Auf die Teilnahme an Jugend musiziert folgen oft weitere Anschlussförderungen des Deutschen Musikrates auf dem Weg zum Musikstudium. Neben den Anschlussförderungen von Jugend musiziert zählen dazu auch das Bundesjugendorchester und der Bundesjugendchor.
Startschuss für musikalisches Berufsleben Anschlussförderungen
In der März-Ausgabe der nmz erläuterte der Orchesterdirektor des Bundesjugendorchesters (BJO) Sönke Lentz die Verbindung zwischen Jugend musiziert und dem BJO. Neben der Mitgliedschaft im BJO gibt es für Bundespreisträger:innen Jugend musiziert noch viele weitere Anschlussfördermaßnahmen und Förderpreise.
Die 15-jährige Bratschistin Maj Julia Bommas aus der Nähe von Stuttgart, fünffache Bundespreisträgerin Jugend musiziert – mit Bratsche und Klarinette –, ist seit Ende 2022 Mitglied im BJO. Inzwischen sitzt sie bei den Bratschen am ersten Pult. Sie hat auch bei anderen Förderungen partizipiert, wie dem MozartLabor beim Mozartfest Würzburg und hat bei der Zentralkonferenz von Jugend musiziert 2023 in der Resonanzgruppe mitgearbeitet. Zwischen den Proben mit ihrem Schulorchester und den Vorbereitungen für den Landeswettbewerb Jugend musiziert mit ihrem Duopartner, hat sie sich Zeit für ein Gespräch genommen.
Deutscher Musikrat: Du hast schon öfter bei Jugend musiziert teilgenommen. Wie kam es dazu?
Maj Julia Bommas: Ich habe drei Geschwister, die auch Musiker sind und so war für mich Jugend musiziert eigentlich schon immer etwas Selbstverständliches und auch bei uns in der Musikschule war das so üblich. Ich habe mit Geige angefangen mit der Suzuki-Methode in Lauffen am Neckar. Mit acht Jahren habe ich dann zur Bratsche gewechselt, denn die hat so einen schönen tiefen Klang, und seitdem hatte ich Unterricht an der Musikschule in Ludwigsburg. Neben Geige und Bratsche habe ich auch noch Klarinette gespielt und so habe ich seit 2016 mehrfach, also in allen für mich möglichen Kategorien, bei Jugend musiziert teilgenommen, solo oder als Duo für Blas- und Streichinstrument. Und immer, wenn es ging, auch in der Kammermusik. Und das war für mich immer ganz ganz toll. In Ludwigsburg an der Musikschule hatte ich vier Jahre lang so eine Art Jugend-musiziert-Ensemble. Das war ein Streichquartett und wurde dann für das entsprechende Jahr, als es bei Jugend musiziert die Kategorie Klavier-Kammermusik gab, um ein Klavier erweitert. Wir hatten die Möglichkeit, uns regelmäßig zu treffen, zu proben und am Ende dann auch bei Jugend musiziert mitzumachen.
Inzwischen bin ich Jungstudentin bei Tabea Zimmermann in Frankfurt und bei Professor Gunther Teuffel in Filderstadt, der war früher Professor in Stuttgart.
DMR: Wie machst du das mit der Schule?
Bommas: Ich bin am Eberhard-Ludwig-Gymnasium, das ist das Musikgymnasium in Stuttgart. Ich wohne in der Nähe von Stuttgart. Und das bietet ganz tolle Möglichkeiten für Jungstudenten oder auch Musiker:innen. Wir können uns einen bestimmten Prozentsatz der Schulstunden frei nehmen. Unser Schulleiter ist da sehr entspannt, was Freinehmen angeht, und ist sehr froh, wenn er uns ermöglichen kann, bei so etwas wie dem Bundesjugendorchester oder Wettbewerben oder so teilzunehmen. Solange die Schulnoten stimmen.
Deutscher Musikrat: Du nimmst bei Jugend musiziert nicht nur teil, sondern Du warst auch bei der Zentralkonferenz von Jugend musiziert 2023 als Mitglied in der Resonanzgruppe.
