Noch immer stehen die Nachrichten über „Jugend musiziert“ in der Möglichkeitsform: Hätte, wäre, könnte… Erfolgreich durchgeführte Regionalwettbewerbe, an deren Ende rund 8.000 Kinder und Jugendliche mit dem Weiterleitungsdokument in der Hand zunächst fassungslos die Absage der Landeswettbewerbe und des Bundeswettbewerbs zur Kenntnis nehmen mussten. Die Absage von Deutschlands traditionsreichem Wettbewerb für Nachwuchsmusiker*innen wurde jedoch keineswegs stillschweigend zur Kenntnis genommen. Die Tatsache, dass die Regionalwettbewerbe „Jugend musiziert“ 2020 ja immerhin stattgefunden hatten, war da nur ein schwacher Trost. Viel mehr gaben Kummer, Zorn, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit den Ton an. Und es ist ja auch klar: nach so vielen Wochen intensiven Übens, zusätzlich befeuert durch eine gute Bewertung im Regionalwettbewerb und die Aussicht, als Landesbeste das Gelernte bestmöglich zu präsentieren, war die Absage der Landeswettbewerbe nur schwer zu verkraften.
Schon allein deswegen begannen kurz nach der Absage des Bundeswettbewerbs die Planungen für WESPE – Wochenende der Sonderpreise. (Die Juli-/August-Nummer der nmz berichtete darüber).
Der junge Spezial-Wettbewerb, der seit 2008 traditionell ausgewählten Bundespreisträgerinnen und –preisträgern offen steht, zur Auseinandersetzung mit Unbekanntem und zum Wagnis des Neuen einlädt, ermunterte in diesem Ausnahmejahr 2020 einmalig ausgewählte Preisträger*innen ab Altersgruppe III zur Bewerbung, die im Regionalwettbewerb einen 1. Preis mit 24 und 25 Punkten erhalten hatten. Rund 3.000 Einladungen für die Bewerbung wurden durch die Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ versendet und schließlich rund 400 Nachwuchsmusiker*innen zugelassen. Sie verteilen sich auf sieben Kategorien mit insgesamt 182 Wertungen.
Große WESPE viele Unbekannte
Möglich wurde dies, weil WESPE um einen Tag verlängert wurde. Im Gegensatz zu früheren Jahren beginnen die Wertungsspiele bereits am Donnerstag und enden am Samstag um die Mittagszeit.
Und hier beginnt wieder die Möglichkeitsform, denn auch rund drei Wochen vor Beginn von WESPE 2020 können die Veranstalter nicht verbindlich sagen, ob es am Ende der Wertungsspiele eine Abschlussveranstaltung geben wird.
Pressemitteilungen über erfolgreiche Preisträgerinnen und Preisträger sind derzeit nämlich ersetzt durch ausgefeilte Hygienekonzepte, und der Entwurf des Hygienekonzeptes sieht schon jetzt vor, dass diese Abschlussveranstaltung in jedem Fall ohne Publikum stattfinden wird, also nur für Teilnehmende. Anfang September wird entschieden, ob sie überhaupt stattfinden kann.
Mit der Musikhochschule Freiburg als zentralem Veranstaltungsort für WESPE 2020 haben die Verantwortlichen von „Jugend musiziert“ immerhin eine renommierte, Corona-„erfahrene“ Instanz bei der Organisation an ihrer Seite: das Freiburger Institut für Musikermedizin (FIM), eine gemeinsame Einrichtung der Hochschule für Musik und der Albert-Ludwigs-Universität.
Der von der Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ formulierte Entwurf des Hygienekonzepts wurde inzwischen begutachtet und positiv bewertet.
Hygiene theoretisch – praktisch
Auf dem Papier ist also klar, wie WESPE ablaufen wird. Aber die praktische Umsetzung stellt Mitwirkende vor und hinter den Kulissen vor schwierige Aufgaben. Eltern, Lehrkräfte und Geschwister werden sich damit abfinden müssen, die jungen Künstler*innen vor den Türen des Wertungsortes abzusetzen und mit einem „Toi, Toi, Toi“ in das Wertungsspiel zu entlassen. Entscheidend sind die nächsten Wochen, in denen die Infektionszahlen der Urlaubsrückkehrer*innen den Ausschlag über „stattfinden“ oder „absagen“ geben werden.
Aber auch wenn eine Absage von WESPE aufgrund der Corona-Epidemie weiterhin kurzfristig möglich ist: „Jugend musiziert“ freut sich ungeheuer auf echte, live gespielte Musik und tut das Mögliche, um für musikalische Glücksgefühle zu sorgen – und dankt allen Sonderpreisstiftern, die WESPE auch in diesem Ausnahmejahr die Treue halten.
Von Donnerstag, 17. September bis Samstag, 19. September, in Freiburg i. Br.
(Sofern möglich:) Abschlussveranstaltung mit Bekanntgabe der WESPE-Preisträger*innen 2020:
Samstag, 19. September, 20.00 Uhr
www.jugend-musiziert.org/wettbewerbe/bundeswettbewerb/wespe.html