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Instrument des Jahres 2024: Tuba. Serienbild.

Instrument des Jahres 2024: Tuba. (c) nmz/huf

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Das Musikinstrument des Jahres 2024: Tuba – Teil 2: Musik im Gleichschritt

Vorspann / Teaser

Mit der Erfindung der Tuba im Jahr 1835 war es plötzlich möglich, Musik prägnanter und – auf ihrem (Bass-)Fundament ruhend – tragfähiger und tragender erklingen zu lassen. Die ersten, die dieses für sich ausnutzten, waren die Ensembles der Militärmusik. Sie konnten nun durch das verstärkte und verlässlich klingende Bass-Register gerade bei Auftritten im Freien eine prägnantere und weithin hörbare Musik darstellen.

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Mit glänzenden Augen beschreibt der Opernkomponist und Präsident des Landesmusikrates Hamburg, Ludger Vollmer, die Tuba: „Sie gibt der Musik Kraft und schafft einen Raum von Fülle und Wärme. Man merkt sie erst, wenn sie nicht mehr da ist. Ohne Tuba wäre die Musik nur halb so schön.“ Mit dieser Liebeserklärung an das tiefste der Blechblasinstrumente geht Vollmer gleichzeitig zu den Anfängen dieses Instrumentes zurück.

Ihren ersten nennenswerten Einsatz hatte die neu entwickelte Tuba im Bereich der Militärmusik, wo sie in signifikantem Maße zu einer Verstärkung des Bass-Registers beitrug. Nicht zuletzt durch die Entwicklungen im Bereich der Ventile der Blechblasinstrumente entwickelte sich die Militärmusik in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hin zu einer anspruchsvollen Konzert-Blasmusik, die in den Grundzügen ihrer Besetzung bis heute so besteht.

 

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Das Heeresmusikkorps Hannover in Aktion. Der Schellenbaum im Vordergrund dient nicht als Musikinstrument, sondern ausschließlich repräsentativen Zwecken. © Bundeswehr/Stefan Müller

Das Heeresmusikkorps Hannover in Aktion. Der Schellenbaum im Vordergrund dient nicht als Musikinstrument, sondern ausschließlich repräsentativen Zwecken. © Bundeswehr/Stefan Müller

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Ein großes Problem bestand – gerade wenn die Militärmusik im Freien spielte – in der klanglich unprägnanten und schwachen Besetzung des Bass-Registers, das etwa mit Ophikleide, Basshorn oder Bombardon besetzt war. Die ersten Tuben wurden um 1835 in Berlin entwickelt und fanden schnell Eingang in die Militärmusik. Die zentrale Neuerung waren die Pumpenventile, die sich Heinrich Stölzel 1818 hatte patentieren lassen.

Stölzel war Hautboist bei Wilhelm I. Fürst von Pleß und spielte als Militärmusiker Horn. Dort spielte er noch auf einem Inventionshorn (Stopfhorn), auf dem der verfügbare Tonvorrat aus den Naturtönen und denjenigen bestand, die durch Stopfen erzielt werden konnten. Er versuchte die Möglichkeiten des Horns mit Ventilen zu erweitern, die die Luft durch dazwischengeschaltete Röhren umleiteten, die das Hauptrohr verlängerten. Dadurch konnten tiefere Töne erzeugt werden.

Unabhängig voneinander entwickelten Stölzel 1827 und der Berliner Instrumentenbauer Carl Willhelm Moritz diese Pumpenventile weiter. Diese sogenannten „Berliner Pumpen“ konnten durch ihre präzise Intonation und ihre Zuverlässigkeit überzeugen. 1835 erhielten der Direktor der königlichen Militärmusikkorps, Wilhelm Wieprecht, und Moritz ein Patent auf eine Basstuba in F mit fünf Ventilen. Wenige Jahre später, 1845, erhielt der tschechische Instrumentenbauer Václav František Červený für eine Kontrabasstuba in B und C.

Militärmusik im 20. Jahrhundert

Die heutige Militärmusik besteht hauptsächlich aus Blasinstrumenten, Holz- und Blechblasinstrumenten. Diese werden ergänzt durch ein ausgebautes Schlagzeug und gelegentlich durch einen einzelnen Kontrabass, der zusammen mit den Tuben spielt. Stabsfeldwebel Michael Kipping, einer der Tubisten vom Heeresmusikkorps Hannover, beschreibt den klanglichen Sinn des Kontrabasses mit den Worten „er macht den Teppich weicher“ und er trägt besser. Wenn man direkt vor dem Kontrabass steht, ist er eher leise, aber gerade seine klangliche Tragfähigkeit macht ihn zu einem wichtigen Partner der Tuba.

Nun mag man sich fragen, warum eine militärische Streitkraft überhaupt ein Musikkorps benötigt. Schon in der Antike wurden weithin hörbare Blasinstrumente und Trommeln bei den militärischen Einheiten verwendet. Hier dienten sie für Signale oder die Übermittlung von Nachrichten und Befehlen. Im Mittelalter entwickelte sich zusätzlich eine Art Art höfisches Zeremoniell, bei dem mittels Fanfarenrufen Rang und Stand von Besuchern verkündet wurde. Später entwickelte sich die Militärmusik, die mit den kämpfenden Verbänden mitzog, auch zu einer Art Anfeuerung der Soldaten im Kampf. Natürlich wurden gerade auch die rhythmischen Elemente der Musik in das Exerzieren und den Waffendrill miteinbezogen.

