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Aus dem Schatten ins Licht

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Komponistenforum des Augsburger Tonkünstlerverbandes
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Dem Lärm geben sie ihre Musik nicht preis, wie er signifikant ist für die Neutöner des 20. Jahrhunderts: Nein, die fünf aufgeführten Augsburger Komponisten gehen moderater vor, Musik zu kreieren, wie sich im LMZ-Konzertsaal zeigte. Geräuschkulisse, Atonalität, Cluster sind ihre Sache nicht.

Aus dem Schatten des aktuellen Konzertlebens heraus traten diese Tonschöpfer in ein spezielles Licht, vom Klaviertrio Ardor beherzt be- und ausgeleuchtet. Ja, das Trio präsentierte höchst selten zu hörende Kammermusik und musste sich folglich – „back to the roots“ – größtenteils auf Noten-Manuskripte stützen. In Chris-
tian Heimerls Suite für Klaviertrio rückten Allemande, Sarabande, Gavotte und Menuett nahe: Das war frischer Wein in alten Schläuchen, blieben doch Form und Charakter der Tanzstilistik gewahrt, während die musikalische Botschaft collagenartig gegen den Strich gebürstet war. So geriet Heimerl nicht in „Harmoniefallen“, sondern präferierte verquere Vexierspiele, vom Klaviertrio Ardor spielerisch erfasst.
Musik als Kalkül und Konstrukt gewannen dagegen Helmut Bernerts zwei Sätze des Klaviertrios Nr. 2 nahezu mathematische Stringenz. Ausgeklügelte Motivspiegelungen durchliefen gekonnt Violine, Cello und Klavier, prägten das Adagio zart und das Giocoso tänzerisch beschwingt, belebt von Taktwechsel, Dynamikprofil und feiner Verzahnung. Breit dimensioniert dagegen Ulrich Bruggners Duo für Violine und Cello, gespielt von den Rossel-Schwestern Angela und Ruth Maria. Mit großem Atem fingen sie Bruggners formale Eigenwilligkeiten auf und konnten seine Stereotypien abfedern. In den Vordergrund rückten so polyphon laufende Spielfiguren, Streicher-Kantilene und tänzerische Momente. Berno Scharpf spielte markant die Solo-Stücke von Franz R. Miller. Die drei Walzer des Orff- Schülers wirbelten so nicht elegant auf pianistischem Parkett, sondern zielten pointiert ab auf Kontraste zwischen heftiger Klanggebärde und leichtem Schritt. Auch Arthur Piechler gab ein Heimspiel, prägte er doch in der Nachkriegszeit als Direktor des Konservatoriums das Augsburger Musikleben. Sein Klaviertrio op. 64 gefiel durch formalen Schliff, eine Fülle geistreicher Einfälle und gewann, von Ardor fließend und geschmeidig gehalten, spätromantische Anmutung. Es überraschte, wie kurzlebig eigentlich viele Werke der Moderne sind, fortgerissen vom Strom der Zeit.

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