Am 2. August ist Ernst Held im Alter von 98 Jahren verstorben, seine Frau Erika folgte ihm wenige Wochen später, am 22. September, nach. Der Tonkünstlerverband trauert tief um seinen ehemaligen geschäftsführenden Vorstand und dessen Gattin. Er verliert mit Ernst Held eine prägende Persönlichkeit, wie es nur wenige gibt in der Geschichte des Verbandes – und die treue Gefährtin an seiner Seite, die das außergewöhnliche Engagement ihres Mannes für den Verband stets mitgetragen, nach Kräften unterstützt und so überhaupt erst möglich gemacht hat.
Geboren am 6. Juli 1917 in Münster am Neckar, wuchs Ernst Held in Stuttgart-Bad Cannstatt auf. Nach der Mittleren Reife begann er 1935 eine Lehre als technischer Kaufmann, die er 1938 (noch vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs) abschließen konnte. Danach machte er im Januar 1939 das Abitur – in der Hoffnung, nach dem Militärdienst ein Studium beginnen zu können. Doch es kam anders. Am 1. April 1939 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen und kam erst mehr als sechs Jahre später, im August 1945, aus dem Krieg wieder heim. Kaum zurück, schrieb er sich als einer der ersten Studenten an der Musikhochschule Stuttgart ein. Er studierte ab dem Wintersemester 1945/46 Klavier und Komposition in den Hauptfächern, Violine, Klarinette und Dirigieren in den Nebenfächern. Bereits nach nur fünf Semestern, meldete sich Ernst Held zum Ende des Wintersemesters 1947/48 zur Abschlussprüfung in Schulmusik an. Als wissenschaftliches Beifach wählte er Germanistik, brachte dieses Studium aber nicht zu Ende. Er musste Geld verdienen für seine junge, schnell wachsende Familie. Sechs Kinder, etliche Enkel und eine Urenkelin haben Ernst und Erika Held hinterlassen.
Hauptberuflich war Ernst Held deshalb in den 1950er-Jahren zunächst Geschäftsführer einer großen sozialen Baugesellschaft. Daneben schrieb er Beiträge für die Programmzeitschrift „Radio Spiegel“ des Radio-Senders Stuttgart, hatte einen Lehrauftrag am Pädagogischen Institut und bis zu 14 Privatschüler. Parallel dazu gründete er den Ichthys-Verlag, in dem alle Stuttgarter Musiker von Rang und Namen damals publizierten: ob Karl Marx, Georg von Albrecht, Martin Gümbel oder Erhard Karkoschka, ob Karl Michael Komma, Paul Groß, Erich Ade, Hermann Herpf oder viele andere mehr. Die Verlagstätigkeit nahm mehr und mehr Raum ein in seinem Berufsleben, fand jedoch 1972 ein plötzliches Ende, nach einer lebensbedrohlichen Darm-Operation und wochenlangem Krankenhausaufenthalt.
Ab 1974 arbeitete Ernst Held dann in der Verwaltung der Stuttgarter Musikhochschule. 1984 wurde er zudem als geschäftsführender Vorstand des Tonkünstlerverbands Baden-Württemberg gewählt. 16 erfolgreiche Jahre lang hat er den Verein mit Herzblut geführt, noch kurz an der Seite des Vorsitzenden Martin Gümbel, der 1986 verstarb, danach gemeinsam mit Prof. Eugen Frosch und ab 1990 mit Prof. Rolf Hempel. Das 50-jährige Jubiläum des baden-württembergischen Tonkünstlerverbands im Jahr 1999 organisierte er noch mit viel Elan. Wenig später legte er 82-jährig sein Amt nieder und wurde im selben Jahr 2000 zum Ehrenmitglied ernannt.
Vieles, was den Tonkünstlerverband Baden-Württemberg heute ausmacht, trägt die Handschrift Ernst Helds. Zusätzlich zu den bewährten Verbandsaktivitäten Jugendwettbewerb und Fortbildung ist seine Ägide geprägt von etlichen Neuerungen, die bis heute Bestand haben: So war es Ernst Held, der die damaligen Verbands-Nachrichten zum Mitglieder-Magazin „tonkünstler-forum“ ausgebaut und damit die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes enorm vorangebracht hat. Ebenfalls in seine Zeit fällt die Einführung einer Verbandsseite in der bundesweit vertriebenen „nmz“, verbunden mit einem Abonnement für alle Mitglieder. Ein weiteres Anliegen von Ernst Held war der Dienstleistungsgedanke. Er war es, der für die Privatmusiklehrer im Verband eine Berufshaftpflicht einführte – ohne Beitragserhöhung! Er war es auch, der den Beratungsdienst für TKV-Mitglieder zu juristischen und steuerlichen Problemen ausgebaut hat. Serviceleistungen also, die den Verband bis heute attraktiv machen. Und nicht zuletzt war es wiederum er, der Anfang der 1990er-Jahre den Anstoß gab, das dank einer Erbschaft vorhandene Verbands-Vermögen in einem Büroeigentum anzulegen: der Geschäftsstelle in der Kernerstraße. Das alles sind recht moderne Gedanken und tatkräftige Veränderungen für einen zum Amtsantritt als TKV-Geschäftsführer bereits 66-Jährigen!
Im Laufe seiner Amtszeit als geschäftsführender Vorstand ist es Ernst Held gelungen, die Zahl der Mitglieder des Tonkünstlerverbands Baden-Württemberg beinahe zu verdoppeln, durch intensive Werbung und eine Ausweitung des Service-Angebots. Der zum Ende seiner Amtszeit erreichte Stand von mehr als 2.000 Mitgliedern konnte seither nicht nur gehalten, sondern um rund 200 weitere gesteigert werden.
Über Nachrichten wie diese freute sich Ernst Held. Er nahm bis zuletzt Anteil an allem, was mit dem Tonkünstlerverband zu tun hat. Und er war auch mit der aktuellen Entwicklung des Verbands durchaus zufrieden. Wie er wohl überhaupt zufrieden war. Mit dem, was er geleistet hat – und mit dem, was andere jetzt leisten, nach ihm. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist eine Haltung. Eine Haltung, die Stärke zeigt, Respekt verdient und Sympathie weckt. Danke!