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Was bringen Sologesang und vokales Ensemble

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Resümee nach drittem Durchlauf: Erfolge und Defizite bei der Vokalkategorie ”Jugend musiziert”
Publikationsdatum
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nmz 2000/10 | Seite 31
49. Jahrgang | Oktober

"Jugend musiziert"

Was bringen Sologesang und vokales Ensemble

Resümee nach drittem Durchlauf: Erfolge und Defizite bei der Vokalkategorie ”Jugend musiziert”

Berufs- wie Laienchöre beklagen mangelnden qualifizierten Sängernachwuchs. Auch der solistische Nachwuchs für Musikbühne und Konzertpodium aus dem eigenen Lande hat Schwierigkeiten, sich zu behaupten. Aber wo sind die Stimmbegabungen zu finden? Diese Frage beschäftigte in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder die Verantwortlichen und sie drängten, mit dem Förderprojekt ”Jugend musiziert” nach seinen unumstrittenen Erfolgen im instrumentalen Bereich auch auf vokale Talentsuche zu gehen. Das war vor fast zehn Jahren. Nach dem dreimaligen Durchlauf der Vokalkategorien bei ”Jugend musiziert” fragten wir Professor Peter Ziethen, G Berufs- wie Laienchöre beklagen mangelnden qualifizierten Sängernachwuchs. Auch der solistische Nachwuchs für Musikbühne und Konzertpodium aus dem eigenen Lande hat Schwierigkeiten, sich zu behaupten. Aber wo sind die Stimmbegabungen zu finden? Diese Frage beschäftigte in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder die Verantwortlichen und sie drängten, mit dem Förderprojekt ”Jugend musiziert” nach seinen unumstrittenen Erfolgen im instrumentalen Bereich auch auf vokale Talentsuche zu gehen. Das war vor fast zehn Jahren. Nach dem dreimaligen Durchlauf der Vokalkategorien bei ”Jugend musiziert” fragten wir Professor Peter Ziethen, Gesangspädagoge, engagiert im DTKV und selbst mit seinem Rat in der Planungsphase der Vokalkategorien bei ”Jugend musiziert” beteiligt, nach seiner Einschätzung: neue musikzeitung: Was brachte die Einführung der Kategorie Sologesang und vokale Ensemblemusik beim Wettbewerb ”Jugend musiziert”, und was wäre für die weitere Planung – Sologesang ist wieder für das Jahr 2002 vorgesehen – zu bedenken? Ziethen: Nach meiner Meinung hat der Wettbewerb ”Jugend musiziert” gerade an den Musikschulen einen verstärkten Schub für das Fach Stimmbildung oder Gesang ausgelöst. Speziell nach der Wiedervereinigung im westlichen Teil Deutschlands. Das ist eine sehr positive Entwicklung, die besonders die These stützt, dass die Musikausbildung auf jeden Fall auch schon in der Basis den Gesang einbeziehen sollte – das natürlichste Instrument. Durch ”Jugend musiziert” sind natürlich Motivation und Anreiz geschaffen, auf ein Ziel – eben den Wettbewerb – hinzuarbeiten, das auch weitgehend aufgenommen wurde. Es hat auf jeden Fall dazu geführt, dass sich mehr Interessenten für eine stimmliche Ausbildung interessieren. nmz: Ist in der beruflichen Ausbildung erhöhtes Interesse an Vokalausbildung spürbar? Ziethen: Da “Jugend musiziert” ja ein Laienwettbewerb ist, können Auswirkungen im Hochschulbereich nur in indirekter Form wahrgenommen werden. In erster Linie ist das die Altersgruppe, die vor dem Abitur steht, die sich also Gedanken darüber macht, welchen Beruf man ergreifen kann. Die an Gesang Interessierten nehmen zum großen Teil deshalb auch an dem Wettbewerb ”Jugend musiziert” teil, um sich selbst zu testen und dem Wunsch, Sänger oder Sängerin zu werden, einmal innerhalb des Jurygesprächs mit Fachkollegen zu diskutieren und sich beraten zu lassen. Der Wettbewerb Vokale Ensemblemusik wurde nach meiner Meinung bisher erst etwas zögernd aufgenommen, aber man kann auch hier eine durchaus positive Entwicklung sehen. Man muss auch berücksichtigen, dass gerade in der Privatausbildung eine vokale Kammermusik für die Lehrer zum großen Teil ein Problem darstellt, da sie ja in der Regel nur Einzelstunden im Fach Gesang geben. nmz: Brachten die Literaturlisten ”Jugend musiziert” brauchbare Anregungen und Empfehlungen? Ziethen: Die Literaturlisten von “Jugend musiziert” sowohl von Solo- wie vokaler Ensemblemusik sind von einem Großteil der Ausbilder äußerst positiv aufgenommen worden. Was die Einteilung des Schwierigkeitsgrades angeht, so gibt es unterschiedliche Meinungen, aber ich glaube, hier lässt sich keine ideale Lösung finden. Vieles ist eben individuell. nmz: Hat sich die Aus- und Weiterbildung der Vokallehrer und Stimmbildner auf die neuen Anforderungen eingestellt? Ziethen: Was die Aus- und Weiterbildung für diese Ausbilder angeht, so hat sich ja das Fach Gesang als solches bereits längst etabliert und wird auch im reichhaltigen Maße abgedeckt. Die speziellen Stimmbildner, die auch auf chorische Arbeit geschult werden, wären ein Kapitel, das von den Hochschulen in verstärktem Maße berücksichtigt werden sollte, da gerade in dieser Hinsicht sehr viele Chorvereinigungen dazu übergegangen sind, sich Stimmbildner zu nehmen, die den technischen Teil der zum Teil ja äußerst anspruchsvollen