Der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann hat am Freitag die Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität (HU) erhalten. Außerdem überreichte ihm die Hochschule 45 Jahre nach Abschluss des Studiums die Diplomurkunde im Fach Philosophie.
Die Verleihung fand bei einem akademischen Festakt in der Universität statt: In Anspielung auf den Dichter Heinrich Heine sagte HU-Präsident Christoph Markschies bei der Verleihung, es komme darauf an, «den Lumpen ein Schnippchen zu schlagen. Und das tun wir jetzt, wenn wir Wolf Biermann sein Diplom überreichen.»
Biermann hatte von 1955 bis 1963 mit Unterbrechungen an der Humboldt-Universität studiert. Das Diplom wurde ihm damals aus politischen Motiven auf Betreiben des SED-Regimes vorenthalten. Hintergrund war ein Theaterstück über den Mauerbau, das Biermann am Berliner Arbeiter- und Studententheater inszeniert hatte.
Mit der Ehrendoktorwürde zeichnet die Hochschule Biermanns Lebenswerk und seine Leistungen als Künstler und Philosoph aus. Es sei ein Glücksfall für die Universität, einen «bedeutenden Moralisten und großen Künstler als Ehrendoktor» hinzuzugewinnen, sagte der Philosophie-Professor Volker Gerhardt als einer der beiden Laudatoren. Sein Kollege Klaus Briegleb-Weigel würdigte Biermann als Poeten und Sänger.
In seiner Dankesrede erinnerte Biermann an seinen 1987 verstorbenen Professor und Mentor Wolfgang Heise, den er als «meinen DDR-Voltaire» bezeichnete. Der damalige Rauswurf aus der Universität und das Verbot des Theaterstückes hätten sein künstlerisches Schaffen sogar gefördert, sagte Biermann.
1976 war Biermann von der SED aus der DDR ausgebürgert worden, was heftige Proteste in Ost und West zur Folge hatte. 2007 erhielt Biermann die Ehrenbürgerschaft der Stadt Berlin. Der Auszeichnung waren lange politische Auseinandersetzungen vorausgegangen. Die Linkspartei lehnte sie bis zum Schluss ab.