Verlässlichen Informationen zufolge steht auf der Hitliste der Traumberufe von Jungs zwischen sechs und zwölf Jahren an dritter Stelle: Flugzeugpilot. Die Vorstellung, ein schwergewichtiges Transportmittel hoch über den Wolken durch Wind und Wetter zu steuern, scheint attraktiv, weil abenteuerlich und mit hoher Verantwortung verbunden. Die Profession des Musikwissenschaftlers hingegen findet sich bislang auf keiner Top-Ten-Liste der begehrtesten Berufe. Nach Abenteuer klingt sie ja nicht gerade, eher nach Schreibtisch und Studierstube, und mehr nach In-den-Wolken-Schweben als Über-den-Wolken-Fliegen. Wäre der Lebenslauf von Franzpeter Messmer das Modell für eine durchschnittliche Musikologen-Karriere, hätte sich das vielleicht längst geändert.
Einige Schwergewichte hat der promovierte Musikwissenschaftler Messmer bereits durch teils unbillige Großwetterlagen der gegenwärtigen Kulturlandschaft gesteuert, darunter mehrere Musikfestivals im großen Maßstab, eine eigene im Kulturmanagement tätige Firma und einen Verein von hoher kulturpolitischer Bedeutung. Nicht nur, aber gerade auch in der letztgenannten Funktion hat Messmer der bayerischen und gesamtdeutschen Musikkultur über acht Jahre hinweg wesentliche Impulse gegeben, hat bedeutende Weichenstellungen in die Wege geleitet, hat unermüdlich und mit großem persönlichen Einsatz auf die zentrale Rolle hingewiesen, die die Musik und deren pädagogische Vermittlung für unser aller Leben spielt. Nach nunmehr acht Jahren verdienstvoller Tätigkeit hat Franzpeter Messmer im Frühjahr 2017 den 1. Vorsitz des Bayerischen Tonkünstlerverbands an seinen Nachfolger übergeben. Der Obhut Prof. Ulrich Nicolais überlässt Messmer, was er selbst nach eigener Auskunft im Jahre 2009 vorgefunden hatte: „einen bestens aufgestellten Verband“, der den kulturpolitischen Herausforderungen der künftigen Jahre zuversichtlich entgegensehen darf. Ebenso kann er mit Stolz auf die Leistungen dreier bewegter und erfolgreicher Legislaturperioden zurückblicken.
Zu den wesentlichen Neuerungen, die Messmer als Vorsitzender auf den Weg gebracht hat, zählt etwa die Erweiterung des Verbandprofils in den Bereichen Jazz und Popmusik: Nicht zuletzt der Gründung entsprechender Ausschüsse ist es wohl zu danken, dass die Zahl der Mitglieder des TKV Bayern seit Messmers Amtsantritt von gut 2.200 auf 2.831 angestiegen ist – ein Zuwachs von über 25 Prozent. Auch die Bildung eines Ausschusses für „Elementare Musikpädagogik“ setzt ein wichtiges Signal, berücksichtigt er doch den künftig zu erwartenden Bedeutungszuwachs musikpädagogischer Angebote für das ganz junge (Früherziehung) wie das extrem ‚fortgeschrittene‘ Publikum (Musikgeragogik). Neben dem Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, der unter anderem die Einrichtung eines eigenen Buchs Deutscher Tonkünstlerverband in der nmz und die attraktive Neugestaltung der Verbandsflyer und der Fortbildungsbroschüre umfasste, zählte Messmer zu seinen Aufgaben auch die Betreuung mehrerer Publikationsreihen: Unter seiner Ägide konnten zehn neue Bände der traditionsreichen Schriftenreihe „Komponisten in Bayern“ realisiert werden; die Notenedition „Neue Töne“ wurde um Bände zur Violin-, Percussion-, Trompeten und Posaunenmusik erweitert.
Unter den zahlreichen im engeren Sinne kulturpolitischen Aktivitäten Messmers verdient unter anderem sein unverzagtes Eintreten für eine Verbesserung der finanziellen und statusmäßigen Situation der Lehrbeauftragten an Bayerns Musikhochschulen und Universitäten Erwähnung, ebenso wie sein unablässiges Engagement für die staatliche Förderung freiberuflicher Musikpädagogen und Privater Musikinstitute. Schon allein aufgrund des enormen Umfangs der damit verbundenen Aktivitäten darf erwartet werden, dass gerade der zuletzt genannte Aspekt dauerhaft mit Messmers Amtszeit verbunden bleiben wird. Spezifische Fördermaßnahmen des bayerischen Staates für freiberufliche Musikpädagogen und Private Musikinstitute existieren seit 2013; im Jahr 2016 wurde der zur Verfügung gestellte Finanzrahmen nochmals erweitert.
Dem Bayerischen Tonkünstlerverband wurde die Verteilung der bewilligten Gelder übertragen, was die Einrichtung eines komplexen Verwaltungsapparats sowie eines differenzierten Instrumentariums zur Beratung und Qualitätskontrolle erforderlich machte. Stolzes Ergebnis der konzeptionellen Arbeit ist ein vom TKV Bayern gemeinsam mit dem Verband der Bayerischen Sing- und Musikschulen und dem Bayerischen Kultusministerium herausgegebenes Qualitätszertifikat, das die Angebote von Musikschulen und privaten Musikpädagogen erstmals auf seriöse Weise vergleichbar macht und die herausragende Bedeutung der freiberuflichen Musikerziehung für einen flächendeckenden Ausbau des Musikunterrichts in Bayern markiert. Insofern die Fördermaßnahmen des Bayerischen Staates die Adressierung gesellschaftlicher Randgruppen, etwa von Kindern aus sozial schwachen Familien, Menschen mit Migrationshintergrund oder Demenzpatienten, besonders begünstigen, steht die Amtszeit von Franzpeter Messmer für eine enge Verzahnung von Kultur- und Sozialpolitik.
Der Vorsitzende selbst betonte gern, dass erfolgreiche Vorstandsarbeit vom ehrenamtlichen Engagement der Verbandsmitglieder lebt und gab auf diese Weise jede Form von Lob und Dank ganz selbstverständlich an die „Basis“ weiter. Es sei Franzpeter Messmer für seine jahrelange rastlose und ertragreiche Tätigkeit als 1. Vorsitzender des TKV Bayern herzlich und im Namen aller Vereinsmitglieder gedankt. In welcher Weise er die nun freiwerdende Zeit auch zu nutzen gedenkt: Es ist kaum anders denkbar, als dass sie auch jenseits der Gefilde des TKV Bayern reiche Früchte für die Musik und das Kulturleben in Bayern bringen wird.