Der Begriff “Jugend musiziert“ ist in der Öffentlichkeit allgemein bekannt. Das belegen Umfragen ebenso wie die tausendfache Erwähnung der Formulierung in den Medien, um Vergleiche anzustellen, ein bestimmtes Niveau zu beschreiben oder mit wenigen Worten Leistungsbereitschaft unter Jugendlichen auszudrücken.
Zum Bekanntheitsgrad von ”Jugend musiziert“ beigetragen haben nicht nur das ausgeklügelte und immer wieder aufs Neue durchdachte und aktualisierte Wettbewerbsreglement, sondern auch die Partner von ”Jugend musiziert“ im In- und Ausland. In ihren Konzertprogrammen und Projektbeschreibungen taucht der Begriff in schöner Regelmäßigkeit auf und steht als Garant für ein hohes musikalisches und technisches Niveau bereits im Schüleralter. Die Partnerinstitutionen ermöglichen, zum Teil seit Gründung des Wettbewerbs, dass Bundespreisträgerinnen und -preisträger im Nachgang der Wettbewerbsphase Förderung und gezielte Weiterbildung erhalten und Erfahrungen auf und jenseits der Bühne sammeln.
Ein Partner der „ersten Stunde“ ist die Stadt Marl. Sie rief 1967 das „Marler Debüt“ ins Leben. In zwei Konzerten – einem Orchesterkonzert und einem Kammerkonzert – präsentieren sich seit nunmehr 39 Jahren ohne Unterbrechung, trotz immer wieder angespannter Haushaltslage der Stadt, Bundespreisträgerinnen und -preisträger „Jugend musiziert“ dem aufmerksamen Publikum. Das Orchesterkonzert gestalten sie mit den Bochumer Sinfonikern, bis zu ihrer Abwicklung im Jahr 2000 war das die Philharmonia Hungarica.
Anne Sophie Mutter debütierte hier, Maria Kliegel, Christoph Poppen, Wolfram Christ, Wolfgang Meyer, Gerhard Oppitz, Sabine Meyer, die inzwischen Schirmherrin des „Marler Debüts“ ist. „Mir ist keine andere Veranstaltung im Bereich der klassischen Musik bekannt, die so lange und erfolgreich jungen hochtalentierten Spielern ein Podium zur Darstellung ihres musikalischen Könnens geboten hat“, stellt die Schirmherrin denn auch im jüngsten Programmheft zum „Marler Debüt“ fest. Und Bürgermeisterin Ute Heinrich ergänzt an ebenjener Stelle: „Das ,Marler Debüt‘ hat sich immer die letzten Entwicklungen des Wettbewerbs ’Jugend musiziert‘ zunutze gemacht, um dem Publikum ungewöhnliche Instrumente, ungewöhnliche Programme zu präsentieren. Auch verstand es das ,Marler Debüt‘, aktuellen Tendenzen Rechnung zu tragen“ Erstmalig debütierte nämlich in Marl eine Preisträgerin des Fachs „Musical“ im Rahmen des ansonsten klassischen Programms – mit großem Erfolg!
Ein anderes Beispiel für langjährige gezielte Förderung von ”Jugend musiziert“-Preisträgern ist der Workshop „Alte Musik“, den die Stadt in Bergisch-Gladbach gemeinsam mit der Musikhochschule Wuppertal und der Firma Offermann seit 1993 anbietet. Ein Stipendium ermöglicht Solisten und Ensembles, die erfolgreich aus dem Bundeswettbewerb ”Jugend musiziert“ hervorgegangen sind, die Teilnahme an einem fünftägigen Workshop bei erfahrenen Musikpädagogen und Spezialisten für Alte Musik. Seinen Abschluss findet der Workshop in einem Matineekonzert. Bundesweit wirksam, zieht der Förderpreis in Form des Workshops alljährlich vielversprechenden Nachwuchs und hohe musikalische Qualität nach Bergisch-Gladbach, vom Glanz und der Nachhaltigkeit dieser Maßnahme profitieren das geldgebende Unternehmen ebenso wie die Teilnehmer und die regionale Konzertszene.
