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Vor 50 Jahren: Zum Tod des Komponisten Luigi Dallapiccola

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Neue Musikzeitung, XXIV. Jg., Nr. 2, April 1974
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Am 19. Februar 1975 starb in Florenz im Alter von 71 Jahren der italienische Komponist Luigi Dallapiccola, eine der großen, leitbildhaften Figuren der Neuen Musik und Repräsentant einer Moderne und Avantgarde, die ihren humanen Auftrag nie gegenüber den immanent kompositorischen Zielsetzungen aus den Augen verloren hat. […]

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Das Spannungsfeld zwischen deutscher und italienischer Musik hat Dallapiccola stets beeinflußt. Seine Jugend verbrachte er in Graz, wo er hauptsächlich die deutsche Oper kennenlernte, seine Studien betrieb er in Florenz, wo er sich zum exzellenten Pianisten heranbildete.

Debussy, Mahler, Schönberg und Strawinsky vermittelten ihm in den zwanziger Jahren starke Eindrücke. Kontakte fand er auch mit den italienischen Kollegen wie Malipiero und Casella. Dominierten anfangs in seinem Komponieren neoklassizistische Tendenzen, so begann er von 1938 an konsequent atonal zu schreiben. Seit 1941 entstanden die ersten Zwölftonkompositionen.

Aber die Arbeit mit dem musikalischen Material war für Dallapiccola mehr als nur Operieren mit Tönen und ihren Konfigurationen. Stets ging es ihm um eine Musik des Ausgleichs zwischen Konstruktion und Expressivität. Deshalb dominieren in seinem Schaffen Vokalkompositionen. Musik war für Dallapiccola ein zentrales Mittel, den Menschen in seiner Gefährdung und Bedrohung darzustellen. Davon zeugen seine Saint-Exupery-Oper „Nachtflug“ (1940), vor allem aber die „Canti di Liberazione“, die Oper „Der Gefangene“ und das Oratorium „Job“ (alle 1950). Die Erfahrungen faschistischen Terrors haben in diesen Werken ihren eindringlichen hochexpressiven „In Tyrannos“-Tonfall gefunden.

[…] Mit seiner zwischen 1963 und 1968 entstandenen, 1968 an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführten Oper „Ulysses“ hat sich Dallapiccola eindeutig zur mediterranen Kultursphäre bekannt und zu einer abgeklärten, statischen Opernform gefunden.

Gerhard R. Koch, Neue Musikzeitung, XXIV. Jg., Nr. 2, April 1974

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