Beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2024 ermöglichten 42 Institutionen, Stiftungen und Privatpersonen mit ihren vielfältigen Stiftungszwecken und Förderprofilen eine punktgenaue und individuelle Förderung herausragender Musikerinnen und Musiker. Mit Geldpreisen im Gesamtwert von 172.500 Euro und Konzerteinladungen erhöhten sie die Attraktivität der Teilnahme am Bundeswettbewerb Jugend musiziert.
Zwei Institutionen, die voneinander profitieren
Allein die Jürgen Ponto-Stiftung unterstützt mit einer Fördersumme von jährlich rund 88.000 Euro die jungen Musikerinnen und Musiker. Ein guter Grund, die Stiftung näher vorzustellen und auch junge geförderte Musiker zu Wort kommen zu lassen.
Jürgen-Ponto-Stiftung – Förderengagement im Bereich Musik
Seit 1977 widmet sich die gemeinnützige Jürgen Ponto-Stiftung der Förderung des künstlerischen Nachwuchses. Sie unterstützt hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker, bildende Künstlerinnen und Künstler sowie Autorinnen und Autoren, die am Beginn ihrer professionellen Laufbahn stehen. Benannt ist die in Berlin ansässige und rechtlich selbstständige Stiftung nach dem ehemaligen Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto.
In Kooperation mit dem Bundeswettbewerb Jugend musiziert vergibt die Jürgen Ponto-Stiftung monatliche Stipendien an Musiker, die sich noch im Schulalter befinden und einen ersten Preis auf der Bundesebene dieses Wettbewerbs oder eine vergleichbare europäische Auszeichnung vorweisen können. In der Regel erstreckt sich die Förderung über mehrere Jahre. Die Stiftung fördert und begleitet den musikalischen Nachwuchs materiell wie auch ideell, beispielsweise durch die Vermittlung von Konzerten.
Die monatliche finanzielle Unterstützung der Jürgen Ponto-Stiftung erlaubt es den Stipendiatinnen und Stipendiaten, sich verstärkt um ihre musikalische Entwicklung zu kümmern. Seit Gründung der Stiftung im Jahr 1977 haben mehr als 500 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger, Dirigentinnen und Dirigenten sowie Komponistinnen und Komponisten von diesem Förderprogramm profitiert, es als Grundstein für den Aufbau einer professionellen Musikerkarriere nutzen können. Unter denen, die eine Förderung erhalten haben, sind so bekannte Namen wie der Pianist Igor Levit, der Cellist Daniel Müller-Schott und die Geigerinnen und Geiger Isabelle Faust, Veronika Eberle oder Christian Tetzlaff.
Die monatliche Zuwendung für Solistinnen und Solisten beträgt 300 Euro. Ensembles erhalten 1.500 Euro pro Jahr und Mitglied. Insgesamt steht eine jährliche Fördersumme von rund 88.000 Euro zur Verfügung. Ein Stipendium wird für mindestens ein Jahr und höchstens für drei Jahre vergeben. Eigenbewerbungen sind nicht möglich.
Neben Solistinnen und Solisten fördert die Stiftung auch kammermusikalische Ensembles. Mit ihrem Musikpreis, der mit 60.000 Euro dotiert ist, unterstützt die Stiftung herausragende Streichquartette auf ihrem Weg in eine professionelle Karriere.
Der Musikpreis der Jürgen Ponto-Stiftung wird an Streichquartette aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verliehen. Der Preis zeichnet die künstlerische Gesamtleistung des Ensembles aus. Dieses sollte zuvor erfolgreich an internationalen Musikwettbewerben teilgenommen haben und sein Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Preisverleihung nicht höher als 35 Jahre sein. Der Preis wird in einem Turnus von zwei Jahren von einer Jury aus Experten unter anderem der Jürgen Ponto-Stiftung, des Beethovenfests Bonn, des Schleswig-Holstein Musik Festivals, des Tonhallen Orchesters Zürich und des Wiener Konzerthauses vergeben. Mit der Auszeichnung sind Auftrittsmöglichkeiten bei diesen Festivals und Institutionen verbunden.
Im Rahmen gesonderter Projektförderungsmaßnahmen hat die Stiftung in der Vergangenheit zusätzlich Jugendchöre, Interpretationswettbewerbe, das Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft, das Bundesjazzorchester, das Studio für Neue Musik Weimar, die Junge Deutsche Philharmonie bei einzelnen Projekten unterstützt.
