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Musikalischer Partner: ein Staubsauger. Mit ihrem Werk „Annäherung“ erhielt die Akkordeonistin Ronja Ramisch bei WESPE 2017 den Sonderpreis der neuen musikzeitung. Foto: Stefan Effenhauser
Musikalischer Partner: ein Staubsauger. Mit ihrem Werk „Annäherung“ erhielt die Akkordeonistin Ronja Ramisch bei WESPE 2017 den Sonderpreis der neuen musikzeitung. Foto: Stefan Effenhauser
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Horizonterweiterung in Sachen Zukunft

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„Jugend musiziert“ hält 2021 ein neues Angebot bereit
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Sie heißen „Carte blanche“, „Ensemble Kreativ“ oder „Offene Kategorie“ – in den bekannten Musikwettbewerben in Deutschland, aber auch bei unseren direkten Nachbarn in Österreich und der Schweiz, etablieren sich diese neuen Kategorien allmählich und werden fester Bestandteil des Wettbewerbskanons. Auch „Jugend musiziert“ hat bereits erste Erfahrungen mit solch einer freien Kategorie gesammelt: Bisher allerdings in eher kleinem Rahmen, bei WESPE – den Wochenenden der Sonderpreise. Ab 2021 wird „Jumu open“ in den Kategorienkanon von „Jugend musiziert“ aufgenommen.

Es bleibt spannend bei „Jugend musiziert“: Das gilt nicht nur für dieses Ausnahmejahr 2020, wo ein unsichtbares Kleinstlebewesen das gesamte öffentliche Kulturleben lahm legt und auch „Jugend musiziert“ seiner Fürsorgepflicht nachkam und den staatlichen Anordnungen Folge leistete: Nur zwei Landeswettbewerbe, kein Bundeswettbewerb. Die Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ informierte in der neuen musikzeitung darüber, während gleichzeitig die Prüfungen darüber begannen, ob es möglich ist, WESPE im September zu realisieren. Das eine nicht zu tun, heißt jedoch nicht, das andere auch gleich bleiben zu lassen. So wurden parallel zu den Planungen rund um WESPE auch die inhaltlichen und redaktionellen Arbeiten für die Ausschreibung 2021 vorangetrieben. Zahlreiche Anfragen zu Besetzungen und Spielliteratur lassen zu Recht vermuten, dass sich die große „Jugend musiziert“-Familie bereits intensiv mit dem kommenden Wettbewerbsjahr befasst. Voraussichtlicher Erscheinungstermin der Ausschreibung wird Anfang Juni sein.

Neuzugang inmitten der bekannten, beliebten und etablierten Kategorien ist „Jumu open“. Wenn man’s genau nimmt, ist allerdings nur die Nachbarschaft der „Jugend musiziert“-Kategorien für „Jumu open“ neu. Denn bei „WESPE wirbt sie schon seit 2017 für eine Beteiligung. „Jumu open“ beflügelt die Phantasie. Das offenbarte sie schon im vergleichsweise kleinen Rahmen von WESPE. Damit die Kategorie ihr Potenzial entfalten kann, haben sich die Wettbewerbsverantwortlichen entschlossen, bundesweit für „Jumu open“ zu werben.

Raus aus dem Raster

Den Musikerinnen und Musikern, die sich als erfolgreiche Bundespreisträgerinnen und -preisträger bei WESPE für die Teilnahme bewerben konnten, gab die Kategorie nämlich Rätsel auf. Und so konnte das Publikum der WESPE-Kategorie „Jumu open“ zum Teil wahre Wunder an Einfallsreichtum erleben, musste aber auch zur Kenntnis nehmen, dass das Teilnehmerfeld sehr dünn gesät war. Wer war also der stärkere Ratgeber bei der Überlegung, eine Bewerbung für „Jumu open“ in Betracht zu ziehen? Mut und Lust auf Neues? Oder doch die heimliche Sorge, eine peinliche Vorstellung abzuliefern, den Erwartungen nicht zu entsprechen? „Überrascht uns mit anregenden Werken, die keiner gängigen „Jugend musiziert“-Kategorie entsprechen, die andere Kunstrichtungen einbeziehen und die vielleicht die Richtung andeuten, in die sich Musik der Zukunft entwickeln könnte“, so formulierte es Prof. Ulrich Rademacher, der Vorsitzende von „Jugend musiziert“ im Programmheft von WESPE.

