Im Rahmen des musikprotokolls des Steirischen Herbstes ist erstmals der Reinhard-Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik verliehen worden. Preisträger ist Patrick Hahn, der als Publizist unter anderem für die neue musikzeitung und das „Bad Blog of Musick“ tätig ist.
„Wenn einer die Angelegenheiten der Musik so scheinbar leicht – das Leichte ist bekanntlich das Schwerste (und nicht nur Mozart wusste das) – wenn einer das also so leicht und transparent und verantwortungsvoll und lustvoll, so phantasievoll, spannend und in sich stimmig und musikalisch vor Augen und in Hirne bringt, dann hat der den Preis wahrhaft verdient.“
Mit diesen Worten bedachte der Juryvorsitzende Wolf Loeckle den ersten Gewinner des im Gedenken an den 2009 verstorbenen Musikpublizisten Reinhard Schulz vergebenen Preises für zeitgenössische Musikpublizistik, der heuer von der Kunstuniversität Graz ausgerichtet wurde. Dem Erleben zeitgenössischer Musik entsprechend war der Rahmen der Preisverleihung: Im Anschluss an ein Konzert des Klangforum Wien im Black Cube am Opernring fand Christian Scheib, künstlerischer Leiter des musikprotokolls, den passenden Zeitpunkt, um das Besondere am Schreiben über Musik, wie Reinhard Schulz es betrieben hatte, in Erinnerung zu rufen und die Bedeutung des neu geschaffenen Preises für die Präsenz der zeitgenössischen Musik in den Medien zu betonen. Robert Höldrich, KUG-Vizerektor für Forschung, erläuterte die Struktur des Preises. Die Altersgrenze für eine Einreichung war mit 32 Jahren sehr jung angesetzt, um insbesondere Publizistinnen und Publizisten am Anfang ihres Berufslebens dazu anzuregen, sich aktiv für die Präsenz von Kritik neuer Musik in den verschiedenen Medien zu engagieren.
Patrick Hahn, Jahrgang 1980, ist in der schreibenden und komponierenden Szene kein Unbekannter mehr. Geboren in der Schweiz, aufgewachsen in Deutschland, arbeitet er als Dramaturg für Oper und Konzert an den Staatstheatern Stuttgart. Als Musikpublizist ist er nicht nur im Print-Bereich, unter anderem für die nmz, sondern auch im Bereich Radio tätig und ist überdies einer der Autoren des „Bad Blog of Musick“.
Zum Preis eingereicht hatte Hahn Radiobeiträge, die für WDR 3 entstanden sind, Bookletbeiträge für die Labels Kairos und WERGO, einen Beitrag für das Lucerne Festival Academy Magazine sowie diverse Rezensionen und Artikel, die in der nmz veröffentlicht wurden. Seine Auswahl begründete er mit der Hoffnung, dadurch Beiträge zu liefern, „die nicht nur Beurteilungsvermögen, sondern vor allem journalistisches Vermittlungstalent erkennen lassen, das im Sinne einer verantwortungsvollen und bewussten Begleitung des zeitgenössischen Schaffens in den Medien mehr denn je gefragt ist, um nicht allein als ‚Türhüter zur Musikgeschichte‘, sondern vor allem als ‚Türöffner‘ zur intellektuellen und emotionalen Auseinandersetzung mit der Musik unserer Zeit zu wirken.“
Die Jury mit Eleonore Büning (FAZ), Jürgen Christ (Lernradio Karlsruhe), Andreas Dorschel (KUG), Peter Hagmann (NZZ), Carolin Naujocks (deutschlandradio kultur) und der österreichischen Komponistin Johanna Doderer ebenso prominent wie „multimedial“ besetzt, wählte unter dem Vorsitz von Wolf Loeckle (ehem. Bayerischer Rundfunk) Hahn aus 20 Einreichungen.
Neben dem unter anderem von der Forberg-Schneider-Stiftung zur Verfügung gestellten Preisgeld erhält Patrick Hahn Arbeitsaufträge der Partner des Reinhard-Schulz-Preises (Deutschlandfunk, musikprotokoll, Donaueschinger Musiktage, Münchner Kammerorchester, Landesmusikrat Thüringen, Klangspuren Schwaz, BR Klassik und Lucerne-Festival). Die nmz veröffentlichte bereits in ihrer Oktober-Ausgabe einen Leitartikel Hahns, in dem sich dieser aus Anlass einiger Festivalprogramme und des Cage-Jahres Gedanken über metaphysische Gewohnheiten machte.