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Gelebtes Miteinander beim EUROTREFF

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19 Chöre aus 10 Nationen brachten Wolfenbüttel zum Klingen
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Die Wolfenbütteler Trinitatis-Kirche ist bis zum letzten Platz besetzt. Als der Applaus nach dem letzten Stück des estnischen Jugendchores Mitte-Riinimanda verklungen ist, ergreift Chorleiterin Urve Uusberg spontan das Wort: „Ich weiß, dass einige Mitglieder des türkischen Chores im Publikum sitzen. Kommt nach vorne und lasst uns gemeinsam die Zugabe singen.“ Der Bitte folgt der Bogaziçi University Classical Choir aus Istanbul gerne, und beide Chöre singen das Stück Omnis Una von Urmas Sisask.

Fünf Tage lang erlebten die 19 Teilnehmerchöre des EUROTREFFs in Wolfenbüttel diese verbindende Kraft der Musik. Zum 17. Mal veranstaltete der Arbeitskreis Musik in der Jugend das Festival, das erneut unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil stand. Bereits beim Eröffnungskonzert am 9. September in der Lindenhalle bejubelten die Chöre einander, als sie sich jeweils mit einem Lied vorstellten. Diese positive Stimmung, die Offenheit füreinander und das einander Willkommen sein und heißen prägten die folgenden Festivaltage.

In den gemeinsamen Proben wurde aus zwei, drei oder vier Chören aus verschiedenen Ländern in kurzer Zeit ein Chor mit einem gemeinsamen Klang. Zum Thema „Klänge der Stadt | Sounds of the City“ hatten die sieben Atelierleiter/-innen ein vielseitiges und von zeitgenössischen Werken geprägtes Repertoire mitgebracht. Die Ateliers für Kinderchöre leiteten Sanna Valvanne, Hans de Gilde und Cécile Mathevet-Bouchet. Alicja Szeluga und Raimund Wippermann arbeiteten mit Mädchenchören; die Ateliers für Jugendchöre wurden von Franz M. Herzog und Ron-Dirk Entleutner geleitet.

In den abendlichen Begegnungskonzerten in Wolfenbüttel und Umgebung trafen je ein ausländischer und ein deutscher Chor aufeinander. Sie präsentierten einander und dem Publikum ihr Können und mit Stücken aus ihrer Heimat ihre kulturelle Prägung. Die Auftritte in der Wolfenbütteler Altstadt am Samstagvormittag waren wieder der Höhepunkt für die Bewohner der Stadt: Alle Ensembles sangen mehrmals an verschiedenen Standorten. Schnell bildeten sich Menschentrauben und es war stellenweise schwierig, sich einen Weg durch die Masse der Zuschauer zu bahnen. So vielfältig wie die Teilnehmerchöre des EUROTREFFs waren, so vielfältig war die dargebotene Musik. 700 junge Sänger/-innen aus 10 europäischen Nationen demonstrierten, wie harmonisch sich das interkulturelle Zusammenleben gestalten kann.

Die Präsentation der Atelierprogramme im Abschlusskonzert fächerte ein breites Spektrum der Chormusik auf. Darunter befanden sich ernste Stücke wie das „Agnus Dei“ aus der Missa Brevis von Benjamin Britten im Kinderchoratelier von Hans de Gilde. Ruhige Töne erklangen im Atelier für Mädchenchöre bei Raimund Wippermann mit seiner eigenen Version von „Guten Abend, gut’ Nacht“ oder „Gesegneter Regen“ von Rolf Rudin. Im humorvollen Stück „Save the Barbies“ von Atelierleiterin Sanna Valvanne persiflierten die Kinder mit einer lebhaften Choreographie und viel Spaß das kleine Mädchen, dem die große Schwester die Puppen weggenommen hat. Leidenschaftlich boten die Jugendchöre unter Leitung von Franz M. Herzog seine Hymne „City of my Heart“ dar. Die mehr als 1.000 Zuhörer/-innen spendeten begeisterten Applaus. Spürbar war die Gemeinschaft, die sich in den vergangenen Tagen unter den Chören entwickelt hatte: Die Sänger/-innen gaben einander Standing Ovations und bejubelten ihre Atelierleiter/-innen. Zum Abschluss leitete Sanna Valvanne ein gemeinsames Offenes Singen aller Chöre und Besucher/-innen.

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