Im vergangenen Jahr wurde der Komponist Wilfried Hiller siebzig Jahre alt – Anlass genug, diesen verdienstvollen Künstler mit zahlreichen Veranstaltungen zu ehren.
Im vergangenen Jahr wurde der Komponist Wilfried Hiller siebzig Jahre alt – Anlass genug, diesen verdienstvollen Künstler mit zahlreichen Veranstaltungen zu ehren. Höhepunkt des Ehrenjahres war sicherlich das Hiller-Festival im Gasteig, doch auch zum Ende des Jahres gab es in der Versicherungskammer Bayern noch einmal ein kleines Konzertjuwel zu hören, organisiert vom Tonkünstlerverband München. Minas Borboudakis, Kompositionsschüler von Hiller und selbst erfolgreicher Komponist und Pianist, hatte für seinen Klavierabend „About Hiller...!“ ein abwechslungsreiches Programm mit Werken von Hiller und seinen Schülern zusammengestellt.
Vom Jubilar selbst waren drei Stücke aus dem Klavierzyklus „Buch der Sterne“ zu hören, in dem er die 88 Sternbilder des Nord- und Südsternhimmels klanglich umsetzt. Aus dem Sternenbild „Monoceros“, dem Einhorn, das mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist, wurde eine kleine, leise, melodische Miniatur. Die Klanggirlanden in „Delphinus“ dagegen beschreiben neben dem Sternenbild ganz konkret den Tanz der Delphine im ägäischen Meer.
Ebenfalls konkret, nämlich theatral, ist das Stück „Eurydike“ gemeint, das sich auf einige Zeilen des gleichnamigen Rilke-Gedichts bezieht. Es handelt von dem Moment, in dem Orpheus und Eurydike einander unwiederbringlich verloren haben. Teils bedrohlich und hysterisch, teils lyrisch und fast beiläufig schildert Hiller die Innenwelten der Figuren, und Borboudakis setzte seine Musik ausdrucksstark, mit großer Sensibilität um.
Sehr unterschiedlich waren die Stücke von Hillers Schülern, „Lichtstudie III“ von Jörg Widmann, „3 redundante Stücke“ von Dieter Dolezel, „Eros“ von Eva Sindichakis und die Uraufführung „Kein Wechsel des Lichts“ von Nélida Béjar: teils abstrakt, teils konkret, teils einem strengen Kompositionsprinzip folgend, teils die Flüchtigkeit des Moments thematisierend.
Borboudakis’ eigene Werke bildeten den Anfang und das Ende dieses Konzertabends. Das erste Stück „modular loops“ aus dem „sketch book I“ betont den improvisatorischen Charakter von Musik und den originären Anspruch der Improvisation: Der Interpret kann die 26 Module, aus denen das Stück besteht, frei anordnen, im Vorhinein überlegt oder spontan für jedes Konzert neu. Von Beliebigkeit oder gar einem Stückwerk war nichts zu spüren – unter Borboudakis’ Händen verschmolzen die verschiedenen, motivischen Elemente – rhythmisch, perkussiv, sphärisch, melodisch – zu einem in sich stimmigen Ganzen.
Ein fulminanter Schlusspunkt wurde mit „Zykloiden I“ gesetzt, dem ersten Teil eines Kammermusik-Zyklus’, an dem Borboudakis derzeit noch komponiert.
Wie der Titel bereits andeutet, dreht sich das Stück um Kreisbewegungen unterschiedlicher Art, die virtuos in ein Kaleidoskop von Klängen verarbeitet wurden: Klangwirbel perlen durch alle Lagen des Klaviers, kulminieren zu einem kraftvollen, rhythmischen Mittelteil und lösen sich wieder auf in Klangkaskaden, die dann – plötzlich – verebben.
Das Publikum war beglückt, der Applaus lang und begeistert.