Walter Thomas Heyn: Herr Roempke, was war die Grundidee Ihres Projekts „The 5 Elements“?
„The 5 Elements“
Andreas Roempke: Der Hauptgedanke war, zuerst die Musik zu erschaffen, die dann als Quelle der Inspiration für Filmemacher dient. Ein Weg vom „Hören“ zum „Sehen“ und nicht wie bei Filmmusik meistens üblich, die Musik in der Postproduktion hinzuzufügen. Das Werk selber sollte eine Komposition werden, die die klassische Gitarre mit der Klangfülle eines Kammerorchesters verbindet.
Heyn: Was ist das Besondere an „The 5 Elements“?
Roempke: Die Symphonie ist den 5 Elementen aus der daoistischen Lehre der Wandlungsphasen und der Naturphilosophie gewidmet. So besteht das Werk auch aus 5 Sätzen, die den Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet sind. Diese musikalischen Stücke sollten die Grundlage bilden, zum Beispiel für einen Natur- oder Dokumentarfilm und so die Verbindung zwischen Musik und den Kräften der Natur erlebbar machen.
Die Gitarre fungiert als Soloinstrument, also eine eher selten vorkommende Besetzung in einem Orchester. Zum anderen entstand aus „The 5 Elements“ ein interdisziplinäres und multimediales Projekt, das verschiedene Kunstformen miteinander verbindet.
Heyn: Was bedeutet das genau?
Roempke: Teile der Musik wurden durch andere künstlerische Disziplinen interpretiert: Nina Duss und Daniel Kapfinger von der Akademie für darstellende Kunst haben eine improvisierte Tanzperformance zu dem Element Feuer aufgenommen. Es gibt einen Trailer über die BOS-Foundation in Borneo, eine Fotocollage von Corinna Meister, eine musikalische Untermalung zu einem Zeichentrickfilm des kleinen Prinzen und einen fiktiven Kinotrailer. Diese Beispiele stehen als Einladung zu weiteren künstlerischen Synergien. Auf der umfangreichen Website www.the5elements.net, wo sich die Fotografin Corinna Meister um das Layout gekümmert hat, können Besucher diese Werke entdecken und tiefere Einblicke in die vielfältigen Aspekte des Projekts erhalten.
Heyn: Zurück zu Musik: Wie ist das Kammerorchester besetzt?
Roempke: Die Streicher bestehen aus ersten und zweiten Violinen, Violen und drei Cellostimmen, die Bläser aus Fagott, Klarinette, Oboe und Flöte. Bei einem Stück verwende ich eine Harfe als Duopartner zur Gitarre. Für die Livebesetzung kommt noch ein Kontrabass dazu. Bei einer Aufführung wären dann 22 Musiker auf der Bühne.
Heyn: Gibt es zu „The 5 Elements“ Aufnahmen mit einem Orchester?
Roempke: Es gibt eine Promo-CD, die mit Hilfe der virtuellen Studiotechnologie erstellt wurde. Auszüge kann man auf der oben erwähnten Webseite hören. Das ganze Projekt ist ja mit Hilfe eines Neustart Kultur Stipendienprogrammes der GVL entstanden. Für ein echtes Orchester hätte das finanzielle Budget nicht ausgereicht. Die Produktion war trotzdem ein herausfordernder Prozess.
Heyn: Wie muss man sich den Prozess vorstellen?
Roempke: Der Tonmeister Florian Speth vom Single Coil Music Tonstudio hatte die Idee, die im Studio aufgenommenen Gitarrenparts zu verwenden, die meistens ohne Klick eingespielt wurden. Die Orchesterstimmen mussten also an deren Tempi angepasst werden. Was einfach klingt, nahm oft Stunden in Anspruch. Die Gitarrenstimme musste präzise ausnotiert werden, die Orchesterstimmen wurden mit der Sibelius-Software dazu arrangiert, diese dann in Midi-Dateien umgewandelt und an die Wave-Dateien der Gitarre angeglichen. Zum Schluss wurden alle Stimmen einzeln mit Dynamik-Bezeichnungen versehen. So konnten wir die Lebendigkeit der Stücke erhalten.
Heyn: Wie schaut es mit einer Einspielung mit einem „echten“ Orchester aus?
Roempke: Das ist natürlich schon etwas ganz Besonderes. Mit einem Orchester erreicht die Musik eine Tiefe und Intensität, die man mit keiner virtuellen Studiotechnik hinbekommt. Derzeit gibt es Gespräche mit dem Dirigenten Imre Sallay vom Kieler Kammerorchester. Herr Sallay hat die Partitur gesichtet und es gibt erste Überlegungen für eine Orchesterprobe und das Vorhaben wurde an den Vorstand weitergegeben. Für eine professionelle Tonaufnahme wäre eine finanzielle Förderung notwendig, da das Werk an die 40 Minuten Spielzeit umfasst und entsprechende Proben und Technik verlangt.
Heyn: Aus welchem musikalischen Umfeld stammen Sie, und wie wirkt sich das auf Ihre Werke aus?
Roempke: Ich habe als Kind mit klassischer Gitarre angefangen, als Jugendlicher kam die E-Gitarre dazu und als Erwachsener das Studium am Music College Regensburg. Das ist eine Berufsfachschule für Pop, Rock und Jazz, mit einer fundierten Ausbildung und Fächern wie Composing, Formenlehre und Tonsatz. Von 2015 bis 2021 war ich Leadgitarrist in einer Folk-Rockformation. Mit den Kompositionen für klassische Gitarre begann ich 2009 und 2019 folgte die erste Albumveröffentlichung über Idagio. Die Idee zum fünften Satz aus den „Elements“ stammt zum Beispiel aus einer Übung für einen E-Gitarrenschüler. Eine Akkordfolge auf den tiefen Saiten für den progressiven Rockbereich.
Heyn: Gibt es darüber hinaus noch weitere Pläne oder Visionen, die das Werk betreffen?
Roempke: Meine Partnerin und ich sind letztes Jahr nach Schleswig-Holstein gezogen und konnten schon einige beeindruckende Ballettaufführungen im Kieler Opernhaus sehen. Eine Inszenierung der „5 Elements“ für ein Ballettensemble wäre ein äußerst spannendes Erlebnis.
Heyn: Abschließend, was können wir in naher Zukunft noch von Ihnen erwarten?
Roempke: Auf dem YouTube-Kanal „Harmonystrings & Impressions“ gestalte ich Videos zu meinen Studioaufnahmen. Es gibt eine Bearbeitung einer Tanzchoreografie des australischen Storyboard-Künstlers Ryan Woodward mit einer Einspielung von „Capricho árabe“. Und es finden sich Stücke, zu denen die Bilder der Geschichten mit Hilfe von KI generiert wurden. Zudem dürfen sich Musikliebhaber auf eine Erstveröffentlichung mit dem Label ARS Produktion freuen. Am 6. Dezember erscheint das Stück „Andalucía“, eine spanische Fantasía für klassische Gitarre.
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