Vermittelt die Bundesgeschäftsstelle ”Jugend musiziert“ Bundespreisträgerinnen und -preisträger ins Ausland, so sind die Goethe-Institute und die Deutschen Auslandsschulen die wichtigsten Partner. Intensiver und regelmäßiger Kontakt besteht zum Goethe-Institut Ankara, dessen Einladungen im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von jungen Musikerinnen und Musikern mit ganz unterschiedlichem Instrumentarium folgten. Bläserquintette, Streichtrios, ein Zupfquartett und zuletzt ein Saxophonquartett genossen die bis zu zehn Tage dauernden Konzertreisen und kamen mit neuen musikalischen Erfahrungen zurück. Mindestens ebenso großen Eindruck hatte die Begegnung mit fremden Kulturen, der Architektur und der Küche des Gastlandes gemacht: „Ein besonderer Reiz ergab sich daraus, dass die genannten Orte kaum touristisch erschlossen sind und wir daher das Leben in der Türkei ,in natura‘ kennenlernen konnten. Unsere Erwartungen, die im Wesentlichen durch Unkenntnisse über die dortigen Lebensverhältnisse geprägt waren, wurden in positiver Weise überboten:
Überall wurden wir freundlich und überaus zuvorkommend empfangen, so dass wir rückblickend von einer großartigen und vorbildlich organisierten Reise sprechen können“, resümierte der 19-jährige Edgar Dlugosz damals für das gesamte Zupfquartett. Der Bericht der vier Saxophonisten vom März 2006 enthielt ebenso viele musikalische wie kulinarische Details: „Beim anschließenden Empfang mit Getränken und allerlei türkischen Leckerbissen wurden wir von zahlreichen Leuten angesprochen und führten interessante Unterhaltungen über die Musik und über Istanbul. Noch später am Abend wurden wir dann von anderen Istanbulern in das Nachtleben eingeführt. Bei Live- Musik in einem Jazzclub und kühlen Getränken konnten wir den Abend beziehungsweise die Nacht in gemütlicher Runde ausklingen lassen.“
Zeitgleich bereiste ein Bläsertrio auf Einladung der Deutschen Schule Helsinki die finnische Hauptstadt. Die Eindrücke dort waren nicht weniger intensiv: „Wieder zurück in unseren Familien wurden wir von unserer Gastmutter mit einem typisch finnischen Hefegebäck namens Pulla verwöhnt, von dem niemand wirklich genug bekam, obwohl wir doch schon eine Stunde später bei Maximilians Gastfamilie zum Abendessen eingeladen waren.
Dort haben wir neben dem leckeren Essen eine sehr große Auswahl an finnischer Musik zu hören bekommen. Der große Jean Sibelius durfte neben Rock und Jazz natürlich nicht fehlen und wir bekamen einen Einblick in die Welt der kleinen, aber sehr stolzen finnischen Kultur“, berichtete die Fagottistin Yuka Kamo. Mit großer Offenheit gehen “Jugend musiziert“-Preisträgerinnen und -preisträger im In- und Ausland auf die Gastgeberkultur zu. Das schließt auch die Neugier auf Speisen, Getränke und Gespräche mit den Gastgebern ein:
„Neben dem Streichquartett von Strauss spielten wir unter anderem Werke von Schubert, Grieg, Schulhoff und Ravel. Diese ungewohnte Mischung kam beim Publikum sehr gut an. Anschließend erwartete uns ein grandioses Essen, währenddessen wir in angeregten Gesprächen viele verschiedene Aspekte des maltesischen Lebens kennen lernten“, lautet die Bilanz des Streichquartetts „Capriccioso“ mit Dorle Faßmann, Karoline Schulze, Johanna Rauch und Karen Helbing nach der Rückkehr von ihrer Konzertreise nach Malta im Juli.
Und eben erst schrieben die drei Blockflötistinnen Silvia Backhaus, Eva Leonie Fegers und Leonie Lubzc-yk nach Abschluss ihrer Konzertreise durch mehrere türkische Städte: „Es war eine wunderbare Konzertreise, bei der nicht einmal die über 1.000 Fotos, die wir gemacht haben, ausreichen, um all die schönen, bewegenden und eindrucksvollen Momente festzuhalten. Besonders die Gastfreundlichkeit und die Herzlichkeit der Menschen haben uns sehr begeistert und wir sind sehr froh, dass wir diese wunderbaren Erfahrungen machen konnten.“
So wie der Wettbewerb ”Jugend musiziert“ in jedem Jahr für Teilnehmerinnen und Teilnehmer neu und spannend ist, so sind es auch die Konzertreisen, Anschlussförderungen, Konzerteinladungen. Die Partner sorgen dankenswerterweise für Kontinuität, die Ausübenden für Überraschungen.