Ralf Suermann kümmert sich als geschäftsführender Vorstand um die Betreuung der Förderprogramme
Ralf Suermann arbeitet seit 1999 für die Jürgen Ponto-Stiftung und ist seit 2004 als geschäftsführender Vorstand für die Stiftung aktiv. Seine Aufgaben sind die Betreuung der Förderprogramme in den Bereichen Literatur, Musik und Bildende Kunst. Darüber hinaus kümmert er sich um die finanziellen Aspekte der Stiftung zusammen mit dem Vorstandsmitglied Kirsten Lindemann. Die Stiftung war lange in Frankfurt am Main ansässig, denn sie gehörte zur Dresdner Bank und anschließend zur Commerzbank. Seit 2019 ist die Stiftung unabhängig und das Büro von Ralf Suermann ist seit 2012 am Pariser Platz in Berlin.
Deutscher Musikrat: Die Jürgen Ponto-Stiftung fördert erste Bundespreisträger:innen Jugend musiziert. Nach welchen Gesichtspunkten werden die Musiker:innen ausgesucht?
Suermann: Die Stiftung reist in jedem Jahr zum Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Konkret sind dies Corinna Ponto, Gregor Sigl und ich. Wir sind sehr fleißig. Wir hören uns tagsüber verschiedene Wertungsspiele an und am Abend selbstverständlich die Preisträger:innenkonzerte. Darüber hinaus sprechen wir natürlich mit Jurorinnen und Juroren und Juryvorsitzenden. Am Ende des Wettbewerbs setzen wir uns zusammen und entscheiden sehr genau, wen wir in unser Förderprogramm aufnehmen.
DMR: Wie unterstützt der Wettbewerb diese Auswahl?
Suermann: Der Wettbewerb unterstützt diese Auswahl, indem er das Angebot macht, dass sich einmal im Jahr die besten jungen Musikerinnen und Musiker Deutschlands an einem Ort zum Bundeswettbewerb treffen. Wir haben dadurch die Möglichkeit, uns sehr konzentriert, aber auch sehr komfortabel einen Überblick zu verschaffen über das Niveau allgemein und natürlich über einzelne Interpretinnen und Interpreten, die wir dann, wenn alles zusammenpasst, in unserer Förderprogramm aufnehmen. Ohne den Bundeswettbewerb Jugend musiziert müssten wir eigene Veranstaltungen oder Wettbewerbe organisieren und das wäre natürlich sehr viel schwieriger und vom Arbeitsaufwand auch umfangreicher.
DMR: Was sind die Merkmale dieser Zusammenarbeit? Trifft die Jury etwa eine Vorauswahl?
Suermann: Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit mit dem Bundeswettbewerb Jugend musiziert wahnsinnig schön, freundlich und kooperativ und das in allen Bereichen. Im Kontakt mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch mit den Jurys und natürlich mit den Musikerinnen und Musikern und deren Eltern, die wir beim Wettbewerb vorfinden. Wir haben unsere Stipendiat:innen sehr lange frei von Empfehlungen ausgewählt. Seit einiger Zeit lassen wir uns sehr gerne aber auch schon einmal Empfehlungen eben von den Jurys oder den Juryvorsitzenden geben. Der Grund dafür ist die immer weiter steigende Teilnehmerzahl bei Jugend musiziert, die es uns immer schwerer macht, den Überblick zu behalten und am Ende gute Urteile zu fällen, denn wir können ja nicht jedes Wertungsspiel anhören, gerade bei großen Kategorien wie etwa Violine, Violoncello oder Klavier.
Aurel Dawidiuk – Stipendiat der Jürgen Ponto-Stiftung von 2015 bis 2018
Aurel Dawidiuk, geboren 2000 in Hannover, hat sich zu einem der herausragendsten und vielseitigsten Musiker seiner Generation entwickelt. Der junge Pianist, Organist und Dirigent wurde bei Jugend musiziert in verschiedenen Kategorien mit insgesamt sieben ersten Bundespreisen sowie Sonderpreisen und Stipendien ausgezeichnet, etwa von der Jürgen Ponto-Stiftung, der Deutschen Stiftung Musikleben, der Carl Bechstein-Stiftung, der Stiftung Jugend musiziert Niedersachsen und der Mozart Gesellschaft Dortmund. 2021 wurde Aurel Dawidiuk Stipendiat des Forum Dirigieren. Im Rahmen des Förderprogramms des Deutschen Musikrats nahm er an verschiedenen Kursen teil und sammelte unter anderem als Teilnehmer des „Kritischen Orchesters“ wertvolle Erfahrungen. Seine herausragende Leistung wurde 2023 mit dem renommierten Ernst-von-Schuch-Preis gewürdigt. Darüber hinaus erzielte Dawidiuk Erfolge beim Deutschen Musikwettbewerb, wo er 2022 als erster Preisträger in der Kategorie Orgel seit 21 Jahren hervorging. Ein Jahr später veröffentlichte der Organist seine Debüt-CD bei GENUIN: „B-A-C-H ‚Hommage à ...‘“ aus der Preisträger:innen-Reihe des Deutschen Musikwettbewerbs. Ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere war der Auftritt beim Festkonzert zum 70-jährigen Jubiläum des Deutschen Musikrats im Jahr 2023 in der Philharmonie Berlin, wo er sowohl als Pianist als auch als Dirigent des Bundesjugendorchesters zu erleben war.
