Die 136 Regionalwettbewerbe Jugend musiziert in Deutschland und an Deutschen Schulen im Ausland sind inzwischen erfolgreich über die Bühne gegangen. Im März stehen nun die Landeswettbewerbe Jugend musiziert an. Damit wächst auch die Vorfreude auf den Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Der 62. Bundeswettbewerb Jugend musiziert findet vom 5. bis zum 11. Juni 2025 in Wuppertal statt. Das Jumu-Finale ist damit zum achten Mal in Nordrhein-Westfalen und zum ersten Mal in der Stadt der Schwebebahn zu Gast. Ulrike Lehmann, die Projektleiterin von Jugend musiziert, und Prof. Ulrich Rademacher, Vorsitzender des Beirats und Vorsitzender der Gesamtjury Jugend musiziert, präsentieren im Gespräch mit dem Deutschen Musikrat die Neuerungen beim Finale von Jugend musiziert 2025. Zudem geben sie einen Ausblick darauf, worauf sich die Teilnehmenden, die Musiklehrkräfte und Eltern beim Bundeswettbewerb über Pfingsten 2025 in Wuppertal freuen können.

Ulrike Lehmann und Prof. Ulrich Rademacher. Foto: Sabine Siemon/DMR
Fest der musikalischen Begegnung
Deutscher Musikrat: Worauf freuen Sie sich als Organisator:innen beim 62. Bundeswettbewerb Jugend musiziert in Wuppertal besonders und was erwartet die Teilnehmenden?
Ulrich Rademacher: Zunächst einmal freuen wir uns auf circa 2000 Musiker:innen aus ganz Deutschland und den drei Wettbewerbsregionen der Deutschen Schulen in Europa und rund ums Mittelmeer. Zudem begrüßen wir 120 Juror:innen, darunter viele junge Musiker:innen, die vor nicht allzu langer Zeit noch selbst Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren, mittlerweile aber ihr Studium beendet haben und am Anfang ihrer Karriere als Konzertierende oder als Lehrende – oder auch beides – stehen. Ein besonderes Highlight sind das Festkonzert und drei Preisträger:innen-Konzerte in Wuppertals historischer Stadthalle. Und ich persönlich schätze besonders die für Jugend musiziert typische Mischung aus Frische und Reife der Interpretationen sowie die mitreißende Begeisterung beim gemeinsamen Musizieren der jungen Talente.
Ulrike Lehmann: Ich freue mich zum Beispiel darauf, dass sich die Teilnehmenden, die Juror:innen und wir als Organisationsteam uns größtenteils „schwebend“ durch Wuppertal bewegen werden, denn die meisten Wertungshäuser liegen entlang der Schwebebahntrasse, dem berühmten Wahrzeichen der Stadt. Die Schwebebahn oder WSW mobil und damit der gesamte öffentliche Nahverkehr sind ein Partner des Bundeswettbewerbs. Und ich freue mich darauf, dass wir den diesjährigen Bundeswettbewerb wirklich als Fest der musikalischen Begegnung gestalten können.
Wir haben für die Teilnehmenden verschiedene Plattformen geplant, wo sie sich begegnen, sich austauschen, miteinander musizieren und wo sie sich kennenlernen können. Wo Freundschaften fürs ganze Leben entstehen können, so wie ich das damals erlebt habe bei meiner Teilnahme. Wir versuchen, ein Begegnungscafé zu ermöglichen, wo die Teilnehmenden, ihre Eltern und Lehrkräfte, wenn sie dann Zeit und Lust haben, hingehen und andere Musiker:innen kennenlernen können. Es ist eine Jumu-Party geplant im Anschluss an das Festkonzert. Es gibt wie jedes Jahr viele spannende Workshops, die die Teilnehmenden musikalisch, teilweise auch instrumentenspezifisch weiterbilden. Es ist eine Open Stage auf einem der zentralen Plätze in Wuppertal geplant. Es gibt Straßenmusik und, und, und. Es gibt also ausreichend Möglichkeiten, über das Wettbewerbsgeschehen hinaus, für die jungen Musikerinnen und Musiker, sich auszutauschen und zu begegnen.
DMR: Es gibt einige Neuerungen beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Wie sehen die denn aus?
Rademacher: Weil Jugend musiziert so attraktiv und beliebt ist und weil sich die Leistungen der Musiker:innen immer weiter gesteigert haben, könnte man sich gut vorstellen, dass die Zahl der Teilnehmenden auf Bundesebene bei Jugend musiziert immer weiter wächst. Dafür reichen aber inzwischen beim Bundeswettbewerb weder die wenigen freien Tage um Pfingsten herum noch die in den Gastgeberstädten zur Verfügung stehenden Häuser und Räume. Und schließlich auch nicht die für die Wettbewerbslogistik, die Jurys, die Mitarbeitenden und das Rahmenprogramm zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel. Schweren Herzens müssen wir daher die Zahl der Teilnehmenden begrenzen, damit der Bundeswettbewerb auch halten kann, was sich die Musiker:innen davon versprechen: Beim Bundeswettbewerb 2025 sind die Jurys mit mindestens vier qualifizierten und erfahrenen Juror:innen besetzt. Ausreichend lange Beratungsgespräche gibt es für alle diejenigen, die das wünschen, und es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm für Teilnehmende mit der Möglichkeit zur Begegnung, zum Kennenlernen, zum Austausch und zum gemeinsamen Musizieren.