Bommas: Sönke Lentz, der Orchesterdirektor des BJO, hatte mich angesprochen, ob ich Lust hätte, an der Zentralkonferenz teilzunehmen und meine Meinung als Teilnehmerin zu vertreten. Ich war natürlich direkt einverstanden. Dort habe ich zwei weitere Teilnehmer, die ich schon aus dem BJO und aus anderen Orchestern kannte, getroffen. Für mich war das eine sehr interessante Erfahrung. Jugend musiziert kannte ich bisher nur aus Teilnehmersicht. Ich war auch noch nie in der Juniorjury oder so. Da mal reinzugucken und ein bisschen rumschnuppern zu dürfen, was da eigentlich hinter den Vorhängen so alles passiert und wie unterschiedlich auch die einzelnen Regionalwettbewerbe sind und welche Leute dahinterstehen, das war schon toll zu sehen. Und natürlich habe ich versucht, die Kritikpunkte oder das, was ich toll fand, einzubringen und fand es dann auch schön zu sehen, wie viele Leute darauf eingegangen sind. Man hat wirklich gemerkt, dass es den Menschen darum geht, jungen Menschen einfach eine Chance zu geben und einfach eine Möglichkeit zu bieten, Spaß an der Musik zu haben mit einem Wettbewerb. Beim Bundeswettbewerb gibt es immer eine Open Stage, wo man sich einfach treffen kann mit den Leuten. Da sieht man auch immer BJOler und LJOler und alle möglichen wieder. Es ist immer ein großer Treffpunkt. Es ist einfach total schön, wenn man merkt und sieht, dass diese Erwachsenen darauf Wert legen, so etwas so Wichtiges für junge Menschen zu ermöglichen.
DMR: Seit wann bist du im BJO?
Bommas: Für das BJO gibt es einmal im Jahr ein Probespiel. Ich habe im Herbst 2022 vorgespielt und dann 2023 an allen Arbeitsphasen teilgenommen, auch beim Festkonzert des Deutschen Musikrates im Oktober 2023 in der Philharmonie Berlin habe ich mitgespielt. Seitdem bin ich Stimmführerin der Bratschen.
DMR: Auf den BJO-Arbeitsphasen wird ja auch Kammermusik gemacht oder es werden auch Kammerkonzerte gegeben. Hast Du ein festes Ensemble gehabt, das Du von Jugend musiziert mitgebracht hast oder aus Deinem Bekanntenkreis? Oder trifft man sich beim BJO dann in neuer Zusammensetzung oder geht beides?
Bommas: Die Musikerwelt ist klein. Man sieht eigentlich jeden immer fünfmal mindestens. Der erste Geiger des Ensembles, mit dem ich an Jugend musiziert teilgenommen hatte, Johannes Braun, ist jetzt auch ins BJO gekommen. Und mit ihm habe ich in Dänemark von Sergei Prokofjew die „Ouvertüre über hebräische Themen“ gespielt. Man trifft sich immer wieder und es ist eine Freude zu sehen, wie man sich selbst und auch die anderen sich weiterentwickeln. Man wird immer besser und lernt immer mehr dazu. Jetzt bin ich mit einem eigenen Klavierquartett unterwegs. Wir haben uns im BJO gefunden.
DMR: Hast Du noch an weiteren Anschlussfördermaßnahmen teilgenommen?
