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«Wie vom Traum verführt» - Musical-Papst Andrew Lloyd Webber wird 70

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London - Letztes Jahr hat er wieder einen Rekord gebrochen, als vier seiner Musicals gleichzeitig am Musical-Pantheon Broadway liefen: «Phantom der Oper», «School of Rock», «Cats» und «Sunset Boulevard» mit Filmstar Glenn Close. Das gab es seit 65 Jahren nicht mehr, seit den Musical-Legenden Rodgers und Hammerstein («Oklahoma!», «South Pacific»). Am Donnerstag (22.3.) feiert der weltberühmte Komponist seinen 70. Geburtstag mit Familie und Freunden, zwei Ex-Frauen, Theaterleuten, Komponisten.

Zwei Wochen zuvor sind bereits seine Memoiren «Unmasked» (dt: Entblößt) erschienen. Geboren wurde Lloyd Webber 1948 in eine musikalische Familie: Der Vater war Komponist, die ehrgeizige Mutter unterrichtete Klavier und trieb die Söhne an. Der junge Andrew komponierte schon mit neun Jahren seine ersten eigenen Stücke, die er im Wohnzimmer vorführte. Mit Stipendien schaffte er es auf eine Privatschule und nach Oxford.

Doch er verließ die Elite-Uni bald, um in London Musik zu studieren. Ein Jurastudent und Songtexter namens Tim Rice schrieb ihm 1965 und bat um ein Treffen - der Beginn einer zehnjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit: Zuerst entstand «Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat» (1968) über den biblischen Josef in Ägypten, eigentlich fürs Schultheater geschrieben.

1971 folgte ihr Durchbruch mit «Jesus Christ Superstar»; doch nach «Evita» (1978) über die Ehefrau des argentinischen Machthabers Juan Perón trennten sich ihre Wege. «Tim hatte meine Wutanfälle satt. Meine Verteidigung ist, dass es mir so wichtig ist, den Sound richtig hinzukriegen», gestand Lloyd Webber in seinen Memoiren: «Vierzig Jahre später habe ich mich nicht verändert. Ich habe mich wegen des Sounds in Theatern häufiger abscheulich benommen, als ich erwähnen möchte.»

Die meisten seiner Musicals durchlaufen mehrere Metamorphosen, bis sie endlich mit Erfolg am New Yorker Broadway oder im Londoner West End landen. Die ersten Testaufführungen finden seit 1975 auf seinem Landsitz in Sydmonton südwestlich von London statt - darunter für Großbritanniens erstes globale Mega-Musical «Cats» (1981) und für seinen Karriere-Höhepunkt «Das Phantom der Oper» (1986).

Er gewann einen Oscar, wurde mit allen britischen und amerikanischen Theaterpreisen ausgezeichnet. «Starlight Express» - kommerziell erfolgreich, von der Kritik verrissen - erhielt sogar sein eigenes Theater in Bochum, wo es seit 30 Jahren ununterbrochen läuft. Doch in den letzten 20 Jahren wurde es ruhig um ihn; seine neuen Musicals waren wenig erfolgreich.

2009 wurde er erfolgreich wegen Prostatakrebs operiert; dem folgte ein Routine-Eingriff am Rücken, der jedoch schiefging und zu vielen weiteren Operationen führte. «Ich nahm so viel Morphium und Schmerzmittel - und offen gesagt, ich trank zu viel - dass ich wirklich dachte, alles ist vorbei», sagte er der Theaterzeitung «The Stage». Ein Chiropraktiker half ihm schließlich. «Sobald ich wieder gesund war, dachte ich: «Okay, zurück an die Arbeit».»

Zuletzt komponierte er «School of Rock», das Musical zum gleichnamigen Film, und setzt sich mit seiner Stiftung für Musikerziehung an benachteiligten Schulen ein: «Musik befähigt diese Kinder und befreit sie.» Inzwischen ist er mehrfacher Großvater und besitzt laut «Sunday Times Rich List» 805 Millionen Euro.

20 Jahre lang saß er für die Konservativen im Oberhaus, bevor er sich im letzten Oktober zurückzog. «Ich bin Komponist, weil es mir Spaß macht», sagte Baron Lloyd Webber der Musikzeitschrift «Rolling Stone». «Es ist was ich mache und was mich antreibt. Ich habe immer eine Melodie im Kopf.»

Am Ostersonntag (1. April) überträgt der amerikanische Fernsehsender NBC live eine einmalige Aufführung von «Jesus Christ Superstar» mit R&B-Musiker John Legend als Jesus und Rocker Alice Cooper als König Herodes.

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