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Die klingende Tropfsteinhöhle

Untertitel
Zum 70. Geburtstag des bayerischen Komponisten Robert Delanoff
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Am 28. April, fand in der katholischen Kirche Frieden Christi im Olympiadorf das dritte Konzert des Jahres der Reihe „Musik im Olympischen Dorf“ (MIOD) statt. Heinz Summerer, der kürzlich verstorbene Olympiapfarrer der Sommerspiele in München, legte 1972 den Grundstein für diese Reihe.

Ein Jahr später übernahm Winfried Englhardt das Konzept und gab ihm seinen Namen. Seitdem ist Englhardt der künstlerische Leiter der Konzert-reihe mit dem unermüdlichen Bestreben, Musik aus allen Epochen und aller Welt zum Klingen zu bringen. Die vor gut vierzig Jahren zu den Sommerspielen erbaute Kirche im Olympiadorf bietet der evangelischen und katholischen Gemeinde nach dem ökumenischen Gedanken ein gemeinsames Dach. An diesem Abend gab es durch die Zusammenstellung des Programms einen ähnlichen Synergieeffekt zwischen Weltlichkeit und Geistlichkeit. Die Kombination verschiedener Epochen führte zu großem Abwechslungsreichtum. Im Zentrum stand dabei der Komponist Robert Delanoff, dessen 70. Geburtstag im vergangenen Oktober Anlass des Konzerts war.
Das Programm hatte die Welt und ihre Schöpfung in all ihren Facetten zum Thema. Dass sich hierbei Geistlichkeit und Weltlichkeit unweigerlich immer wieder vermischten, zeigte die Auswahl der Stücke. So standen eine Vertonung des Regina Coeli und Johann Sebastian Bachs „Kommt Seelen, dieser Tag muss heilig sein“ neben Sonaten, Sarabanden und Prélude-Berceuse. Daran fügten sich Delanoffs Werke nahtlos an: „Alte Buche im Englischen Garten“ (2003), „Birken im Herbst (Erinnerungen an Lappland)“, „Insuyu“ (beide 2001) und „Stromatolithen“ (1989). Letzteres wurde in derselben Kirche uraufgeführt und hatte dadurch einen ganz besonderen Bezug zum Abend. Es beschrieb die gleichnamigen Sedimentgesteine, die von Eva Schieferstein (Klavier) und Susanne Weinhöppel (Harfe) wunderbar lebendig gemacht wurden. Insuyu, die zweitgrößte Tropfsteinhöhle der Welt, vertonte Delanoff in seinem Werk für Klavier solo und widmete es Schieferstein, die es sich nicht nehmen ließ, dem Publikum an diesem Abend ein unvergessliches Erlebnis zu gönnen und es mit ihrer Interpretation in eine andere Welt schickte. Nicht weniger beeindruckend war die vorangegangene freie Improvisation von Winfried Englhardt (Orgel) über ein gegebenes Thema von Delanoff. Die Orgel, das Instrument der geistlichen Welt, ermöglichte fruchtbare Wechselwirkungen mit der Weltlichkeit, die Engl-hardt überzeugend demonstrierte.

Barbara Hesse-Bachmaier (Mezzosop-ran), die vierte im Bunde der Interpreten, glänzte mit den ersten beiden Liedern aus fünf Gedichten von Mathilde Wesendonck, komponiert von Richard Wagner. Alles in allem war die hier besprochene zweite Hälfte des Konzertprogramms wesentlich überzeugender begonnen mit der freien Improvisation von Englhardt und endend mit Bachs Choral in der erfrischend exotischen Besetzung für Mezzosopran, Harfe, Klavier und Orgel.

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