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Johannes Bauer an der Posaune. Foto: Matthias Creutziger
Johannes Bauer an der Posaune. Foto: Matthias Creutziger
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Aufgehoben in der Freiheit aller Musik

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Zum Tod des Posaunisten „Hannes“ Bauer
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Improvisation ist eine Lebenskunst. Für Johannes Bauer ist sie auch eine tief empfundene Haltung gewesen, die ihn zeitlebens nicht los ließ. Schräge Klänge, ein Ausprobieren in alle nur denkbaren musikalischen Richtungen, neue Töne und Spielweisen, eine alle Grenzen überschreitende Technik – gewiss ist es kein Zufall, dass der Free Jazz ausgerechnet in einem ummauerten Land auf- und ausbrach, um hintergründige Denkweisen freizusetzen und Selbstbehauptung erklingen zu lassen. Diese Art von Musik hat den Osten Deutschlands nicht zu Fall gebracht, aber nachhaltig erschüttert. Und einzigartige Verbindungen evoziert, sowohl zwischen Interpreten und Publikum als auch innerhalb der über Jahrzehnte so umtriebigen Szene.

Die beiden Posaunisten Johannes und Konrad Bauer, besser bekannt als Hannes und Conny, haben dieses Feld kräftig geschärft und bestellt. Wiewohl sie gar nicht so sehr ihre brüderliche Gemeinsamkeit in den Vordergrund stellten, zählen sie doch mit zu den wichtigsten Protagonisten in diesem Bereich.

Hannes Bauer, wie sein „großer“ Bruder in Halle an der Saale geboren, zog es beizeiten in die Hauptstadt Berlin. Hier lebte die manchmal ein wenig untergründige Szene, experimentierte und wagte Unerhörtes. Johannes Bauer, Jahrgang 1954, schien ohne die freie Musik undenkbar zu sein. Legendär seine „Doppelmoppel“-Geschichten, die er gemeinsam mit Bruder Konrad sowie den gitarristischen Urgesteinen Uwe Kropinski und Helmut „Joe“ Sachse absolvierte. Unstillbar sein Drang nach neuen Verbindungen, auch genreüberschreitend, wenn es etwa um Projekte mit Peter Brötzmann, Manfred Schulze oder mit Ken Vandermark und Paul Lovens ging. Neugierig offen ging er auf Heiner Goebbels zu, mit Aki Takase und Alexander von Schlippenbach um.

Bauer als einen der innovativsten Vertreter der deutschen Jazzszene zu bezeichnen, ist nicht übertrieben. Sein eruptives Spiel, seine kraftvoll gestanzten Töne, die kompromisslos lautenden Ausbrüche machten ihn früh schon unvergleichlich. Er wagte sich aber auch an gegenteilige Exzesse heran, indem er die Posaune wie zum Aushauchen brachte, mit Atemgeräusch spielte und dabei immer so betont ernsthaft blieb. Das klingende Statement zu Fukushima (2013 mit dem Brötzmann Chicago Tentet) ist nur ein weiteres Beispiel für Bauers Seriosität, für seine Anteilnahme am Geschehen um ihn herum.

Wenn heute wieder seine frühen LPs etwa mit der Uli Gumpert Workshop Band, eine seiner Bauer/Bauer-Aufnahmen oder die jüngste, leider letzte CD mit dem Barry Guy New Orchestra aufgelegt werden, werden sie mit der Bitternis eines Nachrufes gehört. Johannes Bauer ist am 6. Mai seinem Krebsleiden erlegen. Das Improvisieren war ihm stets eine Lebenskunst. Für seine Freunde und Mitstreiter werden die Improvisatio-nen von Hannes auch Überlebenskunst sein.

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