Literatur mit dem Chor erarbeiten sollen. Dies ist auch sehr begrüßenswert, denn wenn man meinetwegen ein Oratorium mit einem Laienchor aufführt, setzt sich das Orchester in der Regel aus Berufsmusikern zusammen. Der Anspruch an die Laien wird aber im gleichen Maße aus musikalisch-gestalterischer Sicht gestellt und hierfür müssen auch technische Voraussetzungen geschaffen werden. Also sollte gerade der Beruf des Stimmbildners noch weiter gefördert werden. Was die Weiterbildung für Vokallehrer angeht, wäre auch das Fach oder die Sparte Musical wichtig. Hier wurde ja schon viel diskutiert, in wie fern diese Kunstgattung in den Wettbewerb ”Jugend musiziert” eingebracht werden kann oder soll. Es wäre zu sagen, dass eben gerade die Jugendlichen über diesen Weg sehr oft erst zur Musik finden und dass eine fachkundige Unterstützung dieses Bereichs durchaus förderungswürdig ist. Das heißt, dass auch hier Lehrer sich kundig machen müssen, was die Literatur und deren Anspruch in technischer und musikalisch-darstellerischer Hinsicht angeht. Hier ist noch eine große Lücke, denn viele Gesangslehrer diskutieren über Musicals, ohne sie eigentlich genau zu kennen. Weiterbildende Maßnahmen in dieser Hinsicht wären auf jeden Fall besonders für die Lehrkräfte, die an Musikschulen unterrichten, zu bedenken. Denn die Musikschullehrer werden am stärksten mit Schülern konfrontiert, die bereits in ihrer Schule oft ein Musical aufführen und hier eine Unterstützung gebrauchen könnten. nmz: Zeichnen sich Auswirkungen ab für die Berufsorientierung? Ziethen: Was den Mangel an geeignetem Nachwuchs insbesondere an Männerstimmen angeht, muss man sagen, kann auch der Wettbewerb Jugend musiziert nicht mehr Stimmen finden, als vorhanden sind. Ich habe den Eindruck, dass sich aus allen Sparten – auch aus den männlichen Stimmen – ein interessantes Material meldet, muss aber doch feststellen, dass insbesondere die tiefen Stimmen (sei es bei Frauen die wirkliche Altstimme wie auch bei Männern wirkliche Bassstimmen) in viel zu geringem Maße vorhanden sind – ein Punkt, der nicht nur hier zu Lande sondern auch andernorts auftritt, wie ich in meinen Meisterklassen in Asien, Neuseeland und auch in Australien immer wieder bemerke. Der Wettbewerb “Jugend musiziert” und die Möglichkeit, dort als Preisträger hervorzugehen, hat schon sowohl für die Vokalausbilder wie auch für die Jugendlichen selbst oder deren Eltern einen sehr starken Anspornwert. Nicht immer allerdings sind diese Wertgefühle mit dem identisch, was die Berufsausbildung angeht, das heißt, es wurde immer wieder bei Aufnahmeprüfungen festgestellt, dass manche Kandidaten, die eine Aufnahmeprüfung nicht bestanden, nun sehr enttäuscht waren, weil sie vorher Preisträger bei “Jugend musiziert” waren. Damit will ich sagen, ein Preis bei “Jugend musiziert” ist eben durchaus noch keine Garantie dafür, eine Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule zu bestehen. Sicherlich ist ein positives Ergebnis bei eindeutigen Talenten in allen Gremien zu erwarten, aber es gibt eben auch Fälle, die in diesem Alter oder Stadium nur Teilaspekte der Begabung zeigen können; anderes muss eben im Verlauf einer weiteren Ausbildung erarbeitet werden, oder es sollte sich weiterhin im Laienbereich bewegen. nmz: Warum ist es so schwierig, für die jungen Sängerinnen und Sänger, die sich bei “Jugend musiziert” vorstellen, geeignete Klavierpartner zu finden? Ziethen: Das liegt daran, dass besonders bei komplizierter Literatur aus dem Bereich des Musiktheaters die berufsmäßigen Korrepetitoren eine größere Stütze für die Kandidaten darstellen, da sie einfach wissen, was aus diesem Klavierauszug hervorzuheben ist, welche Tempovorstellungen realisiert werden sollen, und vor allem, dass sie selbst sicher sind und somit eine Stütze für den Sänger darstellen. Im konzertanten Bereich ist natürlich das Duo Sänger- oder Sängerin-Klavier zu bevorzugen, da hier dann wirklich echte Kammermusik gemacht wird. nmz: Welche Wunschvorstellungen haben Sie für die Weiterführung der Vokalkategorie bei “Jugend musiziert”? Ziethen: Der Wettbewerb “Jugend musiziert” konnte, wie gesagt, schon einen Boom auslösen, was die Ausbildung in gesanglicher und stimmbildnerischer Hinsicht insbesondere an Musikschulen angeht. Die Defizite oder Wunschvorstellungen liegen bei mir im Bereich Musical. Denn nach meiner Ansicht ist keine musikalische Gattung bei Schülern so gefragt, aufgenommen und akzeptiert wie das Musical, und anstatt über die stimmlichen Probleme, die dabei entstehen können, zu sprechen, sollte man eher überlegen, wie man diese Problematik angeht, das heißt, wie also gerade die Gesangausbilder sich mit diesem Metier mehr beschäftigen müssen und weitergeben können, wie man auf eine gesunde Art und Weise diese Stücke singen kann. Das geht nach meiner Meinung so weit, dass das Fach Musical als eine Sondersparte innerhalb des Gesangwettbewerbes “Jugend musiziert” auftreten sollte. Das Gespräch führte Eckart Rohlfs

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