Bommas: Ich war 2023 beim Mozartfest und 2022 beim Deutschen Kammermusikkurs Jugend musiziert (KMK). Das hat aufeinander aufgebaut. Der KMK war wirklich fantastisch. Ich hab’s geliebt, nicht nur die Leute, sondern auch die Dozenten. Es war so schön, die zwei Wochen in Trossingen verbringen zu dürfen. Es ist wirklich sehr schade, dass der KMK in den letzten zwei Jahren nicht stattgefunden hat. Das Streichquartett, in dem ich damals gespielt habe, wurde 2023 zum Mozartfest eingeladen. Da haben wir uns dann ein bisschen erweitert zum Streichoktett und haben das Mendelssohn-Oktett gespielt. Es gab drei Kammermusikprojekte in diesem Mozartfest. Es gab zum Beispiel noch ein Trio aus Violine, Violoncello und Klavier, das sich mit Improvisation beschäftigt hat. Der Cellist war der Dozent. Die haben sich zusammengesetzt und sich zwei Themen überlegt, die schon vorkomponiert waren und haben auf der Bühne frei improvisiert. Das war das Highlight des ganzen Abends. Das Mozartlabor war so organisiert, dass man tagsüber in die Gruppen aufgeteilt war, und abends kamen dann noch weitere Gruppen dazu. Es gab eine Gruppe zu Musikjournalismus, es gab eine Wissenschaftsgruppe, eine Fotografengruppe. Man saß dann abends in Diskussionsrunden zusammen, bei denen man zugehört hat, etwa zu dem Thema, wie es um den Musikjournalismus bestellt ist. Es war sehr abwechslungsreich und man konnte in diese anderen Gruppen reingucken. Ich habe Aspekte kennengelernt, die ich als Musikerin, die wirklich nur auf der Bühne steht und probt, noch nicht kannte oder gar nicht wusste, dass sie existieren. Es waren vor allem Studierende, die uns diese Themen nahegebracht haben.
DMR: Machst Du dieses Jahr auch wieder bei Jugend musiziert mit?
Bommas: Ja, ich mache in der Kategorie Duo mit, Klavier und ein Streichinstrument in der Altersgruppe 4. Und daneben spiele ich in unserem Schulorchester mit. Unser Patenorchester ist das SKO, das Stuttgarter Kammerorchester, und die proben mit uns Pult an Pult, Profi neben Schüler. Das ist sehr sehr schön.
Elisabeth Fußeder
Die junge Komponistin Elisabeth Fußeder hat schon zwei Werke für den Bundesjugendchor geschrieben. Ihr Zyklus „waldeslust“ ist auch titelgebend für die erste CD des Bundesjugendchores, die gerade im Carus-Verlag erschienen ist. Elisabeth Fußeder hat in Vokalensembles bei Jugend musiziert teilgenommen.
Deutscher Musikrat: Wann hast Du zum ersten Mal bei Jugend musiziert mitgemacht und wie kam es dazu?
Elisabeth Fußeder: Zum ersten Mal mitgemacht habe ich 2013. Damals war ich Mitglied der Domkantorei Freising. Durch die Initiative unserer Chorleiterin Angelika Sutor wurden zwei kleine Vokalensembles zusammengestellt, um bei Jugend musiziert in der Kategorie Vokalensemble mitzumachen. Später haben sich die beiden Formationen dann zu einem Ensemble „Chiave“ zusammengeschlossen und 2017 erneut an Jugend musiziert diesmal in der Kategorie Neue Musik teilgenommen.
DMR: Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?
Fußeder: Für mich war es sehr wertvoll, Bestätigung zu bekommen in dem, was ich mache. Dadurch, dass unser Ensemble 2017 bis zum Bundeswettbewerb und schließlich auch zu WESPE gelangt ist, kamen viele Kontakte, viel Feedback und Rückmeldungen und auch einige weitere Konzerteinladungen zustande, die sehr wertvoll waren. Ebenso habe ich aber ehrlicherweise die Erfahrung gemacht, dass Jugend musiziert mit den Jurymitgliedern steht und fällt. Mehrere Male habe ich durch teilnehmende Freund:innen und 2013 mit dem Ensemble auch selbst ein sehr unkonstruktives Feedback erfahren. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Jurys/Jurymitglieder, von denen man dagegen höchst wertvolle Kritik und Anregungen bekommt. Von der Jugend musiziert Zentralkonferenz, zu der wir als Ensemble aufgrund unseres Erfolges 2017 in einem Jahr als Teilnehmerstimmen eingeladen waren, weiß ich, dass dieses Problem bekannt ist: Die Jurys bei Jugend musiziert bestehen eben auf Ehrenamtsbasis und es ist dem Wettbewerb daher nicht immer möglich, die Leute in die Jurys zu bekommen, die er sich wünschen würde.
