Steinig waren die Anfänge des Organisten und Komponisten Christian Glowatzki: In der ehemaligen DDR aufgewachsen durfte er nicht Musik studieren. Von seinem dringenden Wunsch, die Musik zum Beruf zu machen, ließ er sich dennoch nie abbringen und ergriff nach der Wende die Möglichkeit, in Würzburg Klavier und Komposition zu studieren – eine Befreiung und „das Beste, was mir passieren konnte“, so der Komponist.
Heute unterrichtet Glowatzki und gibt Konzerte, versteht sich aber selbst inzwischen vor allem als Komponist, und seine Produktivität gibt ihm recht. Allein vier Kantaten hat er in den letzten Jahren geschrieben, davon drei, die sich auf Bachkantaten beziehen. Sie sind Teil eines Kompositionsprojekts, das zum Ziel hat, poetische Texte von Carola Moosbach – Kommentare zu den Bachkantaten – zu vertonen.
Insgesamt hat sich Glowatzki vier Kantaten vorgenommen, von denen zwei bereits 2014 aufgeführt wurden. Die dritte und vierte, die gerade in Arbeit ist, werden im Frühjahr 2017 uraufgeführt. In den Kantaten wird Glowatzkis spezifische Tonsprache deutlich, die klar von heute ist, aber die Geschichte nicht ausklammert. Tonale und atonale Elemente in einer Struktur verknüpfen sich hier zu einem organischen Ganzen.
Konkret sieht das zum Beispiel in der Kantate „Resonanzen“ so aus, dass die Bassgruppe modale Linien verfolgt, an denen sich der Chor orientiert, die Mittelstimmen spielen ganztönige Melodien, die mit Quartklängen angereichert sind, und die Blockflöten eine Zwölftonreihe. Dieses Prinzip verwendet Glowatzki ansatzweise auch in seinen „Liedern im Volkston“. Die Lieder basieren auf zeitgenössischen, lyrischen Texten, sind schlicht gehalten, aber mit innerem Anspruch – und erfolgreich.
Ende letzten Jahres ist eine CD erschienen und es gibt großes Interesse von Chören, die Lieder kennenzulernen und aufzuführen. Offenbar trifft Christian Glowatzki mit seiner Verknüpfung von Alt und Neu einen Nerv der Zeit.