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US-Amerikanerin Christov-Bakargiev leitet documenta 13

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Kassel (ddp). Zum zweiten Mal steht eine Frau an der Spitze der Kasseler documenta: Die 13. Weltkunstschau im Jahr 2012 wird von der US-amerikanischen Ausstellungsmacherin und Schriftstellerin Carolyn Christov-Bakargiev geleitet. Der Aufsichtsrat sei dem Vorschlag der internationalen Findungskommission gefolgt und habe die 50-Jährige aus New Jersey einstimmig zur künstlerischen Leiterin gewählt, sagte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) am Mittwoch.

 Hessens Kunstministerin Silke Lautenschläger (CDU) nannte Christov-Bakargiev eine «echte Powerfrau»: «Sie hat deutlich gemacht, dass auf Kassel ein echtes Feuerwerk zukommen wird.»  Der Direktor des Kölner Museums Ludwig und Sprecher der neunköpfigen Findungskommission, Kasper König, lobte Christov-Bakargiev als «erbarmungslos» im Umgang mit Künstlern: «Sie fordert einen hohen Standard und holt das Beste aus den Künstlern heraus.» Es gebe nur wenige Kuratoren, die «so nah an den Künstlern dran sind».

   Die neue documenta-Chefin hat anders als ihr Vorgänger Roger M. Buergel bereits viele Erfahrungen mit Großausstellungen. Seit 2002 ist sie Direktorin des Turiner Museums für zeitgenössische Kunst «Castello di Rivoli». Zuvor war sie zwei Jahre lang Kuratorin am P.S.1 Contemporary Art Center in New York, einer Außenstelle des renommierten Museums of Modern Art (MoMA). In diesem Jahr leitete sie zudem die Biennale von Sydney.

   Christov-Bakargiev hat zahlreiche Kunstbücher verfasst, insbesondere über die Bewegung «Arte Povera» (Arme Kunst) in Italien - einen Zusammenschluss bildender Künstler, die in den 60er und 70er Jahren Installationen aus alltäglichen Materialien wie Erde, Glassplittern oder Bindfäden schufen. Christov-Bakargiev hatte in Pisa Literatur und Kunstgeschichte studiert und ihre Abschlussarbeit über das Verhältnis von zeitgenössischer Poesie und Malerei verfasst.

   Welche Ideen sie für die documenta 13 hat, verriet sie bei ihrer Vorstellung am Mittwoch nicht: «Ich bin hier, um Ihnen nichts zu sagen.» Stattdessen trug sie einen Auszug aus der Vorlesung der US-amerikanischen Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstmäzenin Gertrude Stein (1874-1946) über «Komposition als Erklärung» vor, die sie sehr beeinflusst habe. Stein versuchte in ihrem Werk, den Kubismus der abstrakten Malerei in Literatur zu übersetzen.

   Außerdem berichtete die 50-Jährige ausführlich von der Biennale von Sydney, wo sie eine ehemalige Gefängnis- und Werftinsel im Hafen der australischen Metropole zum Kunstquartier gemacht hatte. «Für Sydney bedeutete das eine Entdeckung im eigenen Hinterhof», sagte die künftige documenta-Chefin. «So wie dort gibt es überall Peripherie und Zentrum - auch im Menschen und in der Gesellschaft.»

   Die 1955 begründete documenta in Kassel gilt als eine der bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst weltweit. Vom 9. Juni bis 16. September 2012 soll sie zum 13. Mal ihre Tore öffnen. Bislang hatte mit der Französin Cathérine David bei der documenta 10 im Jahr 1997 nur einmal eine Frau die künstlerische Leitung inne.

 

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