-jährigen Rilling im Jahr 2013. Seit längerem wird ein Nachfolger für Rilling gesucht. Die "Stuttgarter Zeitung" berichtete, dass eine Findungskommission im Dezember den angesehenen Chorleiter Hans-Christoph Rademann als neuen Akademieleiter gefunden zu haben schien. Geknüpft an die Personalie wurde aber eine Nicht-Verlängerung des Vertrages von Intendant Christian Lorenz. Rilling betont nun in seinem Brief demonstrativ die "vorzügliche Arbeit", die Lorenz geleistet habe.
Der Akademieleiter beklagt in seinem Brief zudem, nicht in die Suche nach einem Nachfolger einbezogen zu sein. Auch habe ihm der Vorstand "Vorschriften zur Leitung der Akademie in der Übergangszeit gemacht". "In meiner jahrzehntelangen Arbeit für die Bachakademie gab es das noch nie", schimpfte der 78-Jährige in dem Brief, der den Angaben zufolge an Vorstand, Kuratorium und Förderkreis verschickt wurde.
Der Vorstand reagierte konsterniert. Man habe den Brief von Rilling mit "Bedauern und Unverständnis zur Kenntnis genommen", teilte das Büro des Mäzens Berthold Leibinger in Ditzingen mit. Es sei mit Rilling vereinbart, im Januar gemeinsam den Nachfolger der Öffentlichkeit vorzustellen.
Als "nicht akzeptabel" bezeichnete der Vorstand den ultimativen Charakter der abschließenden Formulierung des Briefs. "Der Vorstand geht davon aus, dass sich dies im Gespräch mit Helmuth Rilling klarstellen lässt."