Über den heutigen Sinn und Zweck von Militärmusik informiert zum Beispiel der Internetauftritt des Heeresmusikkorps Hannover: „Exerzierplatz oder Konzertsaal: Das Heeresmusikkorps Hannover verfügt als klingende Visitenkarte der Bundeswehr in Niedersachsen über ein breites Repertoire. In unterschiedlichen Formationen – von Kammerensembles wie Holz- und Blechbläserquartetten bis zum symphonischen Blasorchester – präsentieren die Soldaten und Soldatinnen traditionelle Marschmusik, klassische Kompositionen sowie Film- und Musicalhighlights. 50 Musiker und Musikerinnen zählt das Orchester. Die Hälfte der mehr als 200 Auftritte jährlich sind ‚Stiefeleinsätze‘: Gelöbnisse von Rekruten, Kommandowechsel, Truppenbesuche in den Einsatzgebieten im Ausland. Aber auch bei öffentlichen Veranstaltungen wie der ‚Fête de la musique‘, Paraden befreundeter Nationen und Benefizkonzerten sind die Niedersachsen mit von der Partie.“

Die Musikkorps der Bundeswehr – es gibt 15 Stück davon – bestehen durchgängig aus professionellen Musikern, die Ihre Ausbildung über das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Hilden in Zusammenarbeit mit den Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf erhalten haben. An der Hochschule wird hauptsächlich die musikalische Grundlagenausbildung geliefert. Im Ausbildungsmusikkorps werden die bundeswehrspezifischen Fähigkeiten vermittelt. Dazu gehört das spezielle musikalische Repertoire, das in der Militärmusik gespielt wird, aber auch etwa das gleichzeitige Marschieren und Musizieren im Musikkorps.

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Die Tuba, ein Musikinstrument mit einem Gewicht von etwa 10 kg: tragen, marschieren und spielen – das erfordert besonderes Training. © Bundeswehr/Stefan Müller

Die Tuba, ein Musikinstrument mit einem Gewicht von etwa 10 kg: tragen, marschieren und spielen – das erfordert besonderes Training. © Bundeswehr/Stefan Müller

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Für Stabsfeldwebel Kipping, der sein Instrument schon sehr gut beherrschte, als er bei der Bundeswehr in den Dienst trat, erinnert sich, dass gerade dieses Marschieren und die besonderen militärischen Umgangsformen mit dem Instrument schon gewöhnungsbedürftig waren: „Gehen, und schwenken und dann: Stillgestanden! Spielen in Bewegung, spielen im Stehen. – Wie halte ich das Instrument?“ Immerhin wiegt die Tuba um die 10 kg und diese mit einer Hand an der Seite des Körpers zu halten ist sicher auch anstrengend. Kipping: „Daran muß man sich erst einmal gewöhnen.“

Vier Tuben im Heeresmusikkorps

Im Heeresmusikkorps Hannover gibt es vier Tuben mit ihren Spielern. Das ist sehr viel – wie wir im nächsten Monat bei der Betrachtung der Sinfonieorchester sehen werden. Kipping weiß um die Bedeutung der Tuba in seinem Orchester: „Wir sind der Bass. Wir geben allen Musikern Sicherheit und Fundament. Wir spielen die Grundharmonie und sind auch Rhythmusinstrument.“ Der Leiter des Heeresmusikkorps Hannover, Oberstleutnant Martin Wehn, weist dabei auf die Struktur seiner Partituren hin – da steht die Tuba ganz unten auf der Seite und „alles andere wird klanglich draufgesetzt“.

Dieses Denken erinnert ein wenig an die Grundprinzipien der Generalbasszeit. Die Grundlage der Musik bietet eine Basslinie, eine Bassmelodie. Diese wird oft von einem Baßinstrument, einem Cello, einem Fagott oder ähnlichem gespielt. Auch spielt zumeist ein Clavierinstrument diese Linie und ergänzt in improvisatorischer Weise die Harmonien. Alle anderen musikalischen Ereignisse geschehen über und auf diesem musikalisch-harmonischen Fundament. Ähnlich ist die Aufgabe der Tuba in der Militärmusik. Sie ist dabei aber natürlich nicht mehr Generalbassinstrument im klassischen Sinne, sondern – dieses kleine Wortspiel sei erlaubt – General Bass, der quasi das Regiment führt und trägt.

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Natürlich ist das Heeresmusikkorps ein würdevoller und ernsthafter Truppenteil – trotzdem machen die Kameraden gelegentlich auch manchen Unsinn …. © Bundeswehr/Stefan Müller

Natürlich ist das Heeresmusikkorps ein würdevoller und ernsthafter Truppenteil – trotzdem machen die Kameraden gelegentlich auch manchen Unsinn …. © Bundeswehr/Stefan Müller

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