Banner Full-Size

Insel der Musik

Untertitel
Viele neue Kontakte bei der Jugendkammerchor-Begegnung Usedom
Autor
Publikationsdatum
Body

Alle zwei Jahre treffen sich auf der Insel Usedom Jugendchöre aus ganz Europa zur Internationalen Jugendkammerchor-Begegnung. Über zehn Tage erarbeiten die jungen Choristen dabei in Workshops neue Literatur, geben Konzerte in den Kirchen der Insel und lernen sich untereinander kennen. Bei der inzwischen achten Auflage vom 20.–29.08. dieses Jahres waren sechs Chöre aus fünf Nationen mit insgesamt 200 Teilnehmern zu Gast: der Jugendchor Contrapunt (Spanien), der Jugendchor Coro G (Italien), der Mädchenchor Fantasia (Rumänien), der Mädchenchor Shurawatschka (Weißrussland), der Chor des Herzog-Ernst-Gymnasiums Uelzen und der Jugendchor des Runge-Gymnasiums Wolgast.

„Endlich seid ihr wieder da!“, freute sich Sylvia Barth von der Jugendherberge „Strandgut“ in Trassenheide, in der alle Teilnehmer gemeinsam untergebracht waren. Nachdem alle angekommen waren, sich eingerichtet und eine erste stärkende Mahlzeit zu sich genommen hatten, gab es einen Begrüßungsabend im Hof der Herberge. Jeder Chor stellte sich mit einem Stück aus seinem Repertoire vor. Sogleich stellte sich das besondere, alle durch die Musik verbindende Gefühl ein, das diese Begegnung stets prägt. Spontan wurde anschließend noch von allen gemeinsam das Stück „Hosanna, Hosanna“ angestimmt, das sich im Verlaufe des Festivals zu einem noch oft gesungenen Dauerbrenner entwickelte. Damit war das Eis gebrochen, und es wurde bis in die Nacht gemeinsam weiter gesungen, erste Kontakte wurden geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht.

Am nächsten Morgen ging es dann auch schon mit der musikalischen Arbeit in den Kirchen von Zinnowitz, Krummin und Karlshagen los. In drei Workshops studierten die Atelierleiter Maud Hamon-Loisance (Frankreich), Ludwig Böhme (Deutschland) und Stan Engebretson (USA) mit den Jugendlichen neue Chormusik und neue Formen von Chorperformance ein.

Am Samstag und Montag standen dann zunächst zwei Choir-to-Choir-Konzerte auf dem Plan, bei denen jeweils drei Chöre ein Konzert für die anderen Chöre sowie zahlreiche Besucher gaben und somit die musikalische „Präsentation“ vom ersten Abend vertieften. Danach wurden über die Woche verteilt in verschiedenen Orten Usedoms Konzerte von je zwei Chören in unterschiedlicher Zusammensetzung gestaltet.

Es wurde jedoch nicht nur geprobt und konzertiert, die Jugendlichen hatten neben der musikalischen Arbeit natürlich auch Zeit, die Insel zu erkunden oder einfach nur die Sonne zu genießen (wenn sie schien, was gemessen an der Gesamtwetterlage in Deutschland aber glücklicherweise recht häufig der Fall war). Strandausflüge gehörten dabei ebenso zum Programm wie ein Besuch des Historisch-Technischen Museums im Peenemünde oder der Einkaufsmöglichkeiten in den umliegenden Orten. Es wurde viel gelacht, getanzt, sich ausgetauscht und natürlich auch viel gesungen! Besonders in den Abendstunden brachten die jungen Choristen in verschiedensten Besetzungen das „Strandgut“ zum Klingen, manchmal auch noch etwas länger als eigentlich erlaubt …

Als besondere Überraschung gab es am vorletzten Abend ein Sonderkonzert des Vokalensembles Vocado aus Schweden, bei dem die Jugendlichen auch selbst einmal zuhören und genießen konnten, was begeistert aufgenommen wurde.

Am letzten Tag der Begegnung präsentierten die Chöre rund 1.000 der Zuhörern in bis auf den letzten Stuhl besetzten St.-Petri-Kirche Wolgast, was sie in der Woche in den Workshops erarbeitet hatten. Der Kanon „Sit nomen Domini“ von Josquin des Préz, den alle Sänger überall in der Kirche und um die Zuschauer herum verteilt sangen, bildete den Anfang des traditionellen Abschlusskonzerts. Es folgte der Auftritt des Workshops von Ludwig Böhme (Coro G, Chor des Hegel-Gymnasiums) mit Werken u.a. von Felix Mendelssohn Bartholdy, Ilze Arne und Carl Orff. Im Anschluss präsentierte Maud Hamon-Loisance mit „ihren“ beiden Mädchenchören Fantasia und Shurawatschka Stücke von Claudio Monteverdi, Gustav Holst, Lajos Bárdos und Michèle Bernard. Zum Abschluss folgte Stan Engebretson, dessen Workshop (Jugendchor Contrapunt, Chor des Runge-Gymnasiums) eine bunte Mischung aus Traditionals und zeitgenössischen Arrangements darbot.

Höhepunkt und Abschluss zugleich sowohl für die Teilnehmer als auch die Zuschauer waren die beiden „Common Pieces“ von Maud Hamon und Stan Engebretson, bei denen wieder alle 200 Teilnehmer gemeinsam auf der Bühne standen. Nach einem besinnlichen „Blackbird“ der Beatles bildete das amerikanische Traditional „Saints Bound for Heaven“ das große Finale. Und natürlich durfte auch „Hosanna, Hosanna“ nicht fehlen, das nach stürmischem Applaus Zugabe und gleichzeitig „Auszugslied“ wurde und noch lange nach Konzertende auf der Straße vor der Kirche weitergesungen wurde.

Nach diesen zehn Tagen mit gemeinsamen Erlebnissen und Erinnerungen fiel der Abschied natürlich schwer. So war es kein Wunder, dass es eine große Abschiedsszene gab, als die ersten beiden Chöre – natürlich nicht, ohne vorher ausgiebig bei der großen Abschlussparty im „Strandgut“ mitgefeiert zu haben – bereits um vier Uhr am Morgen Richtung Flughafen aufbrechen mussten. Viele konnten die eine oder andere Träne nicht verdrücken. Fieberhaft wurden Adressen und Handy-Nummern ausgetauscht. Seitdem freuen sich viele der Jugendlichen über die Erfindung des Internets mit seinen zahlreichen digitalen Netzwerken und der Möglichkeit, E-Mails zu schreiben …

Ihnke Rieken absolvierte 2009/2010 ihr FSJ Kultur in der Geschäftsstelle des AMJ und war als Regiemitarbeiterin auf Usedom dabei.

Ort
Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik
Tags