Im April 2024 war er Assistent von Elias Grandy während der Osterarbeitsphase des Bundesjugendorchesters. Für die Saison 2024–2026 ist Aurel Dawidiuk nun zum ersten „Associate Conductor“ des Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam ernannt worden.
Wie prägend für ihn die Förderung durch die Jürgen Ponto-Stiftung war, erläutert Aurel Dawidiuk wie folgt:
Die drei Jahre Förderung als Stipendiat der Jürgen Ponto-Stiftung waren für mich die entscheidende Zeit, um wirkliche Exzellenz und Professionalität kennenzulernen und mich diesem besonderen Leben mit der Musik auf höchstem Niveau anzunähern.
Die „Vor-Stipendiaten“ als Vorbilder und Idole einerseits, die Vision der Stiftung zusammen mit den Künstlern andererseits: diese Mixtur hat mir immer schon imponiert – zusätzlich zu der familiär-warmen Atmosphäre „hinter den Kulissen“ der Jürgen Ponto-Stiftung.
Danke für die immerwährende Begleitung und Unterstützung auf dem Weg nach oben!
Philipp Schupelius – Stipendiat der Jürgen Ponto-Stiftung von 2019 bis 2022
Classic FM wählte den 21-jährigen Cellisten Philipp Schupelius im März 2024 unter die 30 spannendsten Nachwuchsmusiker der Welt. Der vielfach ausgezeichnete Musiker begeisterte sein Publikum als Solist und Kammermusiker bereits auf zahlreichen europäischen Bühnen. Mit Leidenschaft widmet er sich besonderen Konzertformaten, Themenkonzerten und der Verbindung verschiedener Kunstformen in einem Konzerterlebnis. Derzeit studiert er an der Kronberg Academy in der Klasse von Wolfgang Emanuel Schmidt. Das Studium wird durch das Sodalitas-Patronat ermöglicht.
Philipp Schupelius ist mehrfacher erster Bundespreisträger Jugend musiziert. Im August 2023 gewann er den Deutschen Musikwettbewerb in Bonn. Seine Debüt-CD beim Leipziger Label GENUIN „Pau! A Tribute to Casals“ erschien im September 2023. Darauf erkundet Philipp Schupelius musikalisch die Gedankenwelt des Jahrhundertcellisten und Friedensaktivisten Pablo Casals, dessen 50. Todestag 2023 begangen wurde. Seit 2020 unterstützt die Hoelzer v. Borckesche Musikstiftung den Cellisten. Er war außerdem Stipendiat der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein und der Jürgen-Ponto-Stiftung.
Auch Philipp Schupelius hat von der Förderung durch die Jürgen Ponto-Stiftung profitiert:
Die Förderung durch die Jürgen-Ponto-Stiftung war für mich eine besondere. Der Stiftung geht es nicht nur um die Förderung von Kunst um ihrer selbst willen. Sie unterstützt Kunst, weil diese für das Gelingen einer freien, lebendigen Gesellschaft wesentlich sind – ein Gedanke, der nicht so selbstverständlich ist. Ich finde ihn aber unglaublich wichtig und richtig. Musik kann meines Erachtens wirklich etwas verändern. Sie bewahrt und kommuniziert das Beste im Menschen. An diesem Gedanken festzuhalten, das hat mich vor dem Hintergrund der Familiengeschichte der Pontos sehr beeindruckt. Insofern war und ist die Ponto-Stiftung mir über konkrete Förderung hinaus auch echte Inspiration! Außerdem ist die Ponto-Stiftung keine anonyme Institution – ich habe es als sehr wertvoll empfunden, immer einen Ansprechpartner zu haben. Besonders bewegt hat mich die Möglichkeit, auf der Trauerfeier für Ignes Ponto zu spielen. Das war eine beeindruckende Feier, und dort wurde sehr deutlich, wie eng bei allen Beteiligten dort der Gedanke der Kunstförderung mit echter Humanität verzahnt ist.
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