Es gibt offenbar vieles, was Komponisten zu musikalischen Huldigungen inspiriert: Schachspiel, Landschaften, große Künstler. Im voll besetzten Theatersaal der Hochschule für Musik präsentierte das Studio für Neue Musik sechs „Hommages“ zeitgenössischer Komponisten, geboren zwischen 1925 und 1990. Das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti und sein Leiter Gerhard Sammer hatten das Programm „Komponistinnen unserer Zeit XVII“ am Vorabend schon in Innsbruck vorgestellt – hier mit einer Tanzperformance, die den Würzburgern allerdings versagt blieb.
Bertold Hummels „Adagio für Streicher in memoriam Benjamin Britten“, eine schwelgerisch schöne Trauermusik mit spätromantischer Aura und weichen Linien, stand in effektvollem Kontrast zu Joachim F.W. Schneiders „Gambit – Hommage à une idée“ für Kammerorchester. Ein Gambit, so Schneider, meint im Schach ein Eröffnungsspiel, dessen Strategie mehr auf den psychologischen Vorteil als auf Logik setzt, also das Nicht-Berechenbare lebt. Etwa zehn Trommeln, vor dem Orchester eng zum „Spielfeld“ aneinandergerückt, wurden hier von zwei Perkussionisten traktiert, der eckig mechanische Grundgestus von scheinbar chaotischen Soli durchbrochen.
In seiner Hommage an das Tiroler Hundsalmjoch „The Flow – Healing Music for Saxophone and Chamber Orchestra“ malt der Österreicher Florian Bramböck, selbst Solist am Saxophon, ein 20-minütiges Naturbild mit zirpenden Violinen, trillernder Flöte, pastoralen Holzbläsern und Lichtreflexen in Glockenspiel und Triangel – eine verführerische, wenn auch etwas ausgedehnte Mischung aus Sinfonischem, Filmmusik und Big-Band-Sound. Keinerlei Hang zur Redundanz zeigte Katrin Klose, Jahrgang 1990, in ihrem Werk „Accord – Hommage à Grisey“ für Kammerorchester.
Gérard Grisey war ein Vertreter der französischen Spektralmusik, die auf den Obertönen der produzierten Klänge beruht. Passend dazu, eher fragmentarisch wirkend, spielte Kloses Stück in kaum fünf Minuten virtuos mit Klangflächen und Akzenten.
Als „Hommage an all jene, die flüchten oder sich verstecken müssen“ bezeichnet Manuela Kerer ihr Stück „verschlungen“, in dem sie die unterirdischen Städte der Türkei sowie unser Unbewusstes ins Visier nimmt. Dabei schafft sie interessante Klangkombinationen zwischen Fagott und Tuba, erwähnenswert auch das expressive Geigensolo. Ein echtes Heimspiel hatte Christoph Wünsch mit seinem Konzert für Klavier und Kammerorchester „Hommage à trois“, in dem er sich stilistisch vor George Gershwin, Béla Bartók und Chick Corea verneigt. Der Pianist Gerold Huber, ebenfalls Professor am Hause, spielte mit muskulösem und punktgenauem Zugriff, mit Vitalität, Witz und Fantasie. Lustvoll und energiegeladen, bildete das Werk den passenden Abschluss für ein abwechslungsreiches Konzert, in dem man manches Werk gerne ein zweites Mal gehört hätte.