Worum geht es also? In dieser neuen freien Kategorie sind alle Instrumente und Performances möglich, die durch bisherige „Jugend musiziert“ -Kategorien nicht abgedeckt sind. Das können alle bei „Jugend musiziert“ vorkommenden Instrumente und die Stimme sein, aber auch beispielsweise Maultrommel, Ukulele, Panflöte, elektronische Musik, Bodypercussion oder Beatboxing. Die Musik kann aus Genres stammen, bei denen manch eine/r sich gescheut hätte, sie mit dem traditionsreichen Wettbewerb „Jugend musiziert“ in Verbindung zu bringen, also Musik, die aus einer anderen als der „klassischen“ (auch klassisch-zeitgenössischen) Tonsprache kommt. Diese Musik kann auskomponiert und/oder improvisiert sein.

So weit, so gut, so ermutigend: Die Musik kann sich mit anderen künstlerischen Sparten wie dem Tanz, dem Film, der Literatur oder der Malerei verbinden. Dem Ideenreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt.

Live muss es sein

Der Zeitrahmen ist weit gefasst: Innerhalb von sechs bis 30 Minuten soll die eigentliche musikalisch-künstlerische Leistung erfolgen, und sie muss zu einem überwiegenden Teil live sein, auch wenn elektronische Einspielungen Teil des eigenen Konzeptes sein können. Damit verlässt „Jumu open“ mutig das „Jugend musiziert“-Korsett, wenn eine eigenständige, künstlerisch-schöpferische Leistung gefordert wird, die über eine reine Interpretationsleistung hinausgeht. Das gilt auch für die Ansiedelung der neuen Kategorie zwischen der strengen Trennung von Solo- und Ensemblewertung. Denn erlaubt ist die Teilnahme sowohl für Solisten als auch für Gruppen mit bis zu 13 Mitwirkenden. Einzige Bedingung: niemand darf jünger sein als 13 und älter als 21 Jahre (Geburtsjahrgänge 2008 bis 2000). Zusätzlicher Reiz: In dieser Kategorie treten alle Altersgruppen und Besetzungen gemeinsam an. Es wird nicht nach Besetzungen und Altersgruppen getrennt gewertet.

Start Land – Ziel WESPE

Bewerbungsschluss für „Jumu open“ ist, wie bei allen anderen Kategorien des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ 2021 auch, der 15. November. Die Bewerbung erfolgt jedoch, auch das ist neu und anders, mit Hilfe eines speziellen Bewerbungsformulars, das demnächst auf www.jugend-musiziert.org zu finden sein wird. Darin beschreibt man in Gestalt eines kurzen Textes sein Konzept, dem man später bei der Darbietung auch folgen muss.

Und letzte Neuerung: Wer sich für die Teilnahme an „Jumu open“ bewirbt, nimmt direkt im Landeswettbewerb teil. Bayern, Berlin, Hamburg, Nord­rhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und auch die Deutschen Schulen Nord-/Osteuropa, Östlicher Mittelmeerraum und Spanien/Portugal laden zu „Jumu open“ ein.

Die genannten Bundesländer öffnen ihre Wettbewerbe für Teilnehmer*innen aus Nachbarbundesländern: Bayern für Thüringen und Sachsen, Berlin für Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Hamburg für Schleswig-Holstein, Nord­rhein-Westfalen für Niedersachsen, Bremen und Hessen, Rheinland-Pfalz für Saarland und Baden Württemberg.

Der jeweilige Landesausschuss entscheidet auch über die Zulassung zur Teilnahme und nominiert die Teilnehmer*innen und Ensembles aufgrund einer hervorragenden Leistung zur Teilnahme an WESPE, dem Wochenende der Sonderpreise, das im September 2021 in Regensburg stattfinden wird. Wie gesagt: Es bleibt spannend! 

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