Lehmann: Diese Pfeiler des Bundeswettbewerbs sind nicht neu, sie gehören eigentlich seit vielen Jahrzehnten zum Kern des Jumu-Finales. Und wir kehren quasi zurück zu diesem Kern und stellen sicher, dass wir ihn für die jungen Musiker:innen, die alle ein würdiges Finale verdient haben, jedes Jahr realisieren können. Der Deutsche Musikrat als Träger des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert möchte so vielen Teilnehmenden wie möglich einen schönen Bundeswettbewerb in Wuppertal ermöglichen. Was neu ist in diesem Jahr: Die Einladung zur Teilnahme am Bundeswettbewerb wird durch den Deutschen Musikrat ausgesprochen, basierend ausschließlich auf den Bewertungen der Landesjury. Die Landesjurys wiederum entscheiden, wer mit 24 und 25 Punkten zur Teilnahme am Bundeswettbewerb nominiert ist. Das heißt, die Nominierungen für eine Teilnahme am Bundeswettbewerb werden ausschließlich durch die Jurorinnen und Juroren der Landeswettbewerbe ausgesprochen.
DMR: Durch dieses Prozedere ist einiges neu für die Teilnehmenden der Landeswettbewerbe Jugend musiziert. Könnten Sie das genauer ausführen?
Rademacher: Wer auf Landesebene 24 oder 25 Punkte erhält und mindestens der Altersgruppe III angehört, wird zur Teilnahme am Bundeswettbewerb nominiert. „Nominiert“ – das ist bei Jugend musiziert ein neues Wort. Es ist so ähnlich wie beim Film. Eine Nominierung ist zwar noch kein Oscar, aber schon ganz schön attraktiv. Wer beim Landeswettbewerb mit 23 Punkten bewertet wurde, gehört zu den Besten des jeweiligen Bundeslandes und erhält als erste/r Preisträger:in die Chance einer Förderung innerhalb der vielen Programme der Bundesländer, wie zum Beispiel die Landesjugendorchester. Aus Kapazitätsgründen ist aber eine Teilnahme am Bundeswettbewerb nicht möglich.
DMR: Wie sieht das neue Prozedere zwischen Landes- und Bundesebene Jugend musiziert konkret aus?
Lehmann: Der Deutsche Musikrat als Träger des Bundeswettbewerbs legt fest, wie groß der Bundeswettbewerb sein kann. Bei Einhaltung aller angestrebten Qualitätsmerkmale, die Ulrich Rademacher gerade vorgestellt hat, und eben unter Berücksichtigung der feststehenden Rahmenbedingungen der jeweiligen Gastgeberstadt oder des jeweiligen Jahres. Das sind logistische Rahmenbedingungen, aber auch zeitliche, personelle und auch finanzielle. In Wuppertal sind beim Bundeswettbewerb 1.250 Wertungen möglich. Das heißt wir erwarten circa 2.000 junge Musiker:innen aus Deutschland und den Deutschen Schulen im Ausland. Die Aufteilung der beim Bundeswettbewerb möglichen Wertungsspiele auf die 19 Landeswettbewerbe – 16 in Deutschland, 3 im Ausland – basiert ausschließlich auf den tatsächlichen Wertungszahlen pro Kategorie und Altersgruppe auf Landesebene des aktuellen Wettbewerbsjahres. D.h., den Landeswettbewerben wird jeweils der relative Anteil an zur Verfügung stehenden Wertungen pro Kategorie und Altersgruppe zugesprochen, den sie auch auf Landesebene in dieser Kategorie haben.
Rademacher: Landes- und Bundesebene werden von einem gemeinsamen Ziel geleitet. Alle Nominierten sollen eingeladen werden können und niemand soll demotiviert werden. So lange die Anzahl der Nominierungen nicht größer ist als die Summe aller durchführbaren Wertungen beim Bundeswettbewerb, können alle Nominierten eingeladen werden.
DMR: Wofür steht denn der Bundeswettbewerb Jugend musiziert?
Rademacher: Wir stehen dafür, dass auch in Zukunft herausragende Musiker:innen durch eine Einladung zum Bundeswettbewerb ausgezeichnet und zur Ergreifung eines Musikberufes, übrigens ausdrücklich auch eines musikpädagogischen Berufes, motiviert werden. Dazu trägt auch das neue Verfahren wesentlich bei. Denn wie anfangs schon gesagt: Ein immer weiterwachsender Wettbewerb würde zunehmend auch anonymer und böte immer weniger Möglichkeit zu Austausch und Beratung.
Lehmann: Das Prinzip von Jugend musiziert, mehrere exzellente Leistungen nebeneinander gelten zu lassen und wertzuschätzen und eben nicht wie früher nur einen oder eine Beste jeder Altersklasse oder Kategorie auszuzeichnen, wird durch das neue Prozedere nicht in Frage gestellt. Wir sind davon überzeugt, dass eine von Stufe zu Stufe deutlicher sichtbare Leistungsspitze zum Wesen eines jeden Wettbewerbs gehört und daher auch mit der Kultur von Jugend musiziert vereinbar ist. Wir freuen uns, dass durch dieses neue Prozedere sichergestellt ist, dass in Wuppertal der Bundeswettbewerb 2025 ein buntes Fest der musikalischen Begegnung auf alle Teilnehmenden, Lehrkräfte, Eltern, Wuppertaler:innen und die Besucher:innen wartet.
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