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Der Vielseitige

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Zum 70. Geburtstag von Ulrich Nicolai
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Die letzten Universalgelehrten, also Menschen, die sich auf vielen Wissensgebieten bewegten, gab es nach allgemeiner Anschauung im 19. Jahrhundert. Umfassend gebildete Menschen, gibt es die wirklich nicht mehr? Doch, vereinzelt schon, und manchmal hat man das Glück, so einem zu begegnen.

Prof. Ulrich Nicolai ist solch ein seltenes Exemplar, das zeigt schon sein Lebenslauf. Die musikalische Welt kennt ihn als Dirigenten, aber so hat er keineswegs angefangen. Erst nach  anfänglichen Studien in Physik und Mathematik hat er sich der musikalischen Ausbildung zugewandt, dann allerdings gleich bei den Großen dieses Fachs – Ulrich Nicolai hat u. a. Kurse bei Carl Melles und Herbert von Karajan absolviert.

Nach dieser Ausbildung konnte der Erfolg nicht ausbleiben: Es begann eine vielversprechende Karriere, die ebenfalls das Merkmal der Vielseitigkeit hat. Ulrich Nicolai arbeitete als Operndirigent an verschiedenen Bühnen, unter anderem in Wien an der Volksoper und in München am Theater am Gärtnerplatz. Die Tätigkeit als Konzertdirigent brachte Vielseitigkeit im Hinblick auf das Repertoire, das von den Epochen, die jedem Musikfreund geläufig sind, bis hin zu zahlreichen Uraufführungen Neuer Musik reicht. Gerade dieses Gebiet des Dirigentenberufs war es, das ihn rund um den Erdball führte: Europa und Amerika waren sein Tätigkeitsfeld ebenso wie China.

Ein musikalischer Beruf ist damit noch lange nicht ausgeschöpft. Das Unterrichten ist ein wesentlicher Teil davon und auch diese Seite der Musik wurde von Ulrich Nicolai ausgefüllt. 1994 wurde er als künstlerischer Leiter des Hochschul-Symphonieorches­ters an die Hochschule für Musik und Theater München berufen. Wer je das Glück hatte, ihn bei der Arbeit mit den angehenden Musikern zu erleben, konnte erkennen, welcher Glücksfall er für eine Hochschule war. Engagiert, kenntnisreich und immer zugewandt war sein Unterricht, bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2017 war Ulrich Nicolai ein Lehrer, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann. Verständlich, dass auch Universitäten in fernen Ländern sich solch einen Pädagogen sichern wollten. Regelmäßig unterrichtete er in Cincinnati und Shanghai, um hier nur zwei seiner zahlreichen Wirkungsstätten zu nennen. Wie viele angehende Orchestermusiker und Dirigierstudenten er betreut und in den Beruf geführt hat, kann er sicher selbst nicht mehr zählen.

Die Musikhochschule in München ist ihm darüber hinaus Dank schuldig für seine Tätigkeit als Vizepräsident und Studiendekan, und der Tonkünstlerverband kann sich darüber freuen, in Ulrich Nicolai einen engagierten und außerordentlich kompetenten 1. Vorsitzenden zu haben.

Was man unserem Jubilar zum Geburtstag sicher nicht wünschen muss, das wäre Vertreibung der Langeweile. Wer so universal gebildet ist wie er, der hat dieses Problem nicht. Wünschen wir ihm also zum runden Geburtstag, dass ihm diese Wesensart noch sehr lange Freude und Erfüllung bringen möge.  

 

 

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