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 Foto: Martin Hufner
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Spätberufener

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Zum Tod von Giya Kancheli
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Extrem langsame Tempi, lange, oft nicht ausnotierte Pausen, große dynamische Spannbreite und über allem eine große, archaische Melancholie, in der man sich verlieren kann und in der alle Dogmen und Vorurteile gegenüber der Postmoderne einem klein und nichtig erscheinen. Das ist eine Möglichkeit, die Tonsprache des georgischen Komponisten Giya Kancheli zu beschreiben, der am 10. August 1935 im georgischen Tiflis geboren wurde und dort auch am 2. Oktober im Alter von 84 Jahren verstorben ist.

Kancheli war ein Spätberufener. Er hatte zunächst Geologie studiert und entschied sich erst 1959 im Alter von 24 Jahren für ein Kompositionsstudium am Staatlichen Konservatorium Tiflis bei Iona Tuskia. Dass er im Anschluss als freischaffender Komponist vor allem für Film und Bühne arbeiten konnte, war in der damaligen Sowjetunion eher die Ausnahme als die Regel. 1971 wurde er für zwei Jahrzehnte musikalischer Leiter des Staatlichen Akademischen Rustaweli-Theaters in Tiflis. Von 1971 an war er für sieben Jahre Lehrer für Komposition am Staatlichen Konservatorium Tiflis. Zwischen 1984 bis 1989 war er Vorsitzender der Georgischen Komponistenunion. Zwischen 1991 und 1992 wohnte er auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin. 1995 wechselte er als Komponist zur Königlich Flämischen Philharmonie u u nach Antwerpen und lebte seit 1996 freischaffend in Belgien.

Kancheli komponierte sieben Symphonien, zahlreiche Kammermusikwerke sowie die Oper „Musik für die Lebenden“ (1984). Mit Kanchelis Musik verbinden sich die Namen bedeutender Interpreten wie Gidon Kremer, Patricia Kopatschinskaja, Mstislav Rostropovich, Kim Kashkashian, Dennis Russell Davies oder das Hilliard Ensemble. ak / Foto: Martin Hufner

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