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Affektgeladenes Konzert mit Witz

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Ein spritziger Abend, der mit empfindsamen Melodien begeisterte
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Romantische Streicherklänge ertönten am Montag, den 26. Juli, im Rubinstein-Saal. Ganz unter dem Motto „À la Russe“ konnte man affektgeladene Musik russischer Komponisten erleben.

Mit Boris Stanskys „Le Quatuor de Normandie“ wurde das Konzert eröffnet. Der Komponist, dessen Werk an diesem Abend uraufgeführt wurde, war auch gleichzeitig der Cellist des Streichquartetts. Der erste Satz „Honfleur“ begann mit einem Pizzicato in den tiefen Streichern und einer melodiösen Linie in der ersten Violine, die Orieta Dado dem Instrument entlockte. Alle Instrumente vereinigten sich in einem gemeinsamen romantisch affektgeladenen Klang. Mit viel Vibrato und einem tiefen satten Ton im Cello endete der erste Satz.

„Étreta“, ein weiteres Gebiet im Norden Frankreichs, folgte. Die Bratsche übernahm die führende Melodielinie, der leise Flageoletts in der Violine gegenüberstanden. Es wirkte wie ein zarter Tanz von im Wind wehenden Blumen, die von den einheitlichen Akkordklängen im Cello und in der Bratsche getragen wurden. Mit einem unisono Flageolett endete der zweite Satz im „piano“. Der dritte Satz „Calvados“ begann mit einem vollen, lauten Klang und rhythmischen Elementen. Darüber war eine affektgeladene Melodie zu vernehmen, die sich in wellenartiger Dynamik fortbewegte. Mit einem gemeinsamen Rhythmus endete das Stück, das von den Zuhörern mit begeistertem Beifall belohnt wurde.

Eine weitere Uraufführung mit dem Werk „Quasi una fantasia“ von Dmitrij Romanov folgte. Pizzicati im Cello und der Bratsche, die von Martin Honsalek gespielt wurde, standen den Geigen gegenüber. Der Tonumfang erstreckte sich über mehrere Oktaven mit freien rhythmischen Linien, die in einer Generalpause abrupt abbrachen. Komplex ineinander greifende Klänge folgten bis die Melodie in der zweiten Violine, die von Anna-Theresa Sehmer beherrscht wurde, erklang und von hohen Flageoletts und Pizzicati umrahmt wurde. Wilde Tremmoli mit Glissando und einem abschließenden Pizzicato im Cello beendeten das Stück und ließen es im Raum verklingen. Sergej Tanejews „Streichquartett Nr.6, op. 19 B-Dur“ wurde mit einer getragenen Basslinie eröffnet. Darüber schwebten die Geigen mit melodiösen Linien. Affektgeladenes Vibrato in der Bratsche verlieh dem Ganzen noch mehr Intensität. Seufzermotive durch alle Stimmen wechselten sich mit freien Melodielinien ab, deren Dynamik immer weiter abnahm und sich im Nichts verlor. Ein Werk, das von den Musikern auf höchstem kammermusikalischem Niveau und Ausdruck vorgetragen wurde.

Als letztes Werk erklang das „Streichquartett Nr. 4, op. 83 D-Dur“ von Dmitri Schostakowitsch. Begonnen wurde mit einem Ostinato-Ton im Cello und der Bratsche, dem harmonische, mit atonalen Einwürfen gepaarte Melodien gegenüberstanden. Pulsierende Rhythmen vereinigten sich in allen Stimmen und leiteten in den ruhigeren zweiten Satz über. Sphärisch hohe Klänge in der Geige wurden mit dem ruhigen tiefen Cello vereinigt. Ein freier Kadenzteil in der Geige endete im Unisono und ließ den dritten rascheren Satz anschließen. Spiccati im Cello und heitere tänzerische Linien folgten. Der nahtlose Übergang in den vierten Satz war so gekonnt umgesetzt, dass er fast nicht zu bemerken war. Lautere Dynamik, komplexere Rhythmen und immer wildere Melodien ließen das musikalische Treiben voranschreiten. Mit einem ersterbenden Abschlusston und einem frechen Pizzicato fand das Konzert, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, ein Ende.  

 

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