Unabhängig davon habe ich Jugend musiziert aber unglaublich viel zu verdanken: Die intensiven Vorbereitungsphasen sind ein nicht wegzudenkender Teil meiner musikalischen Grundausbildung, mit der ich es später an die Musikhochschule geschafft habe.
DMR: Gab es das Ensemble extra für Jugend musiziert oder bestand das noch länger?
Fußeder: Das Ensemble wurde 2013 ursprünglich für Jugend musiziert gegründet, bestand aber noch bis 2022.
DMR: War die Vorbereitung auf den Wettbewerb förderlich für das Ensemble?
Fußeder: Sehr! Durch die monatelange, äußerst intensive Vorbereitung haben wir einen sehr homogenen Ensembleklang erreicht und beim Musizieren viel Gespür für einander entwickelt. Ich habe in dieser Zeit extrem viel gelernt, musikalisch, in Sachen Bühnenperformance sowie nicht zuletzt auch menschlich.
DMR: Wie kam dann der Kontakt zum Bundesjugendchor?
Fußeder: An der Musikhochschule in Freiburg, wo ich Komposition studiere, gibt es einige Kommiliton:innen, die Mitglied im Bundesjugendchor sind. Der direkte Kontakt kam aber tatsächlich darüber, dass Anne Kohler [Anmerkung der Redaktion: Anne Kohler ist die künstlerische Leiterin des Bundesjugendchores] bei mir angefragt hat, ob ich Lust hätte, eines meiner bestehenden Chorstücke zu einem Zyklus für den Bundesjugendchor auszuarbeiten. Das habe ich selbstverständlich sehr gerne zugesagt! Später habe ich dann auch für den Bundesjugendchor vorgesungen und singe bei der aktuellen Produktion „PAX – Chor in Bewegung“ mit.
Sarah Puttkamer
Sarah Puttkamer singt seit seiner Gründung im Bundesjugendchor. Nach einem Schulmusik-Studium in Mannheim studiert sie Bachelor Alte Musik Gesang in Trossingen.
Deutscher Musikrat: Wann hast Du zum ersten Mal bei Jugend musiziert mitgemacht und wie kam es dazu?
Sarah Puttkamer: Ich habe zum ersten Mal mit 6 oder 7 Jahren bei Jugend musiziert teilgenommen, da allerdings noch mit Geige. Ich glaube, mit 15 oder 16 Jahren habe ich dann im Duo mitgemacht mit einer Freundin aus dem Chor, in dem wir zusammen gesungen haben.
DMR: Welche Erfahrungen hast Du dort gemacht?
Puttkamer: In Erinnerung ist mir tatsächlich eher das Wettbewerbs-Gefühl dort. Die Vorbereitung habe ich aber als sehr positiv empfunden – die Erfahrung, über eine längere Zeit sehr detailliert an einem Programm zu arbeiten, hatte ich in dem Sinne noch nicht. Das hat mir viel Spaß gemacht.
DMR: Gab es das Ensemble extra für Jugend musiziert oder bestand das noch länger und war die Vorbereitung auf den Wettbewerb förderlich für das Ensemble?
Puttkamer: Das Duo haben wir extra für Jugend musiziert gegründet. Wir haben aber schon sehr lange gemeinsam im Chor gesungen. Die Vorbereitung war in dem Sinne förderlich, dass wir einen Termin hatten, an dem wir das Programm „fertig“ haben mussten. Damit hatte man ein Ziel, was ich immer sehr hilfreich finde.
DMR: Wie kam dann der Kontakt zum Bundesjugendchor?
Puttkamer: Mir hat das Ensemble-Singen schon immer viel Spaß gemacht und es war schon immer Bestandteil in meinem Leben. Dadurch habe ich dann mit 17 oder 18 Jahren beim Deutschen Jugendkammerchor vorgesungen und daraus folgte ja der Bundesjugendchor. Im BJC haben alle die Ambition, Musik auf einem hohen Niveau zu machen und gemeinsam an dem Klang und der Musik zu arbeiten und zu feilen. Wir teilen alle die gleiche Leidenschaft und das verbindet automatisch. Natürlich trägt die gute Gemeinschaft auch dazu bei, dass jede Arbeitsphase ein bisschen wie Urlaub ist.
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